12 - Die Teeparty

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Dracos Schreiber versank in den nächsten Tagen in einer wortkargen Stille. Er nahm an, dass Granger schmollte und er daher nichts mehr von ihr hören würde, bis er wegen ihres nächsten Sternchen-Urlaubs wieder selbst nachhaken musste.

Daher war es auch eine ziemliche Überraschung, als er (sogar noch vor dem Wochenende) schließlich doch eine Nachricht von ihr erhielt.

Ich habe von deiner Mutter eine Einladung zum Tee erhalten. Für diesen Sonntag.

Und? Wirst du nett sein und zusagen?, fragte Draco.

Ich bin mir nicht sicher, ob du es verdient hast, dass ich nett bin, antwortete Granger.

Bestrafe meine Mutter nicht meinetwegen, schrieb Draco. Außerdem habe ich Flubberwurm-Schleim gegessen. Habe ich nicht schon genug gelitten?

Hast du ihn wirklich gegessen?, wollte Granger wissen.

Jep, antwortete Draco.

Lügner, schrieb Granger.

Draco antwortete ihr nicht, weil sie damit recht hatte.

Sein Schreiber summte erneut.

Ich komme nur, wenn du auch da bist. Ich werde nicht alleine leiden.

Geht leider nicht. Ich habe mir schon einen Termin ausgedacht, der sich mit der Party überschneidet, schrieb Draco.

Zu schade, antwortete Granger. Dann mach das rückgängig.

Aber das ist kompliziert, kritzelte Draco. Er hoffte inständig, dass seine Nachricht einen jammernden Tonfall übermitteln würde.

Das ist eine Teilnahme an einer Veranstaltung in Malfoy Manor für mich auch.

Draco richtete sich stirnrunzelnd auf. Diese Karte spielte sie nun also. Tatsächlich fühlte er sich dadurch so, als hätte er keine andere Wahl. Verstanden. Ich werde da sein.

Sie antwortete nicht.

*

Der Sonntag kam und mit ihm auch die übliche Flut von Vorbereitungen, die Narzissas Feiern jedes Mal vorausgingen. Draco blieb so lange in seinen Gemächern, bis der Wirbelsturm in Form von Henriette und ihren fleißigen Hauselfen-Kollegen nachgelassen hatte und die ersten Gäste im Manor eingetroffen waren.

Narzissa verwaltete ihre Gästelisten mit einer unglaublichen Strategie und Raffinesse, die sie sich in all den Jahren als perfekte Gastgeberin angeeignet hatte. Die heutigen Gäste waren eine Mischung aus hochrangigen Mitarbeitern des Zaubereiministeriums und einigen Akademikern. Für Granger würde das bedeuten, dass sie sich bequem unter vertraute Gesichter mischen konnte. Für Draco selbst war es sogar der reinste Segen, da die Kategorien 'Anhängliche Debütantinnen' und 'Hochrangige Ministeriumsangestellte' sich für gewöhnlich gegenseitig ausschlossen.

Auf seinem Weg nach unten fing er Henriette ab und bat sie im Flüsterton, ihm Bescheid zu geben, sobald Granger eintraf.

Dann betrat er den Salon, den Narzissa an diesem schönen Mai-Nachmittag zur West-Terrasse hin geöffnet hatte. Die fein gearbeiteten, silbernen Tische, die über und über mit Fingersandwiches und Kuchen beladen waren, erstreckten sich über die gesamten Terrasse und die Gäste wurden durch schwebende Sonnenschirme aus Spitze, die über ihnen in der Luft rotierten, vor der brennenden Sonne geschützt.

Draco entdeckte einige alte Schulkameraden und schlenderte hinüber, um mit Terry Boot (Abteilung für magische Unfälle und Katastrophen), Davies (Abteilung für magisches Transportwesen) und Padma Patil (Universität Edinburgh) ein wenig Smalltalk zu betreiben. Das Gespräch begann damit, dass sie sich gegenseitig aufzogen, weil sie alle so alt geworden waren, schnitt irgendwann das letzte Spiel der Falmouth Falcons an und verlagerte sich letztendlich zum Thema Kinder, an dem Draco sofort das Interesse verlor, weshalb er nach einem geschickten Ausweichmanöver Ausschau hielt.

Draco Malfoy and the Mortifying Ordeal of Being in Love (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt