53.~Stress~

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Jen's Sicht:

"Jetzt beruhige dich doch mal!" Marco rennt wie angestochen im Wohnzimmer auf und ab. "Nein, Jen! Dieses Mädchen in der Praxis gestern hat definitiv die Grenze überschritten! Ließ dir die Scheiße hier doch durch!" Er redet laut und seine Stimme ist wutverzerrt. Ich seufze und nehme die Zeitung in die Hand.

Reus und Cromwell im Familienglück

Gestern, 02.03.2015, wurden Marco Reus (25) und Jennifer Cromwell (20) gemeinsam in einer Frauenarztpraxis gesehen. Hand in Hand und mit Babybauch, der unübersehbar ist! Vor wenigen Monaten noch wurden sie zusammen nach dem öffentlichen Training gesehen, wo Jennifer aber sichtlich genervt von ihm war. Zu dieser Zeit schien Marco die Frauen regelrecht verarscht zu haben. Doch jetzt sind sie offenbar ein glückliches Pärchen und erwarten bereits ein Kind zusammen. Laut Angaben schien Marco sich sehr über die Bilder seiner Kinder gefreut zu haben und fasziniert zu sein. Wird der als Player bekannte Fußballstar nun zum verantwortungsvollen Papa? Wenn man vom Bauch der 20 jährigen ausgeht dürfte es auch gar nicht mehr lange dauern. Auf Instagram hatte Reus bereits zwei Bilder gepostet, wo man den noch ein wenig kleineren Babybauch seiner Freundin sieht. Wir sind gespannt, wann man den kleinen Knirps dann zu sehen bekommt. Von unserer Seite viel Glück!

Dazu sind die Bilder von Instagram, ein Bild wie Marco mich zum Auto zieht und ich versuche meinen Bauch etwas zu verstecken und ein Bild wo ich mit der Frau an der Rezeption rede, Marco meine Hand hält und sich verträumt und lächelnd das Ultraschallbild unserer Babys ansieht. Gut, und warum rastet er jetzt bitte so aus? "Und wo ist das Problem?" Immer noch rennt er im Wohnzimmer hin und her. Er sieht mich an. "Lies das doch durch und seh dir all die Bilder an, dann weißt du wo das Problem liegt!" fährt er mich. "Stimmt es denn nicht? Freust du dich nicht über unsere Babys? Sind wir nicht glücklich?" Er bleibt stehen und sieht mich entsetzt an. "Doch." sagt er immer noch genauso laut. "Na also! Dann ist doch gar kein Problem vorhanden!" Er schüttelt entsetzt über meine Antwort den Kopf. "Du verstehst das nicht." Wieder tigert er herum. "Dann klär mich auf! Ich verstehe es nämlich wirklich nicht!" Ich rede mittlerweile genauso laut wie er. "Schatz, die dringen in unser Privatleben ein, machen Bilder von uns, schreiben so einen Scheiß Artikel, lauern uns vor der Praxis auf! Was kommt denn als nächstes?" "Das ist doch aber kein Grund hier so durchzudrehen! Du kannst mit jedem in diesem Ton reden aber ganz sicher nicht mit mir. Du solltest dich über den Artikel freuen! Immerhin wirst du nicht weiter als Player dargestellt und sie sehen wie glücklich wir sind. Scheiß drauf, dass sie meinen Bauch fotografiert haben ich würde es sowieso am liebsten der ganzen Welt sagen. WEIL ICH NÄMLICH GLÜCKLICH BIN!" Ich betone jede einzelne Silbe des letzten Satzes. "Ja denkst du ich nicht, oder was?" "Kommt im Moment so rüber." bringe ich hervor und muss aufpassen, dass mir nicht die Tränen in die Augen schießen. Er sieht mich an, ich kann seinen Blick nicht deuten. Wütend? Entsetzt? Traurig? Ich weiß es nicht. "Marco, sie schreiben doch die Wahrheit. Ich liebe dich und du liebst mich. Wir freuen uns über unsere Babys und sind eben glücklich. Es ist doch nicht schlimm, dass sie da waren. Ich hätte sogar mit ihnen geredet. Ich bin mir sicher, dass ich schon mehr Interviews gegeben habe als du, mein Freund. Und ich kenne mich auch mit der Presse aus. Denk nicht immer, dass es dabei nur um dich geht. Ich bin nämlich auch nicht unbekannt. Wir sind beide Personen des öffentlichen Lebens und wir müssen mit so etwas leben. Ob wir es wollen, oder nicht. Das interessiert die nicht und deswegen komm runter und freu dich weiter über unsere kleine Familie." Er sieht mich gebannt an, zuckt nicht einmal mit der Wimper. "Es geht um's Prinzip." Redet er weiter. Und wieder in diesem ätzenden Ton. "Marco! Ich habe gesagt mir ist das alles egal! Wir können dagegen eh nichts mehr machen. Der Artikel ist da und die Bilder auch. Also komm endlich runter und beruhige dich!" Er schüttelt wieder den Kopf. Plötzlich setzt er sich wieder in Bewegung und geht in den Flur. Dort zieht er seine Schuhe und Jacke an. "Wo willst du denn jetzt hin?" "Weg! Du schnallst es ja doch nicht!" Mir klappt die Kinnlade runter. "Wie bitte?!" "Ja, hast richtig gehört. Ich gehe jetzt." Er öffnet die Haustür und nimmt sich seine Autoschlüssel. Noch ehe ich etwas sagen kann hat er die Tür hinter sich zu geknallt. Ich starre die Tür mit offenem Mund an. Er ist einfach abgehauen. Wie kann er nur? Was ist denn sein scheiß Problem? Der Artikel ist doch schön und vor allem ist es die Wahrheit. Natürlich ist es nicht schön, dass sie uns so aufgelauert haben aber das ist doch auch nicht zu verhindern. Außerdem muss er das doch gewohnt sein. Immerhin gab es vor ein paar Monaten fast jeden Tag einen neuen Artikel über ihn. Ein Skandal mach dem anderen. Ich lasse mich auf die Treppe sinken und sehe weiter die Tür an. Das kann doch alles nicht wahr sein. Wir haben schon lange nicht mehr gestritten. Naja, gestritten haben wir eigentlich noch nie. Nicht einmal, als er damals wegen dieser Marry Schluss gemacht hat. Da habe ich es einfach "hingenommen" und bi gegangen. Unser erster Streit also. Und er ist gegangen. Einfach weg. Wir kann er mich denn nur hier alleine lassen nach diesem kleinen Streit? Es war doch nicht einmal schlimm oder so. Irgendwas muss ihn innerlich fertig machen. Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen und schluchze drauf los. Ich kann meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Holly kommt angelaufen und hüpft auf meinen Schoß. Sie ist mein kleiner Engel. Vielleicht sollte ich ihr noch kleinen Freund besorgen. Zwei kleine Jack Russel. Wäre doch niedlich. Aber vielleicht auch nicht, ich weiß auch nicht. Meine Hormone spielen schon wieder verrückt. In mir bewegen sich meine Babys wieder und ich muss lächeln. Ich hoffe, dass sie das von eben nicht gehört haben. Sie haben dabei so wild um sich getreten, als würden sie sagen wollen, dass wir aufhören sollen. Ich bin mehr als glücklich. Aber was ist, wenn Marco es doch nicht ist? Wenn ihm das alles zu viel wird und er die Flucht ergreifen wird? So, wie er es eben getan hat. Ich schluchze wieder auf und drücke Holly sanft an mich. Sie kuschelt sich in meine Arme und scheint mich trösten zu wollen. Ich stehe mit ihr zusammen auf und gehe in die Küche. Dort gebe ich Holly ihr Futter und frisches Wasser und mache mir einen Kräutertee, zur Beruhigung. Als mein Tee dann fertig ist, setze ich mich wieder auf die Treppe. Ich lege meine Hände um heiße Tasse und versuche mich mit ihr aufzuwärmen. Mir ist kalt, sehr kalt, aber ich werde nicht weggehen. Ich bleibe hier, bis Marco wieder zurück kommt. Er ist einfach mit dem Auto weggefahren! Mit dem Auto! Wie kann er nur so verantwortungslos sein? Er wird Vater! Da kann er so etwas nicht mehr machen. Ich seufze und trinke einen kleinen Schluck vom Tee. Allerdings ist er so heiß, dass ich mich erschrecke und die Tasse fallen lasse. Auf meine Oberschenkel. Ich fluche laut. Der heiße Tee wird von meiner Jeans großzügig aufgenommen, verteilt sich überall und brennt sich in meine Haut. Wieder kommen mit die Tränen. Das tut so weh! Mit zitternden Händen schiebe ich meinem Pullover hoch, den Stoff an meiner Jeans, der meinen Bauch bedeckt runter und versuche die Hose auszuziehen. Aber es geht nicht. Es tut so weh und ist durch das heiße Nass noch enger. Ich nehme mein Handy und rufe einen Notarzt. Am Telefon wird mir gesagt, dass ich weiter versuchen soll die Hose auszuziehen, was ich auch tue. Aber es geht einfach nicht. Die Haustür öffne ich schon, damit der Arzt gleich reinkommen kann. Weiter versuche ich die Hose auszuziehen, doch es will mit nicht gelingen. Es ist so heiß! "Frau Cromwell?" Ich zucke zusammen und sehe den Arzt an. "Herrgott! Legen sie sich hin ich werde die Hose aufschneiden, wenn das okay ist." "Ja! Holen sie mich da raus, bitte!" weine ich und setze mich vorsichtig auf die Treppe. Sofort beginnt er von unten meine Hose aufzuschneiden und entfernt sie. "Das sind ordentliche Verbrennungen. Vielleicht sollten wir sie lieber mit ins Krankenhaus nehmen und das dort behandeln, denn da haben wir noch bessere Medikamente und Salben." erklärt er. "Ja. Ich mache alles, das tut so weh!" "Ganz ruhig. Nur die Ruhe bewahren, regen sie sich nicht auf, okay?" Ich schlucke schwer und nicke. "Und das atmen nicht vergessen." lächelt er. Der Arzt und die Sanitäter helfen mir auf die Trage. "Sind wir Verbrennungen wirklich so schlimm?" frage ich weinerlich. "Das muss genauer untersucht werden. Dadurch, dass die Hose nicht sofort ausgezogen wurde sind die Verbrennungen weiter ausgebreitet und vor allem schlimmer. Das scheint sich ordentlich in die haut gefressen zu haben." erklärt mir der Sanitäter. Ich werde in den Krankenwagen gebracht. Die Tür wird einfach zugezogen und der andere Sanitäter bringt mir noch mein Handy und meinen Schlüssel. "Danke." sage ich leise und versuche mich an einem Lächeln. Sie lächelt freundlich zurück. "Bei Bauch tut weh." jammere ich, denn mit einem mal zieht alles so doll. "Ich werde gleich nach ihrem Baby sehen. Erstmal müssen wir ihre Beine mit einer Salbe behandeln, damit das nicht austrocknet." Ich nicke. Die Schmerzen sind unerträglich. Warum muss ich auch ausgerechnet heute meine engste Hose anziehen? Der Stoff der Jeans hat sich dadurch richtig in meine Haut gefressen. Das ist doch alles nicht wahr! Ich nehme mein Handy hervor und wähle die Nummer von Cathy, während meine Oberschenkel versorgt werden.

(C=Cathy, J=Jen)

C: "Jen! Lange nichts mehr von dir gehört, wie geht's dir so? Habe den Artikel gelesen, das ist ja so süß!"
J: "Hey, Naja mir geht's gerade alles andere als gut. Marco und ich haben uns irgendwie ein kleines bisschen gestritten und dann ist er mit dem Auto weggefahren. Jedenfalls habe ich mir meinen frisch gekochten Tee über die Beine gekippt und ich habe meine Hose nicht ausgezogen bekommen weshalb ich jetzt starke Verbrennungen habe. Ich bin auf dem Weg ins Krankenhaus und ich wollte fragen, ob du vielleicht hinkommen kannst. Ich will nicht alleine sein."
C: "Jen, oh Gott! Ja, also Marco ist hier und sitzt mit Mats und Erik auf der Couch. Er ist wirklich ein Idiot, ohne Scheiß! Und ja, ich komme sofort. Ich muss Coco nur füttern und dann bin ich gleich bei dir. Notaufnahme?"
J: "Ja, ich gehe mal davon aus. Aber ich kann dir ja noch schreiben wo genau ich dann sein werde."
C: "Okay. Mach dir wegen Marco keine Sorgen Mats und Erik waschen ihm schon den Kopf. Ich fahre dann jetzt los, bis gleich."

Und schon hat sie aufgelegt. Cathy ist toll. Unser Anfang ist doof gelaufen aber das hat sich ja zum Glück schnell geklärt und wir konnten uns richtig kennen lernen. Und ehrlich gesagt fand ich das auch etwas süß, dass sie Marco so beschützen wollten.

"Zähne zusammen beißen, das könnte jetzt brennen. Wir müssen das desinfizieren." Ich nicke und Presse die Hände auf mein Gesicht. "Das sieht echt schlimm aus." flüstert Cathy und legt ihre Hand auf meine Schulter und massiert mich etwas. "Fuck!" schreie ich, als sich der brennende Schmerz der durch das Deinfektionsmittel über meine Beine verteilt. "Wir werden das jetzt vorsichtig mit einer speziellen Salbe einreiben und vorerst etwas verbinden. Ich würde sagen, dass sie heute Nacht hier bleiben, damit morgen früh noch einmal alles kontrolliert werden und neu gereinigt und verbunden werden kann." Ich nicke traurig. Ich will nach Hause zu Holly. "Ich bleibe die Nacht bei dir, wenn du willst." schlägt Cathy vor und ich nicke sofort. "Kannst du mir vielleicht noch ein Paar Klamotten holen?" "Natürlich. Oh, und Marco weiß hier von nichts." zwinkert sie und ich lächle dankbar. Marco muss das hier nicht mitbekommen. Er soll sehen, dass ich das, was er kann, schon lange kann. Und dass er mich verletzt hat, indem er einfach abgehauen ist.

"So, hier sind Handladekabel und Klamotten drin und hier ist deine Kulturtasche." erklärt Cathy und ich nicke. "Dankeschön." Sie winkt ab und lächelt mich an. Ich habe übrigens auch deinem Bruder angerufen und ihm bescheid gesagt. Er hat sich Sorgen gemacht um dich aber ich habe behaupten alles sei bestens und du hättest keinerlei Schmerzen." kichert sie. "Und das hat er geglaubt?" frage ich lachend. "Mehr oder weniger. Aber ich könnte ihn überzeugen nicht sofort ins nächste Flugzeug zu steigen." Ich lache auf. Ich kann mir bildlich vorstellen wie er und Cathy am Telefon diskutiert haben und muss augenblicklich schmunzeln. "Hat Marco etwas gesagt?" Sie schüttelt den Kopf. Ich war erst bei dir und habe deine Sachen geholt und bin dann zu mir, um Mats Bescheid zu geben und mir selber auch Sachen zu holen. Ich hab ihm alles erklärt und ihn gebeten nichts zu sagen. Marco wollte wohl auch bei uns schlafen. Vielleicht schreibt er dir ja noch oder ruft dich an." "Dann werde ich nicht antworten oder rangehen. Er hat mich verletzt, indem er gegangen ist." "Richtig so, lass ihn mal zappeln, damit er weiß wie es ist." zwinkert sie und ich muss lachen. "Versuch jetzt zu schlafen. Es ist schon total spät und du siehst sehr kaputt aus." "Waren ja auch einen Haufen Untersuchungen." seufze ich. Eine nach der Anderen und das stundenlang. Und ich verstehe nicht warum. Aber was soll's. Jetzt habe ich ja Ruhe. Cathy legt sich zu mir ins Bett und zusammen sehen wir noch eine ganze Weile Fern und irgendwann schlafen wir dann ein.

Wenn das Schicksal zum Arschloch wirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt