7 - Ostara / Grangers Widerborstigkeit

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Dracos nächster Besuch zur Erneuerung der Verteidigungszauber in und um Grangers Haus wurde von einer, im Nachhinein betrachtet, leichten Fehlentscheidung seinerseits verunziert.

Es waren einige Wochen vergangen und er hatte kaum Fortschritte erzielt, was die Aufdeckung der wahren Natur ihres Forschungsprojekts betraf. Also wandten sich seine Gedanken wie von allein einem gewissen Objekt zu, für das er sich ebenfalls interessierte und das, wie er nur zu gut wusste, in ihrem Arbeitszimmer auf ihn wartete: nämlich dem zerfetzten Zauberbuch auf dem Sockel. Genau dem Buch, wegen dem sie ihm einst gedroht hatte, heulen zu müssen.

Und so schickte ihr Draco eines schönen Morgens Anfang März, an dem er sich gerade auf seine obligatorische, wöchentliche Arbeit auf Grangers Grundstück vorbereitete, eine kurze Nachricht über den Schnatter-Schreiber, in der er ihr mitteilte, dass er das Cottage betreten werde, wenn das für sie in Ordnung sei, da er es versäumt habe, vereinzelte Fenster mit Schutzzaubern zu belegen, und ihm das nun einfach keine ruhige Minute lasse.

Granger fügte sich seiner Anfrage mit einem trockenen „Wenn du das für zwingend nötig hältst."

Ohja, das tat er.

Draco plante seinen Besuch exakt so, dass dieser mit einer von Grangers Unterrichtsstunden am Trinity College kollidierte, denn er wollte sichergehen, dass sie ihn nicht beim Herumschnüffeln erwischte. Als er das Cottage erreichte, nahm der Kater, der zu merken schien, dass etwas Ungewöhnliches im Gange war, eine demonstrativ überwachende Position auf dem Dach ein und starrte misstrauisch auf ihn hinunter, während Draco die Schutzzauber erneuerte.

„Ich mache nur meinen Job, Kniesel-Kater", rief Draco zu ihm hinauf und provozierte das Vieh noch ein wenig mehr, indem er eine großartige (und langatmige) Show aus seiner Arbeit machte.

Der Kater warf ihm lediglich zynische Blicke zu.

Schließlich betrat Draco das Haus, schützte eifrig die Fenster im Erdgeschoss und sprintete dann die Treppe hinauf, um dort dasselbe zu tun. Zunächst widmete er sich dabei Grangers Schlafzimmer, wobei er sich nur minimal umsah, da der Kater im Türrahmen stand und ihn aufmerksam beobachtete. Dann war der Yoga-Raum an der Reihe und danach endlich das Arbeitszimmer.

Das Buch lag immer noch auf dem Sockel - weiterhin mittig geöffnet und umgeben vom grünlichen Schimmer der Stase-Zauber. Unter den wachsamen Augen des Katers schützte Draco das Fenster und näherte sich dabei unauffällig dem dicken Wälzer.

Der Blick des Katers wurde noch durchdringender.

Draco linste auf die aufgeschlagenen Seiten. Durch den Zauber, der über dem Buch lag, waren die Worte verschwommen und schienen vor seinen Augen zu tanzen. Das Schriftbild war nur mühsam zu entziffern. Es war kein Englisch. Tatsächlich erschienen ihm manche Abschnitte eher Französisch zu sein. Vielleicht Anglonormannisch? In diesem Fall handelte es sich definitiv um ein sehr altes Buch - schätzungsweise mindestens 500 Jahre.

Von den wenigen Sätzen ausgehend, die er lesen konnte, hatte er scheinbar die kunstvolle Beschreibung einer hübschen Landschaft vor sich: Ein grüner Hügel, übersäht mit tanzenden Glockenblumen, glänzenden Disteldaunen und einem samtweichen Teppich aus Falis Marienseide.

Das war alles, was Draco entziffern konnte. Der Rest der Seite war zu beschädigt. Er erinnerte sich an die Dinge, die Granger dank ihrer Redseligkeit ausgeplaudert hatte, während sie den Mendip-Pfad gewandert waren. Sie hatte ihm etwas von Pflanzenbeschreibungen erzählt, die ihr die Hinweise für ihre mysteriöse Jagd lieferten, doch keine der hier erwähnten Pflanzen hatte auf ihrer Liste gestanden, da war Draco sich sicher. Es musste sich um eine andere Stätte handeln als um jene, nach der sie damals gesucht hatte.

Draco Malfoy and the Mortifying Ordeal of Being in Love (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt