Kapitel 32

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Im Krankenhaus | Rafael

Gibt es etwas schlimmeres als Ungewissheit? Ich denke nicht. Seit einer Stunde sitzen wir hier im Krankenhaus und warten darauf, dass uns jemand Auskunft über Lou's Zustand gibt. Doch Fehlanzeige, kein Arzt, kein Pfleger - niemand war bisher bei uns. Ich werte das als schlechtes Zeichen und bin kurz davor, dieses Krankenhaus bis auf den letzten Ziegelstein auseinander zu nehmen.
„Bro, setz dich. Es bringt nichts wenn du wie ein Wahnsinniger hin und her läufts", versucht mich Ethan zu beruhigen. „Herum sitzen und Däumchen drehen genauso wenig", antworte ich wütend. „Ich bin mir sicher Lou benötigt Ruhe, diese strahlst du aber derzeit nicht aus...", noch bevor Ethan seinen Satz zu Ende sprechen kann unterbreche ich ihn. „Das ist mir bewusst. Dennoch haben wir offensichtlich unser Kind verloren. Es ist nur keiner bereit mir diese Information zu übermitteln. Und nun sitze ich hier und bange um das Leben meiner Frau", erkläre ich ihm und raufe mir frustriert die Haare. Lorenzo und Sofia sehen mich voller Trauer an, vor allem Lou's Mutter laufen Tränen hinunter. „Unsere Tochter ist stark, sie schafft das", erzählt Lorenzo und drückt die Hand seiner Frau. Bella liegt in Ethan's Armen und nickt. „Lou ist eine Kämpferin", stimmt sie Lorenzo zu und auch Lexi nickt zustimmend. Ich seufze und setze mich schlussendlich auf einen Stuhl.
Kaum sitze ich, öffnet sich eine Tür und ein Arzt kommt auf uns zu. „Mr Santos?", erkundigt er sich und ich erhebe mich sofort. „Wie geht es meiner Frau? Was ist mit dem Baby?", frage ich und sehe ihn abwartend an. „Es tut mir leid Ihnen sagen zu müssen, dass Baby hat es leider nicht geschafft. Dafür war die Schwangerschaft noch zu früh. Ihre Frau hat sehr viel Blut verloren und hatte leider auch einen kurzen Herzstillstand. Wir haben sie wiederbelebt und mussten sie in ein künstliches Koma versetzen. Heute können zumindest sie und die Eltern von Lou eintreten. Den Rest bitte ich erst morgen wieder herzukommen. Ihre Frau braucht absolute Ruhe", erklärt uns der Arzt und sieht in die Runde. „Station 7 Zimmer 21, wie sie gebeten haben ein Einzelzimmer", teilt der Arzt mit und verabschiedet sich mit einem Nicken. Und nun steh ich hier und habe das Gefühl mir wurde der Boden unter den Füßen weggerissen. Ich habe zwar vermutet, dass das Baby nicht mehr das ist. Aber die Bestätigung tut trotzdem weh und dann auch noch Lou die in einem Koma sitzt und beinahe gestorben wäre. Ich lasse mich nach hinten auf den Stuhl fallen und stütze meine Kopf auf meine Händen, welche ich auf meinen Knien positioniere. „Geht ihr zuerst", spreche ich aus und sehe niemanden an. „Danke Rafael", höre ich Sofia's Stimme und sehe wie sich beide erheben. „Wir müssen jetzt stark sein für Lou, vor allem du. Wir werden dich bei allem unterstützen", höre ich Bella und spüre, dann ihre Hand welche leicht auf meiner Schulter liegt und diese drückt. „Danke Leute. Ich werde mich auf den Weg ins Zimmer machen. Wir sehen uns morgen, ok?"erkundige ich mich. „Ist ok. Wir kommen morgen Vormittag wieder", erklärt nun Ethan und verabschiedet sich von mir, genauso wie Bella und Lexi. Und so gehe ich Richtung Aufzüge und fahre zur Station. Vor dem Zimmer 21 setze ich mich auf einen der Stühle und warte darauf, dass Lou's Eltern heraus kommen.
Nach gewisser Zeit öffnet sich die Zimmertür, Lorenzo und Sofia kommen aus dem Krankenzimmer ihrer Tochter. „Du kannst zu ihr. Wir fahren zurück. Bleib nicht so lange du solltest auch etwas schlafen", erklärt mir Lorenzo. Ich nicke nur und laufe dann in das Zimmer meiner Frau. Hinter mir schließe ich die Türe und blicke erst dann zu Lou. Diese liegt wie ein Engel in ihrem Krankenbett. Langsam gehe ich auf das Bett zu und setze mich auf den Stuhl, rechts neben dem Bett. Ich nehme ihre Hand und streichle sie sanft, anschließend küsse ich ihren Handrücken. „Mi amore, te quiero", hauche ich und spüre eine Träne, wie sie meine Wange hinter läuft und auf Lou's Handrücken landet. Und so sitze ich hier, weine um meine Frau, welche um ihr Leben kämpft und um unser Kind, welches den Kampf verloren hat.
Ein leises Klopfen lässt mich Richtung Tür sehen. Eine Krankenschwester betritt den Raum. „Die Besuchszeiten sind eigentlich vorbei, Mr Santos. Aber die Krankenhausleitung gibt Ihnen die Erlaubnis die Nacht hier bei ihrer Frau zu verbringen", teilt sie mir mit und schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln. „Danke". Sie nickt und verlässt wieder den Raum.
Es wurde doch immer gesagt, Menschen im Koma können Berührungen und Stimmen hören. Das ist der Grund weshalb ich beginne Lou von unsere Beziehung zu erzählen. Was ich empfand als ich sie das erste Mal in meinem Club gesehen habe. Wie ich sie so schnell gefunden habe. Von unserem Urlaub auf Hawaii. Irgendwann merke ich wie müde ich bin, weshalb ich meine Kopf an der Bettkante abstütze und langsam in den Schlaf falle.

Nach nur wenigen Stunden Schlaf, werde ich durch leises Flüstern wach. Ich hebe also langsam den Kopf und sehe Bella, Lexi und Ethan im Zimmer. Kurz blicke ich zu Lou und dann wieder zu unseren Freunden. „Guten Morgen Kumpel, hier ein paar frische Klamotten und guter Kaffee für dich", begrüßt mich Ethan und drückt mir die Kleidungsstücke in die Hand. „Morgen und danke. Seit ihr schon länger hier?", frage ich und sehe alle drei abwechselnd an. „Nein, wir sind ungefähr seit 15 min hier", erklärt mir Lexi und nimmt einen Schluck ihres Kaffees. Bella sitzt auf den anderen Stuhl auf der anderen Bettseite und hält Lou's Hand. „Sie wacht bald wieder auf", höre ich Bella sagen und wie sie vorsichtig lächelt. „Ich weiß", ich nicke ihr zu und gehe ins angrenzende Bad, um mich umzuziehen. „Bald wacht sie auf und muss erfahren, dass unser Baby nicht mehr lebt", murmle ich und sehe mein Spiegelbild durch den Spiegel an.

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Ein riesiges Danke an EUCH! 5k Leser ich glaub es einfach nicht, ihr seid unglaublich!❤️

Night King & his Queen - plötzlich verheiratet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt