LUELLA
Mein Schädel brummt als hätte mich ein Lastwagen überrollt. Es ist heiß und stickig als ich erwache. Die Sonne knallt nur so auf meinen leichtbekleideten Körper und ich brauche einen Moment um mich orientieren zu können. Stöhnend setze ich mich auf dem heißen Asphalt auf und blinzle gegen die heftigen Strahlen der Sonne an. Erleichtert muss ich feststellen das ich mich nicht mehr in diesem Keller befinde, sondern neben einer Mülltonne in der Gasse hinter dem Bordell liege. Meine Kehle schmerzt bei jedem Schluck und jedem Atemzug, mein Kiefer bei jeder Bewegung. Gott, was ist nur mit mir passiert?
Mit schmerzverzerrtem Gesicht erhebe ich mich. Kleine Steinchen haben sich in meine Haut gebohrt und hinterlassen stechende Schmerzen, als ich sie mir vom Körper wische. Ganz nah neben mir liegen meine Schuhe. Ich nehme sie mir in die Hand und humple über den dreckigen gebrochenen Asphalt der stinkenden Hintergasse zurück in die Richtung des Bordells. Mein Körper schmerzt bei jedem Millimeter. Gott ich bin so aufgeschmissen. Ausatmend fahre ich mir über meine Stirn als mich der Schwindel zu übermannen droht. Ich sehe die Bilder der letzten Nacht vor mir und bete, das es nur ein Albtraum gewesen ist. Doch je näher ich dem Bordell komme, desto sichtbarer werden die Polizeiabsperrungen am Ende der Straße. Auf dem Boden liegt ein Toter, verdeckt von einem weißen Plastiksack. Mir wird speiübel. Ich presse mir die Hand gegen die Lippen und in dem Moment zerrt mich jemand von der Straße durch des Eisentor in den Hinterhof des Bordells. Ich stolpere nach vorn und übergebe mich direkt in eine der Mülltonnen. Hustend lasse ich meine Schuhe fallen und würge den restlichen Inhalt meines Magens hoch. Alles zieht sich in mir zusammen und ich wünschte in dem Moment, dass der Kerl mich gestern wirklich erschossen hätte. Ich kann nicht mehr.»Gott Luella!«, erklingt Aras Stimme neben mir. Als ich fertig bin mich zu übergeben zieht sie mich sofort weiter über den Hof, hält meine Schuhe in den Händen und befördert mich quer durchs Bordell. Es ist leer in den Räumen. Die meisten Mädels die tagsüber keine Schicht haben, verweilen den Rest des Tages in ihren Zimmern, bis sie wieder arbeiten. Ara ist die eine der wenigen die das Bordell einfach so verlassen darf. Sie schleift mich an der Hand die Treppen nach oben und schiebt mich in mein Zimmer. Sie verriegelt sie, schmeißt sich in meine Arme und lässt die Schuhe scheppernd auf den Boden fallen. »Oh Gott Luella!«, stößt sie hervor und tätschelt meinen Hinterkopf. In ihren Armen breche ich in Tränen aus und vergrabe mein Gesicht in ihren wilden Locken. »Ich habe mir solche Sorgen gemacht, was ist nur mit dir passiert?«, will sie leise wissen und streichelt mich sanft. Bitterlich weinend schüttle ich nur meinen Kopf und kneife die Augen zusammen. »Ich bin hinter dem Bordell aufgewacht. Ich habe mich gestern ausgesperrt und musste die Nacht über dort schlafen«, Lüge ich schniefend. Die dunkelhaarige schiebt mich sofort von sich und packt mich an den Schultern. Ihre besorgten Augen mustert mich und ich weiß, das sie mir kein Wort glaubt. Ihr Blick ist misstrauisch, ändert sich schon bald wieder zu besorgt wie zuvor. Ihre Finger streifen meinen Hals und erst jetzt sehe ich durch den alten Spiegel neben der Tür die dunklen Male auf meiner Haut, die der Anführer der Vipers zurückgelassen haben muss.
»Luella... was ist mit dir passiert?«
Kann ich ihr die Wahrheit erzählen? Ara war es, die mich vor den Vipers gewarnt hat. Wenn das bedeutet dass sie sie kennt, werde ich zur Hölle fahren, sollte ich ein Sterbenswörtchen darüber verlieren, was passiert ist. Sie würde sie nur zur Rede stellen und das will ich nicht. Ara darf nichts davon erfahren, schwöre ich mir hiermit, niemals.
»Ach das war nur ein Kunde, halb so wild«, schniefe ich und bringe etwas mehr Abstand zwischen uns. Ich wische mir die Tränen fort und streiche mir über meine zotteligen Haare. »Luella du-«
»Nein wirklich, es ist alles okay!«, stoße ich kopfschüttelnd hervor, »kann ich jetzt duschen? Die Straße ist nicht so bequem und ich muss mich noch etwas ausruhen, bevor meine Schicht heute Abend beginnt«, frage ich und wende mich ab. Ara stößt einen seufzenden Laut aus und legt das letzte mal ihre Hand tröstend auf meine Schulter. »Ich bin für dich da Luella, das weißt du hoffentlich. Ich hab dich lieb kleine«, murmelt sie und verschwindet. Ich höre die Tür die hinter ihr ins Schloss fällt und breche sofort wieder in Tränen aus. Mein Körper erbebt unter meinen Schluchzern und meine Sicht wird so schwammig, das ich nur mit viel Kraft zur Tür komme um sie zu verriegeln und mich schließlich ins Bad zurückziehe um zu duschen und meine Haut zu schrubben, bis sie Wund ist.
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VIPERS
RomanceDie Prostituierte Luella weiß nichts über die Gang, die Nachts ihr Unwesen in den Straßen von Bogotá treibt. Das ändert sich, als Sie im falschen Stadtteil, zur falschen Zeit ist und eine Begegnung mit dem Kopf der Bande hat, der sie unheimlich attr...