4 - Imbolc

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In all den Jahren, in denen er nun schon mit Potter und Weasley zusammenarbeitete, hatte Draco eine sowohl kühle als auch professionelle Beziehung zu ihnen entwickelt, die Weasley am nächsten Morgen recht plastisch demonstrierte, indem er „Hey, Schwachkopf!" rief und sich über die Trennwand von Dracos Schreibtischnische hängte wie eine zu lang geratene, rothaarige, sommersprossige Handpuppe.

„Was willst du, Wiesel?"

„Uns ist zu Ohren gekommen, dass Hermine jetzt Aurorenschutz erhält - und dass der zuständige Kerl ein riesiges Arschloch ist", informierte Weasley ihn mit verschlagener Miene.

„Ist das ihre Beschreibung oder deine?"

Potter, dessen katastrophales Haar und lebhaft grüne Augen jetzt ebenfalls oberhalb der Trennwand erschienen, antwortete: „Unsere. Sie behauptet, du wärst bisher ziemlich professionell gewesen, aber wir kennen natürlich die Wahrheit."

„Du Glückspilz", schnaubte Weasley. „Wie kann es sein, dass Tonks uns die Vampire zuteilt und dir die Hermine-Angelegenheit? Du kannst sie nicht einmal leiden."

„Ich würde behaupten, das war eine Frage der Kompetenz", gab Draco arrogant zurück. „Laut Tonks ergibt es nun einmal Sinn, den besten Auror des Büros damit zu beauftragen, den wohl brilliantesten Geist von ganz Großbritannien zu schützen..."

Weasley gab ein höhnisches Geräusch von sich; Potter lachte lediglich.

„... und die Nervensägen damit, sich um die nervigen Vampire zu kümmern", beendete Draco seinen Satz.

„Das habe ich nie gesagt", warf Tonks ein, die gerade in der Gestalt eines kleinen, übergewichtigen Mannes an ihnen vorbeiwatschelte. „Solltet ihr nicht eigentlich arbeiten, ihr Schwätzer? Wenn ihr mich fragt, seid ihr im Übrigen alle Nervensägen."

Potter und Weasley glucksten. Draco hingegen war beleidigt.

„Woran arbeitet Hermine überhaupt, dass es den guten, alten Shack dermaßen ausflippen lässt?", wollte Weasley wissen. „Sie verrät uns nichts darüber."

„Diese Informationen erhälst du nur, wenn du sie auch wirklich wissen musst", erwiderte Draco lässig und tippte sich dabei bedeutungsvoll an die Nase.

Er hatte zwar selbst immer noch keinen blassen Schimmer, woran Granger arbeitete, aber um dem Nervensägen-Duo auf die Nerven zu gehen, war ihm jedes Mittel recht. Beide sahen nun, der Tatsache angemessen, dass Draco etwas zu wissen schien, das sie nicht wissen durften, ziemlich angefressen aus.

„Ihr sollt arbeiten!", brüllte Tonks aus ihrem Büro.

„Ja, Boss", schleimte Weasley.

„Noch ein gut gemeinter Ratschlag, Malfoy", rief Potter, als sie sich auf den Weg zurück zu ihren Arbeitsplätzen machten. „Beleidige niemals Hermines Kater."

„Zu spät", gab Draco achselzuckend zurück.

*

Zwei Wochen vergingen, in denen an der Granger-Front alles ruhig war. Draco hatte ihren Ring so kalibriert, dass er ihn ausschließlich auf extreme physiologische oder emotionale Veränderungen aufmerksam machen würde, die auf eine unmittelbare Gefahr hindeuteten: deutliche Angstspitzen, Panik, Schmerz oder eine ungewöhnlich hohe Herzfrequenz. Im Allgemeinen schien Granger allerdings wundersamerweise recht ausgeglichen zu sein.

Es gab jedoch einen Tag, an dem Dracos Ring den ganzen Morgen über prickelte und ihm somit signalisierte, dass Grangers Puls zu den unterschiedlichsten Zeiten leicht erhöht war, wenn auch noch nicht an der Schwelle zu wilder Panik kratzte. Er verdrängte es daher vorerst aus seinen Gedanken und gesellte sich für ein Nahkampf-Training zu Goggin und einigen jüngeren Auroren.

Draco Malfoy and the Mortifying Ordeal of Being in Love (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt