Izuku
Es war vier Uhr nachmittags, als ich aus dem Bett kroch. Kopfschmerzen und Übelkeit waren abgeflacht. Bilder flackerten vor meinem inneren Auge auf und mein Herzschlag beschleunigte sich. Er hatte mich auf eine Art berührt, die keinen Zweifel offenließ. Zärtliche Finger, die meinen Körper unter Strom gesetzt hatten. Doch dann hatte er die Reißleine gezogen. Mich erneut von sich weggestoßen, als wäre ich nicht mehr als eine Versuchung, die ihn nur von seinem eigentlichen Job ablenkte. Aber etwas war da zwischen uns, das selbst Katsuki nicht mehr leugnen konnte.
Zuerst würde ich duschen und dann etwas gegen meinen knurrenden Magen unternehmen. Ich schlich frisch geduscht in die Küche und stibitze mir Kirschkuchen aus dem Kühlraum. Genau das Richtige für meinen unterzuckerten und untersexten Körper. Zum Glück hatte es unsere Köchin nicht bemerkt. Doch weder das kalte Wasser noch die Extraportion Zucker konnten etwas an diesem seltsamen inneren Zittern ändern.
Ich machte mich auf die Suche nach meinem Bodyguard und fand ihn im Fitnessraum. Ich setzte mich an die kleine Bar und sah ihm bei seinem schweißtreibenden Workout zu. Verdammt, dieser Körper war so heiß. Ich wollte ihn so sehr berühren. Wieder flackerten Bilder auf, wie er mich berührt hatte. Ich merkte, wie sich in meinem Schritt etwas unwillkürlich regte. Mit dem Handrücken wischte sich Katsuki den Schweiß von der Stirn. Er blickte auf und schenkte mir ein seltenes Lächeln und ich schmolz dahin.
„Na Dornröschen, ausgeschlafen?" Dann stand er auf und ging zum nächsten Fitnessgerät, dem Butterfly.
Ich gab ihm keine Antwort. Auch wenn ich wirklich versuchte, ihn nicht anzustarren, hatte ich nur mäßigen Erfolg. Das Spiel seiner Muskeln unter seinem Shirt fesselte meinen Blick. Oh verdammt, war das heiß. Ich zwang mich dazu, wegzuschauen, richtete die Aufmerksamkeit auf mein neues abhörsicheres Handy, und checkte damit meine E-Mails. Meine Mutter hatte mir geschrieben und Shoto. Sogar Ochako und Momo erkundigten sich nach mir. Ich schrieb allen eine kurze Antwort, dass es mir gut ging und sie sich keine Sorgen machen sollten. Meiner Mutter versprach ich, mich heute Abend bei ihr telefonisch zu melden.
Erneut sah ich wieder zu Katsuki. Wieso erweckte er solche fast schon ungesunden Gefühle in mir. Als gäbe es nichts mehr Wichtiges in meinen Leben? Und als wollte ich ihm hier und jetzt die Kleider vom Leib reißen?
Ich stand auf, holte aus dem Kühlschrank ein isotonisches Getränke, um es ihm zu bringen. Ich reichte ihm die Flasche. Mit einem kleinen Lächeln griff er danach, doch ich ließ sie nicht gleich los. Seine Augenbrauen wanderten leicht nach oben. Ohne Vorwarnung setzte ich mich auf seinen Schoß. Er grinste, dann lehnte er sich zu Seite und sah an mir vorbei. Irritiert folgte ich seinem Blick. Oh Shit, an die Kamera in der Ecke hatte ich gar nicht mehr gedacht. Den Wachleuten wollte ich keine Show liefern. Also drückte ich ihm die Flasche in die Hand und stand auf. Ich brauchte dringend frische Luft.
„Ich gehe mit Yuki am Strand spazieren", murrte ich und wandte mich zum Gehen.
„Warte! Ich gehe mit dir."
Schon klar, er war mein Bodyguard. Mit einem kleinen Handtuch wischte er sich den Schweiß von der Stirn, nahm ein, zwei Schlucke aus der Flasche, dann stand er auf, griff nach der Trainingsjacke und folgte mir nach draußen.
Das Wetter war wirklich schön. So ruhig war das Meer selten und Yuki fetzte verspielt durch die leichte Dünung. Wir liefen schweigend nebeneinander. Der Strand war menschenleer und dennoch fühlte ich mich beobachtet. Katsuki ging es ganz ähnlich. Immer wieder sah er sich um, aber da war niemand.
„Lass uns zurückgehen. Ich hab Hunger und Yuki braucht auch noch ihr Futter."
„Hör mal Izuku. Das mit gestern tut mir leid. Ich hätte das nicht tun dürfen. Es wird nicht wieder vorkommen. Aber versprich mir, dass du nie wieder so viel Alkohol trinkst. Ich hatte mir echte Sorgen gemacht. Du hättest an einer Vergiftung sterben können, oder dich erbrechen und daran ersticken."
„Also habe ich mich doch nicht geirrt."
„Geirrt? Womit?"
„Das du die ganze Nacht neben mir gesessen hast, um über meinen Schlaf zu wachen."
Er zuckte nichtssagend mit den Schultern und wir machten uns auf den Rückweg.
„Steht unser Segelausflug morgen noch? Vielleicht sehen wir ja Delfine oder Wale."
„Ja, warum nicht." Er schmunzelte. „Ich kenne ja jetzt den Unterschied zwischen Backbord und Steuerbord."
Ich kicherte. Wenn er nicht mehr mitbekommen hat als das, fragte ich mich, wo er die ganze Zeit mit den Gedanken war.
„Hast du Hunger? Worauf hast du Lust. Unsere Köchin zaubert dir, was du willst."
„Pizza wäre super."
„Okay." Ich zog das Smartphone aus der Tasche und schicke der Küche eine Nachricht.
Als wir näher zur Villa kamen, sah ich ein paar Securitys um das Haus schleichen.
„Was ist da los?" Jetzt zog Katsuki sein Telefon, doch ehe er auch nur eine Nummer tippen konnte, knallte ein Schuss über das Gelände. „Scheiße!"
Noch bevor ich die Chance hatte zu reagieren, riss mich mein Bodyguard mit zu Boden und warf sich über mich.
Mit rasendem Herzen versuchte ich den Kopf zu heben. „Hat da jemand auf uns geschossen?"
„Bleib unten!" Er drückte mir nicht gerade sanft den Kopf auf den Boden.
Ich konnte erkennen, dass einer der wachhabenden Männer auf uns zueilte. „Es ist alles in Ordnung!", rief er uns zu.
Katsuki ließ mich los und war eine Sekunde später auf den Beinen. Er half mir ebenfalls auf die Füße und dreht sich dann kochend vor Wut dem Mann zu.
„Verdammte Scheiße! Was zur verfickten Hölle ist hier los und warum wurde ich nicht längst informiert?"
„Eine Drohne ist über das Grundstück geflogen. Der Kommandeur hat sie heruntergeholt."
„Was? Was für eine Drohne?"
„So ein Hubschrauber-Ding. Wahrscheinlich nur ein Spielzeug. Aber man weiß ja nie."
„Tss ... Verdammt! Richte dem Kommandeur aus, dass ich über so etwas sofort informiert werden will! Scheiße, vergiss es! Ich sag es ihm selbst."
Wutschnaubend wie eine Lokomotive dampfte er ab und ließ mich mit klopfendem Herzen zurück. Doch dann dreht er sich nochmal um.
„Begleite ihn ins Haus!", blaffte er den Security an.
Ich hatte schon befürchtet, dass Katsuki unser Abendessen sausen lassen würde, aber er schaffte es pünktlich. Um acht Uhr betrat er mit mir das kleine Speisezimmer. Ich war froh, denn erstens hatte ich Hunger und zweitens wollte ich wissen, was es mit der Drohne auf sich hatte. Auf dem Tisch stand eine Karaffe Wasser und die Flasche Wein, die ich ausgesucht hatte. Wir setzen uns und eine Minute später schob Tanaka einen Servierwagen herein. Er nahm die Abdeckungen ab und servierte uns zwei herrlich duftende und dampfende Pizzen.
„Pizza mit Miesmuscheln, Hummer und italienischer Weichkäse", kommentierte unser Butler sein Tun. „Wohl bekomm's!"
„Danke Tanaka-san."
Er verbeugte sich und ließ uns alleine. Katsuki sah die Pizza mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Das sieht lecker aus. Damit hatte ich nicht gerechnet."
Ich zucke mit den Schultern. „Guten Appetit."
Das Essen schmeckte fast schon berauschend. Unsere Köchin hatte sich mal wieder übertroffen. Eine Weile saßen wir nur da und genossen einfach das Essen. Auch der Wein war die reinste Gaumenfreude.
„Was hatte es eigentlich mit dieser Drohne auf sich? Und warum schießen die hier auf Spielzeug?"
Ich spürte, wie sich Katsuki anspannte. „Ich weiß nicht, ob das wirklich nur ein Spielzeug war. Auch wenn die beschissene Drohne nicht sehr groß war, sie hatte eine hochauflösende Kamera. Selbst von weit oben liefert die scharfe Bilder. Die Reichweite ist auch nicht zu unterschätzen und ein Pilot war nicht auszumachen. Ich hab angeordnet, dass das Grundstück überprüft wird. Man weiß nie, ob die Drohne nicht etwas transportiert hat. Zumal das Ding eine seltsame Haltevorrichtung hatte. Aber bis jetzt wurde nichts gefunden. Ob Spielzeug oder nicht, so ein Teil hat auf oder über dem Grundstück nichts zu suchen. Dass der Kommandeur der Security sie heruntergeholt hat, war schon richtig, aber mit scharfer Munition zu schießen, ohne uns vorzuwarnen. Der hat sie doch wohl nicht mehr alle."
Ich sah, wie sich seine Hände um das Besteck ballten.
„Da hast du recht, aber es ist ja nichts passiert."
Ich wechselte das Thema, da ich mit ihm unseren morgigen Segelausflug besprechen wollte. Anschließend gingen wir noch in den Gamingroom. Zuerst machte sich Katsuki über den alten Flipperautomaten her. Dann spielten wir etwas Pac-Man und zum Schluss zocken wir mit den 3D-VR-Brillen einige Games. Wir hatten wirklich viel Spaß und für eine Weile vergaßen wir völlig die Welt um uns herum. Wir waren wie zwei unbeschwerte Kinder. Und auch wenn es dumm war, bereute ich es, ihn nicht schon viel früher kennengelernt zu haben. Und wieder war ich mir mehr als sicher, ihn in meinen Leben haben zu wollen und nicht nur als mein Bodyguard.
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Bodyguard - Someone to die for
FanfictionKatsuki Bakugo arbeitet für die Sicherheitsfirma Plus-Ultra und wird als Bodyguard für einen reichen, scheiß verwöhnten Bengel engagiert. Wie nervig. Aber schließlich ist er ein Profi. Izuku Midoriya hat so eine unnötige Spaßbremse von einem kleinge...