22 - Lughnasadh / Der Gipfel der Welt

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Der restliche Montagvormittag bestand hauptsächlich daraus, einige torkelnde Leichen zu verfolgen, die ein Totenbeschwörer in Slough hatte wiederauferstehen lassen. Draco hatte gelegentlich Schwierigkeiten dabei, die Leichen von Sloughs feinen Bürgern zu unterscheiden, aber das war eine Geschichte für einen anderen Tag.

Um Punkt vier Uhr kam er in Hogsmeade an, um sich mit Granger zu treffen. Er fand das Dorf außerordentlich ruhig vor. Die meisten Ladenbesitzer waren im Urlaub und die restlichen Dorfbewohner hatten sich in ihre Häuser zurückgezogen, um der Hitze zu entgehen.

Draco ordnete hastig die Vorderseite seiner Robe, damit sie auf die Art über seine Brust fiel, die seine robusten Brustmuskeln betonte. Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, um sicherzustellen, dass es grob zerzaust aussah, wie es sich eben für einen Auror gehörte, der grobe, männliche Dinge getan hatte.

Dann lehnte er sich (in der Absicht, eine coole, lässige und desinteressierte Atmosphäre zu verströmen) an einen Laternenpfahl, um auf Granger zu warten.

Es wurde dadurch ruiniert, dass Granger fast in ihn hineinapparierte.

Sie fielen zu Boden und lösten sich keuchend voneinander.

"Du musstest genau diesen Quadratmeter auswählen, um zu apparieren?", fragte Draco gereizt und klopfte seinen Umhang ab.

„Du konntest keinen anderen Ort zum Faulenzen finden als die Hauptstraße?! Wirklich?" Granger rappelte sich auf. „Ich glaube, mein Fuß war in deiner Milz."

"Ich habe es gemerkt."

Sie kamen wieder auf die Beine und beäugten sich gegenseitig abschätzend. Es war fast ein Monat vergangen, seitdem sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Grangers Gesicht zierte wieder diese überarbeitete Miene: die tiefen Schatten unter ihren Augen, der schmale Strich ihres Mundes. Sie trug ein gelbes Sommerkleid, so als könnte dessen widerwärtige Fröhlichkeit ihre Müdigkeit vertuschen.

Tat sie nicht.

„Du siehst beschissen aus", informierte Draco sie.

"Vielen Dank. Darf ich dich nach dem Augapfel fragen, der da auf deiner Schulter hängt?"

Draco senkte den Kopf. Mit welcher Leiche auch immer er zuletzt zu tun gehabt hatte - sie hatte sowohl ein Auge als auch einen langen Sehnerv zurückgelassen, der sich jetzt über seinen Oberarm kringelte und seine coole, lässige Ausstrahlung komplett zunichte machte.

„Ähm ja", murmelte er und ließ das Auge rasch verschwinden. „Ein Souvenir von meiner Mission heute Vormittag."

„Wird der Besitzer es nicht vermissen?"

„Er war tot, also nein."

Grangers Augen wanderten über den Rest seines Körpers, doch es waren keine anderen abtrünnigen Körperteile mehr zu finden. Sie deutete die Straße hinunter. "Sollen wir? Irma hat zugestimmt, mich um 16:15 Uhr zu treffen."

"Irma?"

„Madame Pince."

„Die lebt noch? Merlin, diesen alten Vogel hatte ich ganz vergessen..."

Sie setzten sich in Bewegung. Draco horchte in sich hinein und war erfreut, dass er nichts von der flauschigen Scheiße spürte, die ihn so erschreckt hatte. Er genoss lediglich den Anblick von Grangers Beinen, was total natürlich war. Immerhin hatte sie schöne Beine.

Draco bemerkte allerdings das Fehlen der Flut von Informationen, die ihm für gewöhnlich zuteil wurde. Es gab kein „Oh schau, Malfoy!" gefolgt von einem Sprung ins Unterholz, um auf irgendein Blatt zu deuten. Vielleicht war Granger müde. Nach seiner Einschätzung war dies ihr erster freier Tag seit Mittsommer. Und ausgerechnet dieser Urlaub war kaum eine entspannte Zeit gewesen: zu viele tödliche Nonnen.

Draco Malfoy and the Mortifying Ordeal of Being in Love (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt