Alltag

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„Königin Maeve war eine der ersten Hexen, die magisch begabte Kinder schulte und das zu Beginn des Mittelalters. Das war ein Vorläufer zu den heute etablierten Zaubereischulen. Ihr solltet bis heute einen Aufsatz über die vier Gründungsmitglieder von Hogwarts schreiben. Legt sie auf eure Tische, ich werde sie dann einsammeln." Die Schüler begannen eifrig in ihren Taschen zu wühlen. „Hat zu diesem Thema jemand fragen? Ich wäre enttäuscht, wenn es nicht so wäre."

„Warum sollten wir diesen Aufsatz schreiben, Professor Garden?", meldete sich Pansy Parkinson zu Wort.

„Ich nehme an, die meisten von Ihnen haben viel über den Gründer Ihres Hauses geschrieben. Dabei werden Sie wohl gemerkt haben, dass jeder Gründer seine Fehler hatte. Keines der Häuser ist perfekt. Und vom Prinzip her hatten sie schon vor der Gründung, etwa 990, dasselbe Ziel. Ich finde dieser Aspekt ist mittlerweile verloren gegangen. Die meisten von Ihnen arbeiten von Anfang an gegeneinander, ohne eigentlich zu wissen warum. Ohne die Gemeinsamkeiten zu beachten, die alle Häuser verbinden. Ihr seid zu fixiert auf die Unterschiede. Das schafft unnötige Differenzen."

„In welchem Haus waren Sie, Professor?", fragte Lavender Brown neugierig.

„Gryffindor."

„Sie verstehen sich mit Professor Snape aber auch nicht besonders gut.", mischte sich Blaise Zabini ein und grinste.

„Das ist etwas persönliches, Mr. Zabini. Unsere beiden Persönlichkeiten vertragen sich nicht gut. Aber das hat nichts mit den Häusern zu tun." Oder zumindest nicht allzu viel... „Sehen Sie es so: Ich habe auch Schwierigkeiten mit Professor Umbridge...obwohl, sie war ja auch in Slytherin. Auf jeden Fall hat das nichts mit den Häusern zu tun." Die Schüler lachten und sie schwang ihren Zauberstab. Die Hausaufgaben schwebten auf ihren Schreibtisch zu und landeten dort sanft.

„Mr. Malfoy, halten Sie es nicht für nötig Ihre Hausaufgaben zu machen? Kommen Sie morgen Abend in mein Büro zum Nachsitzen." Damit löste sie den Unterricht auf. Sie wusste schon, warum sie kaum Hausaufgaben aufgab. Das gab nur Ärger und zusätzliche Arbeit. Sie packte ihre Tasche und schaffte sie in ihre Räume. Dann machte sie sich auf den Weg zum Abendessen.

Als die Eingangshalle durchquerte, erklang hinter ihr ein Räuspern, das sie sofort erkannte. Sie wandte sich um.

„Guten Abend Dolores.", begrüßte sie Dolores Umbridge, die Ministeriumshexe, die dieses Jahr Verteidigung gegen die Dunklen Künste unterrichtete. Diese Frau in Pink hatte sogar schon Yaras Unterricht beigewohnt. Yara hatte befürchtet, dass Umbridge schlecht auf sie zu sprechen wäre, da Yara sie im Zaubergamot sicherlich verärgert hatte. Damit hätte sie eigentlich auch kein Problem gehabt, jedoch entschied die Ministeriumshexe dieses Jahr, wer unterrichten durfte oder wer seine Stelle verlor. Yara befürchtete daher das schlimmste. „Was verschafft mir die Ehre?"

„Guten Abend, Yara. Sie erinnern sich sicher daran, dass ich vor kurzem in Ihrem Unterricht war, um Sie zu bewerten." Yara nickte. Wie sollte sie das auch vergessen haben?! Ständig hatte sie den Schülern Fragen gestellt. Merlin sei Dank, hatte fast jeder der Schüler sie beantworten können. „Nun, ich muss zugeben, Sie sind eine gute Professorin. Sie haben die Schüler im Griff."

Überrascht sah Yara sie an. „Danke."

„Jedoch halten Sie sich nicht an den Lehrplan.", wurde sie auf der Stelle getadelt.

„Wir mussten unseren Lehrplan letztes Jahr etwas abändern auf Grund des Trimagischen Turniers. Ich versuche jetzt alles nachzuholen, was wir letztes Jahr nicht mehr geschafft haben.", erklärte sie und versuchte sich in Geduld.

„Konzentrieren Sie sich nicht so sehr darauf, meine Liebe." Yara nickte nur uns Umbridge wackelte in die Große Halle davon. Diese Frau war eine Zumutung. Ihre zuckersüße Stimme, ihre pinke Schleife im Haar, ihr Sinn für Recht und Ordnung, ihr Unterricht. Einfach alles störte.

„Yara, ist alles in Ordnung?" Minerva McGonagall trat an ihre Seite. „Sie wirken verstört."

Yara nickte. „Ich habe soeben ein Lob von Dolores Umbridge bekommen und bin geneigt mich eher darüber zu ärgern, als zu freuen."

Professor McGonagall nickte langsam. „Ich verstehe, was Sie meinen."



„Mr. Malfoy. Schön, dass Sie hergefunden haben." Draco Malfoy warf ihr einen verärgerten Blick zu und schmiss seine Tasche neben einen der Tische in dem sonst leeren Klassenzimmer.

„Vergessene Hausaufgaben sind kein Grund für Strafarbeiten. Wenn mein Vater davon erfährt...", setzte er an, doch Yara war dieses Thema leid.

„Laut Schulverordnung ist es sehr wohl ein Grund für Strafarbeiten oder Nachsitzen. Ich sage es Ihnen jetzt zum letzten Mal: Ihr Vater macht mir keine Angst. Er ist mir egal. Sie sollten langsam wissen, dass Ihr Vater Ihnen nicht immer aus der Klemme helfen kann.", erklärte sie ihm so sachlich wie nur möglich. Draco Malfoy sah sie zornig an.

„Was muss ich machen?", fragte er dann gelangweilt.

„Sie holen Ihre Hausaufgaben nach. Dafür haben Sie zwei Stunden Zeit. Ich denke alle Bücher, die Sie brauchen könnten, stehen hier in meinem Regal." Ohne ein weiteres Wort machte der junge Malfoy sich an die Arbeit. Mit einem Schnippen ihres Zauberstabes entzündete die Lehrerin den Kamin. Yara setzte sich an ihren Schreibtisch und begann die Hausaufgaben der anderen zu korrigieren. Sie zupfte an ihrem Halstuch. Es war viel zu warm. Sie legte es ab, kritzelte unter die Arbeit ein ‚E' und unterschrieb das Pergament. Es klopfte. Yara stand auf und ging zur Tür, doch da wurde diese schon aufgerissen.

„Erwartest du Post?", fragte er gereizt und schien nicht zu bemerken, dass ein Schüler anwesend war.

„Guten Abend, Professor Snape. Nein, ich erwarte keine Post. Was verschafft mir die Ehre Ihres späten Besuches?", begrüßte sie ihn mit kalter Stimme. Sein Blick fiel auf Draco Malfoy, der sich neugierig zu ihnen umgedreht hatte.

„Was machen Sie hier, Mr. Malfoy?", fragte er dann.

„Nachsitzen.", erwiderte der Blonde kurz angebunden.

„Aus welchem Grund?"

„Bei allem Respekt, das geht Sie nichts an.", mischte sie sich ein. „Weshalb sind Sie hier?"

„Ein Vogel hat sich in die Eingangshalle verflogen und hatte einen Brief dabei." Yara wartete, doch Snape sagt nichts weiter. Musste sie denn wirklich erst nachfragen?

„Und was hat das mit mir zu tun?", ließ sie sich dann herab.

„Es war ein Adler." Oh...

„Haben Sie den Brief dabei?" Er reichte ihr wortlos den Umschlag. „Danke." Sie sah ihn unverwandt an, als er keine Anstalten machte zu gehen. Wollte er warten, bis sie den Brief gelesen hatte? Es ging ihn nichts an. Er schien zu begreifen, dass er gehen sollte, denn er sah sie noch einmal durchdringend an und verschwand dann fast lautlos aus dem Raum. Die Tür fiel leise hinter ihm ins Schloss.

Der junge Malfoy hatte sich wieder in ein Buch vergraben. Zögerlich öffnete sie den Brief.

Sie überflog die wenigen Zeilen, die darin standen. Dann seufzte sie, lehnte sich in ihren Stuhl zurück, zerknüllte das Pergament und warf es zielsicher in das Feuer des Kamines.

„Warum haben Sie das gemacht?"

Sie sah zu ihrem Schüler, der das Geschehen scheinbar beobachtet hatte. „Was meinen Sie?"

„Offensichtlich war Ihnen der Brief so wichtig, dass Sie sich mit Snape angelegt haben. Und jetzt verbrennen Sie ihn einfach so." Sollte sie ihm antworten? Sie zögerte einen kurzen Augenblick.

„Manchmal gibt es Situationen im Leben, die nicht so einfach sind. Aber man kann sich seine Familie leider nicht aussuchen, nicht wahr? Trotzdem darf man sich nicht selbst aus den Augen verlieren. Man kann seinen eigenen Weg gehen."

„Von wem war der Brief?"

„Von meinem Vater."


Yara - Ein Licht in der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt