Der Beste

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Katsuki

Ich wusste nicht, was hier abging und es war mir auch egal. „Sorry Jungs, ein anderes Mal."

Ich zog meinen erbleichten Schützling hinter mir her in unsere Wohnung, wo er sich wortlos auf das Sofa sinken ließ und die Arme um seinen Körper schlang. Stundenlang starrte er Löcher in die Luft, ohne ein Wort zu sagen.

Man brauchte nicht Detektiv Conan zu sein, um eins und eins zusammen zählen zu können. Der Schönling mit den weiß-roten Haaren war wohl Izukus Ex-Lover. Und offensichtlich hatte er ihm sein Herz gebrochen. Er tat mir ja wirklich leid, wie er so wie ein Häufchen Elend dasaß. Das konnte man ja gar nicht mit ansehen. Also machte ich uns erst mal zwei Kaffee und setze mich zu ihm.

Ich drückte ihm die Tasse in die Hand. „Na sag schon, was ist los?"

„Die Überprüfung unserer neuen Nachbarn kannst du dir sparen. Ich kenne die beiden."

„Na gut, dann sag mir mal, wer dieser Möchtegern-Bodybuilder mit der Kackfrisur ist?"

„Das ist Eijiro Kirishima. Sohn des Besitzers der größten und bekanntesten Musikstudios und Musiklabels in ganz Japan."

Ich trank einen Schluck meines Kaffees. „Und der andere Bastard?"

„Todoroki Shoto. Jüngster Spross von Enji Todorok." Er spukte diesen Namen regelrecht heraus. „Großer Boss der Endeavor Corporation. Vom Staubsauger bis zum Generator für Atomkraftwerke produzieren die alles."

Die Brut der High Society gab sich hier in diesem Wohnheim die Klinke in die Hand. Aber kein Geld der Welt heilte ein gebrochenes Herz. Ich unterbrach Midoriya nicht. Hörte ihm einfach weiter zu.

„Shoto und ich waren über ein Jahr ein Paar auf dem Internat. In der letzten Klasse der Mittelschule." Tränen kullerten über seine Wangen. „Er war meine erste große Liebe."

„Jetzt heul nicht so rum, du Trottel. Du wirst was zehnmal Besseres finden, als den Lackaffen. Das verspreche ich dir. Der ist selbst schuld, wenn er dich nicht wollte." Ich wuschelte ihm durch die leicht gelockten Haare. „Er hat deine wahre Schönheit nicht erkannt und deshalb auch nicht verdient. Er hat jetzt einen Neuen, also vergiss den Loser. Offensichtlich ist er ein gigantischer Trottel."

Was redete ich hier eigentlich? Auch wenn ich ihn nur trösten wollte, kamen mir die Worte seltsam leicht über die Lippen.

„Sag so was nicht, du kennst ihn nicht. Sein Vater hat ihn, als er das mit uns herausfand, von der Schule genommen. Seither habe ich ihn nicht mehr gesehen. Ich sollte mich für ihn freuen, denn offensichtlich hat sein Vater akzeptiert, dass sein Sohn gay ist." Er wischte sich die Tränen weg.

„Woher hat er dieses rote Mal über dem Auge."

„Die Narbe hat er, seit er ein kleines Kind war. Seine Mutter ist übergeschnappt und hat ihn mit kochendem Wasser überschüttet." Er atmete tief durch. „Ich muss hier raus!"

„Willst du jetzt noch joggen gehen?", fragte ich etwas verwundert.

Er stellte seine Tasse Kaffee ab. „Nein, ich geh in den Club. Die andern kommen auch."

„Kommt nicht infrage!"

„Ich lasse mich nicht einsperren. Ich bin 20 und wenn ich feiern gehen will, dann tue ich das, und da lasse ich mich nicht aufhalten. Du bist für heute von deinem Job entbunden. Mir gefällt das eh nicht, wenn du mir dauernd am Arsch klebst."

„Hör zu, Deku! Ich mache hier meinen Job. Und wenn deine Mutter mich beauftragt, dich zu überwachen und als dein Bodyguard zu beschützen, dann werde ich das tun. Was so eine aufmüpfige Prinzessin wie du davon hält, ist mir scheißegal. Ich bin der Beste in der Branche."

Seine grünen Augen schienen mich förmlich zu durchbohren. „Na dann mach verdammt noch mal deinen Job. Oder glaubst du, hier in meiner Wohnung brauche ich einen Bodyguard? Den Besten der Branche! Ich werde auf jeden Fall ausgehen. Oder ist dir die Aufgabe zu schwer?"

Dieser kleine Mistkerl hatte an meinem Stolz gekratzt und das machte mich sauer. „Halt die Klappe, Idiot. Du wirst in meiner Nähe bleiben. Du gehst nirgends hin, ohne dass ich es weiß und wenn ich sage, wir gehen, dann gehen wir. Ist das klar?"

Er nickte und ein Grinsen machte sich in seinem Gesicht breit. „Ich zieh mich um."

Auch ich wechselte die Kleidung. Ich zog ein karmesinrotes Button-down-Hemd an und eine anthrazitfarbene, eng geschnittene Stoffhose, mit feinen schwarzen Nadelstreifen.

Als Midoriya aus seinem Zimmer kam, blieb mir fast die Spucke weg. Er trug eine knallenge schwarze Hose aus feinstem Leder. Darüber ein tailliertes, überlanges, weißes Designer-Hemd, das er über die Brust offen trug. Die schwarzen, spitzen Leder-Stiefeletten, hätten mich vermutlich ein Monatsgehalt gekostet. Und irgendwie hatte er es geschafft, diese unbändigen Locken zu stylen. Scheiße, er sah verdammt heiß aus und ich erwischte mich beim Starren. War er nicht gerade noch ein lausiger Student im Schlabberlook? In den Ohren trug er Stecker. Und ich würde wetten, dass das echte Brillanten war.

Ich zog mir meine Lederjacke an, unter der man das Schulterholster nicht erkennen konnte. Zudem steckte ich noch den Taser ein. Izuku schlüpfte in einen weißen luftig-dünnen Stoffmantel, der bis zu seinen Köcheln ging.

Ich reichte ihm ein schwarzes, recht unscheinbares Armband. „Zieh das an. Sollten wir getrennt werden und du in Schwierigkeit geraten, drücke den kleinen silbernen Knopf. Ich werde dich finden."


Bodyguard - Someone to die forWo Geschichten leben. Entdecke jetzt