Ein kleiner See

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Er schickte nach ihr. Er wagte es nach ihr zu schicken! Sie war doch kein Hauself, den er einfach zu sich bestellen konnte, wenn er wollte! Diese Zeiten...Sie seufzte und lief eleganten Schrittes weiter in die Kerker hinein. Ein Klacken begleitete wie immer jeden ihrer Schritte. Es hallte laut von den engen Wänden wieder. Es nützte ja auch nichts, sich zu weigern. Das wäre kindisch. Was er wohl vorhatte?

Sie erreichte die Tür zu seinem Klassenzimmer. Eine Tür durch die sie früher selbst unzählige Male in den Unterricht gegangen war. Sie stand offen. Drinnen vor dem Schreibtisch des Professors stand ein Mädchen mit langen blonden Haaren. Sie trug eine Slytherin-Krawatte. Sie redeten. Yara lehnte sich in den Türrahmen und wartete bis das Gespräch beendet war. Das Mädchen schenkte dem Professor ein Lächeln und ging. Yara lächelte sie an, als Astoria Greengrass an ihr vorbei ging, das Zimmer verließ. Die Slytherin schien verschüchtert und eilte hinaus.

„Ein hübsches Mädchen, nicht wahr?", ergriff sie das Wort, denn offenbar hatte er sie nicht bemerkt, war er doch schon wieder in seine Pergamente vertieft. Als er ihre Stimme hörte sah er abrupt auf. Sie sah ihn herausfordernd an. Doch er überging ihren Kommentar.

„Schön, dass Sie gekommen sind. Ich möchte Sie etwas fragen."

„Nur zu."

„Helfen Sie Potter?" Verdutzt sah sie ihn an.

„Ich gebe mein Bestes, um jedem Schüler zu helfen, der Probleme hat.", entgegnete sie.

Snape verdrehte die Augen. „Sie wissen genau, was ich meine. Ich spreche von dem Trimagischen Turnier."

„Ich verrate ihm nichts über die Aufgaben, wenn Sie darauf hinaus wollen. Warum?"

„Er weiß zu viel."

„Seien wir ehrlich, Krumm und Fleur Delacour wird auch geholfen. Aber wer auch immer Mr. Potter hilft, ich bin es nicht und ich will auch nicht wissen, wer es tut." Er sah sie durchdringend an.

„Gut, mehr wollte ich nicht wissen."

„Deswegen haben Sie mich herrufen lassen?!" Er hatte sich gerade wieder den Pergamenten zugewandt und schenkte ihr nur noch einen kurzen Blick, als sie sich empörte. Zorn stieg in ihr auf, als er sie ignorierte. „Gut. Dann darf ich Sie noch daran erinnern, dass es Professoren untersagt ist etwas mit ihren Schülern anzufangen." Sie hatte sich abgewandt, wollte gerade das Zimmer verlassen, als die Tür vor ihr zuschlug. Sie biss sich auf die Zunge. Das hätte sie nicht sagen dürfen. „Lass mich raus.", forderte sie. Erfolglos. Auf einmal war er hinter ihr und sie drehte sich wieder zu ihm um.

„Pass auf was du sagst. Geh nicht zu weit!" Kalte Augen sahen sie an.

„Pass lieber auf, dass du nicht zu weit gehst!", giftete sie zurück. „Sonst können wir uns bald mit noch einem Problem herumärgern!"

„Schön. Wenn es für dich ein Problem ist. Du hast dich kein bisschen verändert."

„Das habe ich wohl!"

Ihr Streit wurde von einem Ploppen unterbrochen. Beide wandten sich erstaunt zu einem Hauself um, der sich sichtlich unwohl hier fühlte. Er war eine seltsame Erscheinung, denn er trug zwei unterschiedliche Socken.

„Der Schulleiter wünscht die Professoren sofort in seinem Büro zu sehen.", piepste der Elf dann. Yara und Snape sahen sich einen Moment, dann nickten sie. Der Elf verneigte sich und verschwand wieder. Eiligen Schrittes verließen sie die Kerker. Beide Professoren waren in schwarz gekleidet, doch könnten sie unterschiedlicher kaum sein.

Yara klopfte und die beiden traten ein.

„Du wolltest uns sehen?", fragte Yara. Ihr Blick jedoch wanderte von dem Schulleiter zu einer anderen Person im Raum. Harry Potter. Außerdem war Mad-Eye anwesend. Ludo Bagman und Minerva sahen besorgt zu dem Gryffindor. „Was ist denn passiert?"

„Danke, dass ihr so schnell gekommen seid." Yara fiel auf, dass der Schulleiter beunruhigt aussah. „Mr. Potter hat vor wenigen Minuten Mr. Crouch gefunden. Er ist Mr. Potter sozusagen entgegengestolpert. Am Rand des Verbotenen Waldes. Ganz offenbar stand er unter einem Fluch."

„Auf dem Schulgelände? Dann können wir niemandem mehr trauen.", stellte entsetzt sie fest. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür erneut. Hagrid platze hinein.

„Ich habe ihn auch gesehen Professor Dumbledore, Sir!", polterte er los. Der Schulleiter machte eine beschwichtigende Handbewegung.

„Ist schon gut Hagrid. Ich habe nie an Harrys Aussage gezweifelt.", erklärte er beschwichtigend.

„Das ganze scheint mir problematischer zu sein, als bis jetzt erwähnt." Yara sah sich im Büro um. Der Schulleiter war der einzige der ihren Blick erwiderte.

„Mr. Crouch ist wieder...verschwunden. Deswegen brauche ich Ihre Hilfe. Wir müssen den Wald absuchen."

Es war bereits nach Mitternacht, das wusste sie. Ein kleiner, grüner Lichtkegel erhellte den Waldboden vor ihr. Yara hatte nicht wirklich auf den Weg geachtet, den sie genommen hatte. Ihre Sinne waren nur darauf fixiert gewesen ungewöhnliche Details aufzunehmen. Sie wusste dass es spät war und sie zurück gehen sollte. Doch es tat ihr gut das Schloss zu verlassen und ganz für sich allein den stillen Wald zu genießen.

Das Licht, welches ihr Zauberstab spendete, reflektierte sich in etwas. Yara ging auf einen kleinen See zu. Sie musste sehr viel tiefer im Verbotenen Wald sein, als sie gedacht hatte. Sie trat näher an den kleinen See heran. In der spiegelnden Oberfläche sah Yara sich selbst. Sie ließ sich auf einem Teppich aus den abgefallenen, braunen Nadeln der Bäume nieder und ließ das Licht ihres Zauberstabes erlöschen. Sie war allein an diesem ruhigen Ort, der, so düster er auch sein mochte, doch schön war.

Eigentlich war sie ständig allein. In der Muggelwelt hatte sie niemanden nahe genug an sich herangelassen. Sie hätte ja ohnehin nicht über darüber reden dürfen, dass sie eine Hexe war. Und Geheimnisse waren in keiner Beziehung sonderlich hilfreich. Weder in Freundschaften, noch... Sie seufzte. Und hier? Hier war sie doch auch allein, in der magischen Welt. Zu ihren ehemaligen Freundinnen hatte sie keinen Kontakt mehr.

Nach ein paar Minuten, oder waren schon Stunden vergangen, tauchte sie aus ihren tristen Gedanken wieder auf. Sie verbarg kurz das Gesicht in ihren Händen, um sich wieder zu sammeln, dann startete sie einen Versuch, sich elegant zu erheben. Eine Hand tauchte neben ihr auf. Yara musste nicht aufsehen um zu erkennen, wer neben ihr stand. Sie legte ihre Hand in die seine und ließ sich auf helfen.

„Was machst du hier?"

„Es ist spät und du warst lange weg. Wir haben die Suche längst aufgegeben. Man hat sich Sorgen gemacht."

„Severus Snape macht sich keine Sorgen." Sie sah ihn von der Seite an. Ein kaum wahrnehmbares Schmunzeln spielte um seine Lippen. Yara merkte, wie es sie anzustecken drohte. Dann war es auch schon wieder verschwunden, ganz so, als wäre es nie da gewesen.

„Ich habe auch nicht von mir geredet. Der Schulleiter hat schon genug Probleme. Da muss nicht auch noch eine Lehrerin spurlos verschwinden." Er bot ihr seinen Arm dar und sie hakte sich bei ihm unter. „Anscheinend geht es dir wirklich nicht gut.", stellte er spöttisch fest.

„Doch. Mir geht es gut." Ihre Antwort kam schnell. Viel zu schnell. Natürlich merkte er das.

„Du lügst. Und dazu brauche ich nicht einmal deine Gedanken zu lesen."

„Als könntest du in meine Gedanken eindringen." Sie lächelte. Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her. Dieses Mal war sein Zauberstab, der ihren Weg beleuchtete. „Es ist...mehr ein Gefühl. Etwas stimmt nicht mit der Welt da draußen. Ein Grauen liegt in der Luft. Du musst es doch wissen. Du warst ein Todesser, du trägt das Dunkle Mal. Sag es mir, wie bald wird der Dunkle Lord wieder kehren, Severus?" Er zeigte keine Gefühlsregung, doch das hatte sie auch nicht erwartet.

„Ich fürchte bald. Er erstarkt. Wir können nur hoffen, dass Dumbledore einen Weg findet, es zu verhindern."

Yara - Ein Licht in der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt