6 - Die Suche nach der inneren Mitte

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Anmerkung der Autorin: Dieses Kapitel enthält ein wenig Französisch. Ich bin zur Hälfte Französin, wollte die Leser aber nicht mit dem übermäßigem Gebrauch einer anderen Sprache verärgern oder den Text mit den dazugehörigen Übersetzungen belasten. Ich kennzeichne damit also lediglich, dass gerade Französisch gesprochen wird, stelle den eigentlichen Dialog aber auf Englisch zur Verfügung. Bitte stellt euch beim Lesen einfach eine ganze Menge nasaler, rollender Laute und den übermäßigen Gebrauch von „euh" vor.

*

Nach ihrem gemeinsamen Imbolc-Ausflug war Granger in Dracos Leben so gut wie nicht mehr präsent. Einmal pro Woche schaute er in ihrem Labor und auf ihrem Grundstück vorbei, um seine Verteidigungszauber zu erneuern, doch ihre Zeitpläne stimmten selten überein und somit sah er ihren Kater öfter als sie.

Gelegentlich summte sein Schreiber und informierte ihn darüber, dass Granger an einer öffentlichen Veranstaltung X am Standort Y teilnehmen würde. Weil er der verantwortliche Auror war, überließ sie seine Anwesenheit seinem eigenen Ermessen, stellte jedoch stets klar, dass diese bestenfalls überflüssig und schlimmstenfalls lästig wäre.

Die meisten Veranstaltungen wurden an sicheren magischen Orten abgehalten, da es sich um Diskussionsrunden im St. Mungo und im Huntercombe oder um Symposien an magischen Universitäten handelte, und somit hatte Draco bisher keinen Grund dazu gehabt, an irgendeiner davon teilzunehmen. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Granger in einem Forschungs-Panel in eine brenzlige Situation geriet, hatte sie immerhin den Ring.

Tonks, der allerdings durchaus aufgefallen war, dass Dracos Berichte ziemlich langweilig geworden waren und der Granger-Einsatz nur einen Bruchteil seiner eigentlichen Arbeitszeit in Anspruch nahm, überhäufte ihn freudestrahlend mit zusätzlichen Missionen. Die grausame Belohnung für Kompetenz war also offensichtlich nur noch mehr Arbeit, was Draco allmählich dazu brachte, sich zu fragen, ob es nicht tatsächlich besser wäre, sich an Potter und Wiesel samt ihrer allgemeinen Tollpatschigkeit ein Beispiel zu nehmen.

Und so fand sich Draco eines Tages mit Buckley in einem schmuddeligen Hotel in Manchester wieder, wo sie Informationen über eine Gruppe von Schmugglern dunkler Artefakte sammelten.

Buckley war ein guter Typ. Er war ein junger Auror und dementsprechend übereifrig und begierig darauf, sich zu beweisen, was wiederum bedeutete, dass Draco eher eine (nun, er würde sagen Manager) Rolle übernehmen und den Großteil seiner Beschattungs-Arbeit an den Jungen delegieren konnte. Das erlaube ihm immerhin, noch mehr praktische Erfahrungen zu sammeln, wie er Buckley irgendwann feierlich erklärte. Dieser nickte daraufhin begeistert und erinnerte Draco dabei entfernt an einen Welpen.

Somit schob er Buckley also erfolgreich seine eigene Nachtschicht unter, betrachtete seinen jungen Kollegen noch einige Sekunden zufrieden und ging schließlich zu Bett.

Er hatte das Gefühl, gerade erst eingeschlafen zu sein, als ein Brennen seines Rings ihn wieder aufschrecken ließ: Es waren Schmerzen. Schmerzen und ein erhöhter Puls, die von Cambridgeshire zu ihm hinübergefunkt wurden.

Wie Draco mit einem schnellen Blick auf die Uhr feststellte, war es halb Vier in der Früh. Und um halb Vier geschah selten etwas Gutes. Mit einem Satz sprang er aus dem Bett, warf sich lediglich einen Umhang über den Pyjama und stürmte aus seinem Hotelzimmer.

Manchester lag am anderen Ende des Landes und dementsprechend war er viel zu weit weg, um auf direktem Wege zu Granger zu apparieren. Also entfachte er ein Feuer im rußigen Kamin des Foyers, flohte zu einem Pub im Cambridge und apparierte schließlich von dort zu Grangers Ring.

Draco materialisierte sich in genau dem Schlafzimmer in Grangers Obergeschoss, welches er vor Wochen insgeheim den Ritualraum getauft hatte.

Er entdeckte Granger in Form eines schrecklich verschwitzten Knotens aus verrenkten Gliedmaßen vor sich auf dem Boden und stieß eine ganze Salve von Homenum Revelio und Finite Incantatem aus, während er versuchte, die unsichtbaren Angreifer auszumachen, die sie ganz offensichtlich mit dem Cruciatus-Fluch folterten.

Draco Malfoy and the Mortifying Ordeal of Being in Love (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt