Vertrauen

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Sie klopfte an und betrat das Büro des Schulleiters. Die Gemälde an den Wänden schnarchten leise vor sich hin.

„Du wolltest mich sprechen?", fragte die den weißhaarigen Schulleiter, der hinter seinem Schreibtisch saß.

„Ja, meine Liebe. Setze dich doch." Misstrauisch ließ sie sich auf einem der Stühle ihm gegenüber nieder und wartete. „Du hast Post bekommen?"

„Ja, ist das jetzt verboten?"

„Nein, natürlich nicht."

„Was glaubt ihr euch dann einmischen zu müssen?! Ihr behandelt mich wie ein kleines Kind! Ich weiß was ich mache, ich bin jahrelang allein zurechtgekommen. Es ist meine Entscheidung, die ich treffen muss und ich lasse mir da nicht hineinreden. Er ist mein Vater! Ihr vertraut ihm nicht und das ist in Ordnung, aber du weißt auch, dass es hier nur um die Beziehung eines Vaters zu seiner Tochter geht, ganz egal, was der Vater ist oder war. Und wenn ihr mir nicht vertraut, dann ist mir das auch egal. Du hast mich zurückgeholt. Dann lass mich auch machen! Es war nur eine Einladung. Oder hast du Angst, dass ich dir gefährlich werden könnte und nicht Voldemort?!" Sie machte sich nicht die Mühe ihre Wut und ihre Empörung zurück zu halten. Es war zu viel. Jeder wollte ihr in ihre Angelegenheiten hineinreden!

Anscheinend hatte sie den Schulleiter für einige Sekunden sprachlos gemacht.

„Kommt dir das wirklich so vor?"

„Es kommt mir nicht nur so vor, es ist auch so."

„Yara, ich verspreche dir..."

„Du brauchst mir gar nichts zu versprechen. Vertraust du mir, Albus?" Sie sah ihn unverwandt an und einige Sekunden schwieg er.

„Ja."

„Dann musst du mich für die letzten beiden Schulwochen freistellen."

„Ja...natürlich. Aber pass auf dich auf."

Kaum hatte Yara ihre Räume erreicht und sich an dem Tisch niedergelassen um die restlichen Hausaufgaben zu korrigieren, klopfte es auch schon wieder an ihrer Tür. Sie stand auf und öffnete.

„Was macht ihr denn hier?", fragte sie leicht überrascht. Vor ihrer Tür standen Harry, Ron und Hermine.

„Können wir mit dir reden?" Hermine sah sie bittend an und Yara ließ die drei Schüler herein.

„Tee, Kekse?", fragte sie und die drei nickten. Yara servierte ihnen beides und setzte sich zu ihnen auf die Couch.

„Also, was gibt es so dringendes?"

„Sage es ihr, Harry." Ron sah verunsichert zu Hermine, die Harry fixierte, welcher wiederum den Blickkontakt zu jedem vermied. „Wenn du es nicht machst, mache ich es."

„Hermine, es ist wirklich nicht..." Doch Hermine ließ ihn nicht ausreden.

„Harry hat Alpträume." Die Gryffindor sah sie erwartungsvoll an. Yara verstand nicht, was daran so spannend sein sollte.

„Stellt euch vor, die habe ich auch manchmal. Seid ihr deswegen her gekommen?", frage sie verständnislos.

„Es...es ist immer der selbe Traum.", erklärte ihr Harry zögerlich. „Es ist eine Tür am Ende eines Dunklen Ganges und ich träume so oft davon. Und dann komme ich der Tür immer näher, aber ich sehe nie was dahinter ist. Aber es ist wichtig. Und ich glaube...ich glaube ich möchte es besitzen, doch ich komme nicht heran. Es ist so real." Harry endete und Yara sah in eindringlich an. Sie hatte einen Verdacht...einen schlimmen Verdacht.

„Weißt du wo diese Tür ist, Harry?"

„Nein." Sie atmete erleichtert aus.

„Darf ich sie sehen?" Harry nickte verunsichert. Yara legte ihm eine Hand an die Wange und schloss die Augen. Dann drang sie vorsichtig in seinen Geist an. Bilder tauchten vor ihrem inneren Auge auf. Es war, wie Harry es beschrieben hatte, ein dunkler Gang an dessen Ende sich eine verschlossene Tür befand. Langsam zog sie sich wieder zurück.

„Es ist nicht nur ein Traum Harry."

„Das haben wir uns gedacht.", erklärte Hermine. „Deswegen wollte ich ja, dass er mit Dumbledore oder dir spricht."

„Und aus welchem Grund habt ihr euch für mich entschieden?"

„Dumbledore hat auch so genug zu tun.", warf Harry kurz angebunden ein. Yara nickte. Aber diese Antwort stellte sie keineswegs zufrieden.

„Okay. Versprecht mir keine Dummheiten zu machen. Ich werde mir wegen der Sache mit der Tür etwas einfallen lassen. Du musst versuchen diese Träume zu vermeiden. Kennt sich jemand von euch mit Meditation aus?" Alle drei schüttelten den Kopf. „Dann versuche es am besten einfach mit Entspannung bevor du einschläfst. Was macht ihr um diese Uhrzeit überhaupt noch außerhalb der Betten?" Streng sah sie die drei an. Sie wechselten verunsicherte Blicke.

„Wir...also..."

„Waren noch in der Bibliothek."

Yara hob eine Augenbraue. „Ich kann auch Professor Snape beauftragen, etwas Veritaserum zufällig in euren Kürbissaft zu verschütten. Den Gefallen tut er mir bestimmt." Hermine biss dich auf die Unterlippe, Ron bekam rote Ohren und Harry schien plötzlich fasziniert von den letzten Gluten im Kamin. „Ich warte."

„Es...Wir haben eine Art Lerngruppe gegründet. Für Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Sie heißt Dumbledores Armee.", erklärte Harry dann leise.

„Das ist nach dem neusten Ausbildungserlass verboten, das wisst ihr, oder? Solltet ihr erwischt werden, steckt ihr in unglaublichen Schwierigkeiten." Alle drei Gryffindors sahen sie geknickt an. „Aber ihr seid alt genug. Ihr müsst selber wissen, was ihr tut. Und jetzt geht ihr am besten in eure Schlafsäle."

Entspannung könnte sie jetzt auch gebrauchen. Es war einfacher Tipps zu geben, als sie selber zu befolgen! Sie sollte auf jeden Fall Dumbledore davon erzählen...Aber erst morgen. Oder war es mittlerweile schon heute? Umbridge, Voldemort, Harry, ihr Vater... Sie raufte sich in einem Anflug von Verzweiflung die Haare.

Entspannen...Konnten sich nicht all diese Problem einfach in Luft auflösen? Einfach so verschwinden? Konnte sie nicht einfach so verschwinden? Alles hinter sich lassen, wie damals. Aber sie wusste ja, dass das nicht so einfach funktionierte. Ihre Vergangenheit hatte sie das letzte Mal auch eingeholt. Deswegen war sie jetzt hier.


Yara - Ein Licht in der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt