5 - Die Hüterinnen

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Eine Weile fuhren sie schweigend. Granger wirkte abwesend. Ihr Daumen tippte nervös auf das Lenkrad und sie knabberte an ihrer Unterlippe.

„Dort wird heute Nachmittag unheimlich viel los sein", sagte Granger schließlich. „In den Gärten, meine ich. Wir sollten auf jeden Fall versuchen, uns unauffällig zu verhalten. Wir müssen zwar durch den Souvenir-Shop, um die Eintrittskarten zu kaufen, aber auf dem Gelände selbst können wir dann dem schlimmsten Gedränge ausweichen."

„Ich kann mich unauffällig verhalten", informierte Draco sie.

Statt einer Antwort warf Granger ihm lediglich einen raschen Seitenblick zu.

„Hat das Wasser magische Eigenschaften?", wollte Draco schließlich wissen. „Und weshalb wissen die Muggel überhaupt davon?"

Granger setzte sich ein wenig aufrechter hin und holte tief Luft. Draco vermutete insgeheim, dass das zwei offizielle Anzeichen dafür waren, dass sie ihren Streberinnen-Modus aktivierte.

„Die Quellen in dieser Gegend werden seit Jahrtausenden sowohl von Muggeln als auch von Hexen und Zauberern genutzt", referierte Granger. „Ich nehme an, es wäre zu schwierig gewesen, die ganze Sache nach der Einführung des Geheimhaltungsabkommens aus so vielen Köpfen zu löschen. Aber um deine Frage zu beantworten: Die Muggel kennen nur zwei Wasserquellen in Glastonbury. Die eine nennen sie die weiße und die andere die rote Quelle. Keine von ihnen hat echte magische Eigenschaften, obwohl die Muggel beiden Quellen ihre eigene spirituelle und mythologische Bedeutung zugeschrieben haben. Es existieren Geschichten, welche die Quellen mit dem Heiligen Gral und König Arthur (er soll übrigens in der Abtei von Glastonbury begraben worden sein) und einigen anderen Legenden in Verbindung bringen."

Sie näherten sich nun dem Stadtrand. Granger linste auf ein Schild, das ihnen den Weg zu den Gärten der Kelchquelle wies.

„Aber...", fuhr sie danach fort. „... es gibt noch eine dritte Quelle. Eine, die du in keiner Muggel-Broschüre finden wirst. Sie heißt die grüne Quelle und diese hat tatsächlich magische Eigenschaften. Von dieser brauche ich..." Hier zögerte Granger kurz, schien dann aber zu dem Schluss zu kommen, dass Draco es ohnehin herausfinden würde. „... brauche ich eine Wasserprobe."

„Für dein Projekt."

"Ja."

„Und warum ausgerechnet an Imbolc?"

„Du bist ein wenig zu neugierig", seufzte Granger. Draco wusste, dass sie in Wahrheit penetrant meinte, doch sie hatte sich für eine höflichere Version entschieden.

„Ich nehme an, die Quelle erreicht an Imbolc ihre höchste magische Potenz?", vermutete Draco ins Blaue.

Granger antwortete ihm nicht.

„Ich habe recht, nicht wahr?"

Er bemerkte ihren Blick zum Handschuhfach, in dem das Spickoskop lag und nur darauf wartete, ihre nächste dreiste Lüge aufzudecken.

„Hör auf, dermaßen neugierig zu sein", beharrte Granger auf ihrem Vorwurf.

„Und das kommt ausgerechnet von dir."

Sie schnaubte spöttisch. „Neugierig zu sein, ist quasi mein Beruf. Ich bin Forscherin. Deine Aufgabe hingegen ist es, mich vor unbekannten Mächten zu schützen, und ganz sicher nicht, mich zu meinem streng vertraulichen, patentgeschützten Projekt zu verhören."

Granger fuhr auf einen Parkplatz, stellte das Auto ab und wartete geduldig auf seine Antwort.

Diese Hexe war – etwas. Draco hatte noch nie eine Diskussion mit solch unerbittlichen Argumenten und Gegenargumenten geführt. Wenn er den Punktestand im Auge behalten hätte, dann wäre er aus der Debatte als Verlierer hervorgegangen, da war er sich ziemlich sicher.

Draco Malfoy and the Mortifying Ordeal of Being in Love (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt