Maybe I never was

Blaue Augen

Mit dem Aufgehen der Tür halte ich wieder den Atem an, dieses Mal jedoch bewusst, damit mich niemand bemerkt.

„Hast du es mitbekommen?", höre ich eins der Mädchen sagen und ich höre an ihrer Stimme, dass sie dabei ein riesen Grinsen auf ihrem Gesicht haben muss.

„Was?", fragt ein anderes Mädchen.

„Jay hat Taria verarscht.", bei ihren Worten setzt mein Herz einen Schlag aus und ich beiße mit auf die Hand, damit ich keinen Ton von mir gebe.

Als die Beiden dann noch in ein spottendes Lachen einfallen, ändere ich meine Taktik und kneife mir stattdessen meine Fingernägel in die Hand, eine schlechte Angewohnheit, die ich eigentlich abgelegt hatte.

„Endlich hat dem Mädchen mal jemand gezeigt, dass sie nicht so toll ist, wie sie denkt. Sie ist schwach und wäre Mayx nicht bei ihr, wäre sie ein Nichts.", höre ich sie spöttisch sagen, als sie die Toilette wieder verlassen. Trotzdem bleibe ich noch einige Zeit versteinert, bis ich mich wieder im Griff habe und langsam meine Finger löse.

Die Rillen die mein fester Griff hinterlassen hat, schmerzen nun noch mehr, aber es stört mich nicht.

Der Blick in den Spiegel lässt mich wieder daran denken, dass ich etwas verändern will, dass ich mich verändern will. Ich will nicht mehr, dieses „schwache" Mädchen sein, ich will ich sein können.

Ich will endlich die sein, die ich bin, endlich herausfinden, wer diese Person ist. Also setze ich mir fürs Erste wieder ein Lächeln auf und richte meine Haare, ziehe meinen Lippenstift nach.

Während ich die Tür aufreiße und vor mich hin stolziere, danke ich schnell meinen schauspielerischen Leistungen.

Es hat zwar schon längst zum Unterricht geklingelt, weshalb sich nicht mehr allzu viele Menschen auf den Gängen befinden, aber die, die mich sehen, starren mich an.

„Schlampe.", höre ich jemanden leise flüstern, aber ich lasse mir nichts anmerken, versuche bloß, mein Lächeln noch breiter wirken zu lassen.

Ich sollte es den Anderen nicht übel nehmen, schließlich kann keiner von ihnen wissen, dass ich nicht mit Jay geschlafen habe, aber was soll es schon. Der Fakt, dass mich Jay bloß verarscht hat, macht mich mehr fertig, als das.

Ich erkenne die Stimmen der Mädchen von Eben wieder, jetzt stehen sie bei Jay. Die Hand der einen liegt auf seiner Brust, während sie sich beim Lachen extra weit zu ihm vorlehnt.

Ich überlege mir gerade, ob ich umdrehe und einen anderen Weg nehme, als ich mit jemanden zusammen stoße.

„Tut mir leid.", sage ich leise, während ich noch immer die Mädchen und Jay beobachte.

„Pass doch auf.", schnauzt mich der Kerl an und jetzt merke ich erst, mit wem ich dort zusammengestoßen bin.

Beau Taylor. Der Beau Taylor, der Bad Boy der Schule und damit meine ich, dass er Mayx um Längen überschreitet, ja er überschreitet selbst Jay. Obwohl ich das natürlich nicht wirklich sagen kann, da ich Beau nicht wirklich kenne. Ich weiß jedoch, was die Leute erzählen und ich weiß, dass er der heißeste Typ ist, den ich jemals gesehen habe.

Seine schwarzen Haare wirken perfekt, wobei ich nicht sicher bin, ob er sie extra so gestylt hat, oder ob er einfach nur aufgestanden ist.

Seine blauen Augen, funkeln mich wütend an, während ich ihn noch etwas erschrocken anstarre. Er überragt mich mit mindestens 3 Köpfen. Ich bin mir nicht sicher, warum ich nicht endlich weiter gehe, oder warum er es nicht tut. Aber das Gelächter von den Mädchen und Jay reißt mich wieder aus meiner Starre.

„Tut mir echt leid, ich habe nicht aufgepasst.", sage ich noch einmal etwas lauter, als ich mich umdrehe und weiter laufe, meinen Blick starr auf der Ecke des Gelächters gerichtet.

Als ich endlich viel zu spät auf meinem Platz sitze, bin ich in Gedanken noch immer bei den blauen Augen von Beau, wie sich mich bedrohlich und trotzdem so weich anstarren.

Seine Augen gaben mir das Gefühl, dass er amüsiert war, was sich jedoch nicht in seinem Blick wiederspiegelte.

Wie kann man sich bloß so viele Gedanken, über diese blauen Augen machen? Aber wenigstens lenken sie mich, von all dem Anderen ab, denke ich mir grinsend.