76.~Zu viele Gedanken~

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Ich starre an die Decke und denke nach. Dieses Zimmer... Es ist krass. Zu krass. Ich kann das nicht, definitiv nicht. Zumindest nicht so, wie sie es einst hatte. Mit diesem Anwalt. Und ich Idiot bin ernsthaft eifersüchtig auf den! Ich knurre innerlich und sehe kurz zu Jen, die ganz entspannt schläft. Ihr einen Klapps auf den Arsch geben ist kein Problem. Dafür aber eine Peitsche benutzen bringe ich nicht fertig. Hart ficken statt Blümchensex? Alleine diese Ausdrücke sind komisch. Das kann sie vergessen, ich werde sie nicht so schlagen, das steht fest. Peitschen und Klemmen. Nein! Naja, die Peitsche okay, aber nur ganz leicht. Niemals so richtig! Ich schüttle verzweifelt den Kopf und stehe auf. Es ist drei Uhr morgens. Ich gehe in die Küche, um etwas zu trinken. "Baby?" Ich fahre erschrocken herum und sehe Jen an. Sie hat ein Hemd von mir an. Nur dieses Hemd. Nicht einmal Unterwäsche. "Hey, was machst du hier? Eben hast du doch noch geschlafen." "Du warst auf einmal weg, deswegen habe ich nach dir gesucht." Ich seufze. "Komm mal her." Sie kommt zu mir und kuschelt sich in meine Arme. "Das hier gefällt mir viel besser. Ich will das da oben nicht." Sie kichert, was mich ziemlich verwirrt. "Ich verlange das doch nicht von dir. Das habe ich dir schon einmal gesagt. Du sollst das auch gar nicht. Marco, ich will dich so wie du bist. Ich will dich als meinen Marco, meinen Freund, meinen Verlobten. Nicht als meinen Dom. Das würde ich vermutlich nicht ertragen. Ich will nicht Meister oder Sir zu dir sagen müssen. Ich will dir widersprechen und mit dir streiten ohne Arschvoll." kichert sie und ich seufze erleichtert. "Das mit den Kugeln war aber interessant." Wieder kichert sie. Ich liebe es, wenn sie kichert oder lacht. "Komm wieder ins Bett und hör auf dir darüber Gedanken zu machen. Blümchensex ist auch schön. Ich spüre dabei deine Liebe." Ich lächle. "Wäre das bei dem anderen nicht der Fall?" "Vermutlich nicht." Ich lächle und küsse sie. "Komm." Ich nicke und trinke mein Glas leer. "Du hast gemeint, dass du immer blutest, wenn wir miteinander schlafen. Heißt das, dass du dann auch immer Schmerzen hast?" Ich lege mich ins Bett und sie kuschelt sich an mich. "Ja, aber nur ganz kurz beim eindringen. Vermutlich brauche ich einfach etwas Zeit, um mich dann an dich zu gewöhnen." Ich lache auf. "Das war mein Ernst." zwinkert sie. "Ich liebe dich. Und ich möchte dich so wie du bist, hast du verstanden? Verändere dich nicht." Ich nicke. "Obwohl es ja vielleicht doch seine Reize haben könnte, oder?" Sie grinst. "Naja, also ich hätte meinen Spaß dran." gesteht sie.

Als Jen wieder ei geschlafen ist liege ich immer noch wach. Wie soll das denn weitergehen? Ich stehe wieder auf und nehme den kleinen silbernen Schlüssel aus der Schublade. Leise schleiche ich aus dem Schlafzimmer und gehe den Flur entlang. Vorsichtig schließe ich auf und hehe in das Zimmer. Lichtschalter. Wo ist denn hier ein Lichtschalter? Ich suche und suche und endlich finde ich einen. Das Zimmer wird im gedimmten Licht leicht erhellt. Das Licht macht die Atmosphäre hier drin ziemlich geil. Sie hat sogar eines dieser eigenartigen Kreuze. Vielleicht sollte ich mich mit diesem Bastian mal in Verbindung setzen. Jen würde das bestimmt freuen. Sie meinte ich solle mich nicht ändern aber vielleicht gefällt mir das bis zu einem bestimmten Punkt auch. Nicht, dass ich ihr Dom werde sondern, dass wir unser Sexleben einfach aufpushen. Ich seufze und lege mich auf das Bett. Die Bettwäsche ist ganz glatt und schmeichelt der Haut. Was das wohl für ein Stoff sein mag? An der Wand mir gegenüber hängen auch Seile und Ledermanschetten mit Harken dran. Karabiner. Womit das Fesseln wohl am meisten weh tut? Ich könnte mir vorstellen, dass die Metallhandschellen oder die rauen Seile wehtun könnten. Allerdings weiß ich nicht wo bei Jen die Schmerzgrenze ist. Die ist vermutlich höher angesetzt, als ich es immer annahm. Das alles macht mich irgendwie neugierig. Auf der einen Seite ist es vermutlich total erregend und geil Jen so "ausgeliefert" vor mir zu haben. Sie kann nicht entkommen, kann sich nicht bewegen, muss gehorchen. Auf der anderen Seite habe ich extreme Angst davor ihr wehzutun. Ich will nicht, dass sie so leiden muss. Ach, was rede ich denn? Vermutlich würde ihr das sogar gefallen. Sie sagte Shades of Grey sei ein Softporno im Gegensatz zu dem, was BDSM wirklich ist. Aber wenn ich ehrlich bin, will ich es nicht "schlimmer" als so wie sie es in diesem Film machen. Den Gürtel würde ich niemals nehmen. Es hängt einer an der Wand. Braunes, weiches Leder und eine schicke goldene Schnalle. Hochwertiger Gürtel, der mit Sicherheit schon ihren Hintern kennen gelernt hat. Steht sie da drauf? Hat sie ihren Exdom provoziert, damit sie bestraft wird? Hat sie ihm widersprochen, sich ihm widersetzt, damit er den Gürtel oder all die anderen Dinge benutzt? Ich kann einfach keine Ruhe finden. So viele ungeklärte Fragen. Am liebsten würde ich zu Jen rennen und sie wecken, damit sie mir meine Fragen sofort beantwortet, aber ich lasse es. Ich höre die Babys schreien, also springe ich auf und schließe schnell ab, ehe ich zu ihnen gehe. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass sie jetzt vermutlich Hunger haben. Ich nehme Nick und gehe zu Jen, die mich irritiert anblinzelt. "Du warst schon wieder weg." Ich lege ihr Kommentarlos Nick in die Arme und sie stillt ihn, während ich Lilly hole. Als Nick fertig ist tauschen wir und ich bringe Nick schon wieder in sein Bett. Sofort schläft er weiter. Na der hat ein Leben. Hunger, Rülpsen, In die Windeln kacken, schreien, schlafen. Mehr nicht. Hat der das gut! Ich grinse und sehe ihm noch ein paar Minuten zu, ehe Jen neben mir erscheint und Lilly in ihr Bett legt. Ich ziehe Jen an mich ran und sie kuschelt sich von der Seite an mich. "Ein schöner Anblick." stelle ich fest und Jen nickt lächelnd. "Wunderschön. Bald werden sie krabbeln, dann stehen, laufen und so schnell können wir gar nicht gucken da gehen sie in den Kindergarten." seufzt sie. "Das dauert alles noch. Wenn sie ein Jahr alt sind kommen sie erstmal zur Tagesmutter und wenn sie dann 3 Jahre alt sind in den Kindergarten." Wir gehen leise aus dem Zimmer und zurück ins Schlafzimmer. Wieder ins Bett und kuscheln. Aber ich bin hellwach, bekomme meine Gedanken nicht geordnet. Ich seufze und vergrabe mein Gesicht in ihren Nacken. "Ich liebe dich." nuschelt sie leise und schläft dann auch schon ein. "Ich dich auch." flüstere ich und küsse ihren Nacken.

Gegen 8 Uhr stehe ich endgültig auf. Ich höre Lilly durch das Babyfon also hole ich sie aus ihrem Bett und gehe mit ihr nach unten. Einen Monat ist sie bereits alt und immer noch so winzig. "Und? Was machen wir beide jetzt? Kuscheln auf der Couch?" Sie gähnt, was ich mal als ja nehme. Ich lege mich auf die Couch und lege mir Lilly auf die nackte Brust. Sie nuckelt an ihrem Schnuller und macht die Augen zu. Ich sehe ihr lächelnd beim schlafen zu und schlafe selber endlich ein. Allerdings nur für zwei Stunden, da Lilly dann richtig Hunger bekommt und mich wach macht. Jen steht plötzlich neben mir und lächelt mich an. Sie nimmt Lilly und küsst mich noch einmal, ehe sie sich hinsetzt und Lilly stillt. "Du warst noch einmal drin." sagt sie ohne mich dabei anzusehen. Ich seufze und rücke näher zu ihr. "Ja." "Warum?" "Ich konnte nicht schlafen. Ich habe so viele Fragen im Kopf und dann bin ich da nochmal rein." Sie nickt und streichelt Lilly die Wange. "Stell sie mir. Vielleicht kann ich sie dir beantworten." Ich sehe sie unsicher an und nun sieht auch sie mich endlich an. "Hast du sie provoziert? Also, mit Absicht? Damit du bestraft wirst?" "Ja." haucht sie und es so aus ihrem Mund zu hören ist komisch. "Also hat es dir gefallen, dass du dann geschlagen wurdest?" "Marco, ich wurde nicht geschlagen. Ich wurde erzogen, versohlt. Schlagen ist nun wirklich nicht das richtige Wort dafür." "Und das mit dem Gürtel?" Sie sieht wieder zu Lilly, um meinem Blick auszuweichen aber ich sehe, dass sie lächelt. "Bestrafung. Kann ziemlich erregend sein." versucht sie so kühl wie möglich zu sagen ihre Atmung ändert sich und sie wird unruhig. Die Gedanken daran machen sie an. "Wieso gefällt dir das bestraft zu werden?" "So bin ich. Es befreit mich. So wie ihr Männer auf sexy Wäsche steht stehe ich darauf weniger sanft behandelt zu werden. In diesem Zimmer. Ich stehe darauf einem Mann völlig ausgeliefert zu sein, mich nicht bewegen zu können obwohl ich es gern will. Diese ständige Kontrolle, die Dominanz. In diesem Zimmer schlüpfe ich in eine Art Rolle, unterwerfe mich dem Mann. Außerhalb dieses Zimmers ist das nicht so. Da habe ich meinen eigenen Kopf und mag es nicht herumkommandiert zu werden. Das ist für mich kein Lebensstil sondern einfach nur sexuelle Vorlieben." Ich lasse mir das alles durch den Kopf gehen. "Kannst du mir die Nummer von Bastian geben?" Sie sieht mich mit großen Augen an. "Ich glaube ich muss mit ihm reden, um das zu verstehen." Sie nickt verständnisvoll. "Sieh in meinem Handy nach da ist die drin." Ich nicke und gehe in die Küche, wo ihr Handy liegt, und entsperre es. Ich schreibe mir sie Nummer heraus und speichere sie in meinem Handy ein. Das kann was werden.

Wenn das Schicksal zum Arschloch wirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt