60.~Das kann doch nicht wahr sein!~

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Durch eine Berührung am Kopf wache ich auf. Ich hebe den Kopf und sehe Jen an, die mich sanft anlächelt. "Hey." flüstert sie und lässt ihre Hand kraftlos sinken. "Hey." antworte ich genauso leise. "Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken aber ich liebe deine Haare." krächzt sie leise. Ich lächle sie an und küsse sie. "Alles gut. Bist du schon lange wach?" Sie nickt und schließt sie Augen. "Wie geht's dir?" "Gut wäre gelogen." seufzt sie. "Du würdest vergiftet. Durch den Kakao." sie sieht mich mit großen Augen an und ihre Hände schnellen zu ihrem Bauch. "Da drin ist alles gut die haben Party gemacht als ich meinen Kopf da liegen hatte." Sie lächelt erleichtert und lässt sich wieder entspannen in ihr weiches Federkissen sinken. "Aber wieso vergiftet?" "Keine Ahnung. Jemand muss da was reingetan haben." Sie sieht mich ängstlich an. "Jemand wollte also, dass ich ich sterbe? Die Babys und ich?" Wo sie das jetzt so sagt: Ja, scheinbar schon. Doch kann ich ihr das einfach so an den Kopf knallen? Sie scheint es ja selber schon zu denken. Ich nicke leicht. Und ihr rennen Tränen über die Wangen. "Baby, nicht weinen. Du bekommst Personenschutz und dann wird dir nichts mehr passieren." sie schluchzt weiter. "Marco! Personenschtz ist das letzte! Die können mir auch nicht mehr helfen, wenn mir jemand etwas ins Trinken oder Essen macht. Meinst du nicht, dass das zu übertrieben ist?" "Nein!" Ich stehe auf und laufe aufgebracht durch das Zimmer. Am Fenster bleibe ich stehen. "Na ganz toll." seufze ich, als ich die Horde Reporter und Fotografen sehe. "Du bekommst Personenschtz, und damit basta." sage ich ernst, die Arme vor der Brust verschränkt. "Marco, ich fühle mich dabei aber unwohl. Ich will meine Freiheiten und nicht immer so einen breiten, Anzug tragenden Typen bei mir haben." "Dann willst du also lieber alleine überall hin und dein Leben und das unserer Kinder riskieren?" Sie sieht mich entsetzt an. Mein Ton ist vielleicht doch etwas zu ernst. Ich seufze und setze mich wieder auf den Stuhl neben dem Bett und nehmen ihre Hand. "Ich will dich nur, dass euch nichts passiert." versuche ich so ruhig wie es nur geht zu erklären und küsse ihren Handrücken. "Das weiß ich doch." flüstert sie und sieht mich traurig an. "Baby, bitte lass dich darauf ein. Nur solange, bis wir wissen wer es war, wer dein Leben will." Ihr laufen immer noch stumm die Tränen über die Wangen. "Okay." Ich nicke dankbar und küsse sie. "Guten Morgen Frau Cromwell, Herr Reus." ein Arzt lächelt uns freundlich an. "Also, wir werden jetzt noch einmal Blut abnehmen und wenn dann alles in Ordnung ist können sie nach Hause. Durch das Mittel, was wir ihnen heute Nacht gespritzt haben sollte alles wieder gut sein." Jen nickt und setzt sich vorsichtig auf. Die Schwester nimmt ihr Blut ab und schon verschwinden die beiden wieder. "Nur bis er oder sie gefasst wurde." Sagt Jen ernst und ich nicke. "Dann werde ich jetzt alles regeln." "Okay." formt sie mit den Lippen und schließt wieder ihre Augen. "Bin gleich wieder da. Und iss das Frühstück du brauchst es." Ich zeige auf das Tablett und sie nickt, als sie es entdeckt. "Bis gleich." Ich küsse sie noch einmal, ehe ich aus dem Zimmer gehe.

Nachdem ich alles organisiert habe und zwei Sicherheitsleute in Zukunft auf uns aufpassen werden gehe ich zurück in Jen's Zimmer, wo der Arzt und die Schwester von vorhin wieder da sind und mit Jen reden. "So, dann alles gute für sie. Die Kanne mit dem Kakao wurde an die Polizei weiter gegeben. Sie müssen sich dann dort weiter mit dem Thema auseinander setzen. Man wird sie kontaktieren." Jen und ich nicken und er lächelt uns an. "Dann auf Wiedersehen." Er reicht uns die Hand und somit gehen sie wieder. "Du darfst schon nach Hause?" "Ja, aber ich bin krank geschrieben und soll jede Art von Stress vermeiden." Während sie das sagt verdreht sie die Augen. "Ja komm, anziehen und ab nach Hause. Die Mannschaft ist längst wieder in Dortmund und unsere Sachen haben sie am Flughafen abgegeben." Sie nickt und schlägt die Decke zur Seite. Ich helfe ihr beim anziehen und dann gehen wir zusammen nach unten. "Oh man! Die sind ja immer noch da." jammere ich. "Du warst doch so dämlich und hast diesen Text gepostet." Ich sehe Jen überrascht an. "Ja, ich habe es gelesen und ich finde das nicht in Ordnung. Jetzt kommt es so rüber als müsstest du mich verteidigen. Ist mir doch scheiß egal, dass die darüber herziehen, dass ich da eingeschlafen bin. Das geht niemanden etwas an." Ja, vermutlich hat sie recht. Aber ich war so sauer! "Na los, dann komm." seufzt sie und wir gehen Hand in Hand aus dem Krankenhaus raus. Sofort stürzen sie sich auf uns, stellen Fragen, schießen Fotos. "Mir geht's wieder gut!" ruft Jen und zeigt ihr schönstes Lächeln. Diese Frau überrascht mich immer wieder. Es ist eigenartig eine Freundin zu haben die mit der Presse besser umzugehen weiß als ich selber. Und vor allem, dass sie meinen Ruhm nicht braucht. Eines der unendlich vielen Dinge die ich an ihr liebe. Wir steigen uns Taxi und Jen grinst mich an. "Also so schlimm war das jetzt auch nicht." kichert sie und nimmt ihr Handy raus. Während der Fahrt zum Flughafen beantwortet sie per Mail die Fragen der jungen Reporterin von gestern. Ab und zu schmunzelt sie über einzelne Fragen. Am Flughafen angekommen bezahle ich den Taxifahrer und wir gehen rein. Ich besorge uns beiden die Tickets nach Dortmund und dann gehen wir in den Aufenthaltsbereich, wo wir warten, dass unser Flug aufgerufen wird. "Du hast es also geklärt? Also, dass wir Personenschtz bekommen?" Ich nicke. "Es ist nur zu deinem Besten." Diesmal nickt sie und schaut nach draußen. "Ich glaube du übertreibst." flüstert sie.

Wieder in Dortmund holen wir unser Gepäck ab und werden von zwei Männern erwartet, die tatsächlich groß, breit, muskulös und in Anzug gekleidet sind. "Herr Reus, wir haben einen Wagen mit dem wir sie nach Hause fahren können. Ich bin Paul und das ist mein Kollege Anthony." der eine von ihnen. Jen quietscht und fällt Anthony um den Hals. Hätte ich erwähnen sollen, dass ich ihrem Bruder einen Job besorgt habe? "Was machst du hier?" fragt sie erfreut. "Ich arbeite seit 4 Jahren als Türsteher und Bodyguard. Marco wusste das und hat mir den Job hier gegeben. Ich muss doch auf meine kleine Schwester, meine Nichte und meinen Neffen aufpassen." zwinkert er. "Okay, ich möchte diesen Personenschtz hier für immer." grinst sie mich an. "Du wolltest das er nicht?" Sie schüttelt den Kopf. "Ich finde es zu übertrieben. Aber so habe ich dich jetzt wieder." Nochmals umarmt sie ihn so fest sie kann. "Himmel nochmal! Du siehst heiß aus mit Anzug und Sonnenbrille." sie grinst ihn an und wackelt mit den Augenbrauen. "Wirst du auch bei uns wohnen?" "Wenn ihr nichts dagegen habt? Wenigstens, bis ich eine eigene Wohnung habe." Wieder quietscht sie vor Freude. "Dann brauche ich also nicht mehr auto fahren? Geil! Los, ab nach Hause ich muss auf die Couch." sie drückt Anthony ihren kleinen Koffer in die Hand und geht los. "Das hätte sie jetzt sogar gemacht, wenn ich nicht ihr Personenschtz wäre." murmelt er schmunzelnd. "Tja, Jen einfach unverbesserlich." lache ich. "Du kennst sie?" fragt Paul überrascht und Anthony nickt. "Sie ist meine Schwester." er lächelt stolz und hält den Blick starr auf sie, lässt sie nicht aus den Augen. Ich bin mir sicher, dass er seinen Job sehr gut machen wird. Wir steigen ins Auto ein und Jen lehnt sich gegen meine Schulter. "Alles gut?" Sie nickt lächelnd und legt ihre Hände auf ihren Bauch. Zuhause angekommen steigen wir aus und während ich mit Paul und Anthony unsere Sachen aus dem Kofferraum rausnehme geht Jen schon Richtung Haustür. Sie steht aber nur stocksteif da und starrt sie Tür an. "Was ist?" "Sie ist auf." flüstert. "Was?" Ich gehe zu ihr und sehe zur Tür. Sie ist einen kleinen Spalt geöffnet. Paul drückt sich an mir vorbei und geht rein. "Hallo?" ruft er laut durchs ganze Haus, aber niemand scheint hier zu sein. Er geht nach oben und durchsucht alles, während Anthony unten alles durchsucht. "Nichts!" ruft Paul von oben. "Hier auch nicht!" ruft Anthony. Jen und ich gehen also rein und mich trifft der Schlag. "Oh mein Gott!" sie drückt sich sie Hand auf den Mund und versucht ihre Tränen zu verdrängen. Alles ist auf dem Boden verteilt, alle Inhalte der Schränke und Regale auf den Boden geschmissen, alles verwüstet und die teure Designercouch kaputt. Die Polster wurden aufgeritzt. Jen geht in ihr Arbeitszimmer, wo die ganzen Entwürfe für ihre neue Kollektion zerrissen sind und fertige Kleider zerschnitten. "Sie schluchzt laut und lässt ihre Hand über die kaputten Stoffe gleiten. Jetzt gehen wir nach oben und sie steuert das Schlafzimmer an, bleibt aber an der offenen Tür des Kinderzimmers stehen. Sie lässt sich auf die Knie fallen und schluchzt, heult einfach drauf los. Ich sehe mich im Kinderzimmer um. Die Möbel wurden ausgepackt und mit schwarzem Graffitispray besprüht. Alle. Und an der Wand, wo wir die beiden Bilder dran gemalt haben steht riesen groß "Schlampe" gesprüht. Ich gehe ins Gästezimmer und auch dort sind die Möbelteile ausgepackt und besprüht. "Fuck." flüstere ich. Hinter mir erscheint Paul. "Die Lage ist ernster als ich es annahm." gesteht er. Ja, da hat er recht. Unsere ganze Arbeit ist im Arsch. Für diese Bilder an der Wand im Kinderzimmer haben wir über eine Woche gebraucht. Ich gehe zurück zu Jen, die bereits von Anthony getröstet wird. "Nicht weinen. Wir kriegen das hin." flüstert er aber sie schüttelt den Kopf. "Alles, einfach alles ist im Arsch! Meine ganzen Entwürfe, das hier im Kinderzimmer, die Möbel, das ganze Haus!" Anthony antwortet nicht, hält sie einfach fest an sich gedrückt. "Alles wird gut meine kleine Feenprinzessin." flüstert er. "Das hat Dad immer zu mir gesagt." antwortet sie ebenfalls flüsternd. "Ich weiß, und ich habe dich auch immer so genannt, als wir noch kleiner waren." Sie nickt kaum merklich. "Und was hat Dad noch gesagt?" Jen scheint zu überlegen. "Sie immer alles positiv, auch, wenn es noch so scheiße ist." "Richtig. Also tun wir jetzt was?" "Alles positiv sehen?" fragt sie etwas unsicher. "Genau! Egal wie scheiße es auch ist." er zwinkert sie an und sie lächelt ganz leicht. "Hast doch jetzt drei voll einsatzfähige Männer an deiner Seite. Wir machen das schon." er küsst ihre Stirn und umarmt sie noch einmal. "Danke." Er schüttelt den Kopf und lächelt. Jen kommt auf mich zu, direkt in meine Arme und kuschelt sich an mich. "Wir machen das schon, keine Sorge. Pack ein paar Sachen und wir schlafen bei Mats und Cathy, okay?" wieder nickt sie und geht an mir vorbei zum Schlafzimmer. Ich seufze und sehe mich noch einmal um. "Bringst du Jen zu Mats und Cathy und erklärst ihnen alles? Ich brauche etwas Zeit für mich. Ich muss nachdenken und auf die Polizei warten." Anthony nickt und geht zu Jen. "Können sie bitte die Polizei anrufen, Paul?" Er nickt und geht weg zum telefonieren. Das hier kann einfach alles nicht wahr sein!

Wenn das Schicksal zum Arschloch wirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt