Katsuki
Der Samstag verlief sehr ruhig. Allerdings nur bis 21 Uhr. Dann wummerte Musik aus der Nachbarwohnung durchs ganze Haus. Zuerst versuchte Midoriya sie zu ignorieren, doch mit der Zeit wurde er immer kribbeliger und sein rechtes Bein wippte nervös. Er sah immer wieder auf sein Handy und schielte zur Haustür. Erneut warf er einen Blick aufs Smartphone.
„Momo und Ochako fragen, ob wir auch rüberkommen."
„Musst du wissen. Ist dein Ex."
„Wäre schon doof, wenn wir die Einzigen sind, die sich nicht blicken lassen."
Ich musste grinsen. „Du meinst, du willst dir vor deinem Ex keine Blöße geben."
„Na ja, es wäre unhöflich und er könnte denken, dass ich immer noch nicht über ihn weg bin."
„So ist es doch auch."
„Nein, so ist es nicht. Zumindest nicht ganz. Aber es tut schon weh, ihn an der Seite eines Andern zu sehen", gab er kleinlaut zu.
„Also ist es eher gekränkte Eitelkeit?"
„Nein! So ist es auch nicht."
„Was ist es dann?"
Er atmete tief durch. „Vielleicht ein bisschen von allem. Ich weiß, ich sollte über solchen Dingen stehen."
„Also willst du auf die Party gehen?"
Er sah wieder zu Tür. „Würdest du mich begleiten."
„Selbstredend, ich bin dein Bodyguard."
Midoriya senkte den Blick und ich glaubte, einen Rotschimmer auf seinen Wangen zu sehen. „Ich meine als mein Date."
„Hä? Spinnst du?"
„Also, ich meine als mein Fake-Date?"
„Das ist nicht dein Ernst. Du meinst wir sollen deinen Ex anlügen? Sowas geht nie gut aus."
„Also wir müssen ja nicht lügen, sondern ihn nur nicht über die Wahrheit aufklären. Er denkt ja offensichtlich, dass wir ein Paar sind."
Ich biss die Zähne zusammen. Irgendwie störte mich die Vorstellung. Aber ich wusste nicht warum. Denn schließlich war ich schon sein Fake-Kommilitone. Wieso wollte ich nicht sein Fake-Date sein? Es kränkte mich regelrecht. Wollte ich sein echtes Date sein? Sicher nicht. Das war ja lächerlich. Er war mein Job.
„Biiiitte! Nur für eine Stunde, oder eine halbe."
Na ja, vielleicht würde es ja ganz lustig werden. „Gut, dann lass uns mal eine Show für deinen Ex abziehen."
„Prima. Ich bin dir was schuldig. Ziehen wir uns um."
Fünfzehn Minuten später klingelte Izuku mit zitternder Hand an der Wohnungstür. Wir warteten eine halbe Minute. Er machte den Eindruck, als würde er gleich weglaufen, doch dann öffnete uns Todoroki die Tür. Ich legte meinen Arm demonstrativ um Izukus Hüfte und zog in besitzergreifend an mich. Ich spürte, dass er ganz kurz zuckte, und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, nachdem ich spürte, wie unruhig er war. Aber die Geste verfehlte ihre Wirkung nicht. Der Blick seines Ex wanderte zu Izukus Hüften und dann zurück in unsere Gesichter.
„Ah schön, ihr seid gekommen. Kommt doch rein."
Die Wohnung war größer und anders zugeschnitten wie unsere. Sie hatte aber offensichtlich nur ein Schlafzimmer und ein größeres Bad. Es waren schon einige Gäste hier und es dauerte ein paar Minuten bis wir Momo, Ochako und die andern entdeckten. Sie standen um einen kleinen Bistrotisch und hatten Sektgläser in den Händen. Und noch bevor wir sie erreichten, drückte uns die rothaarige Kackfrisur ebenfalls welche in die Hand. Ich stellte mein Glas auf den Tisch und sah mich aufmerksam um. Außer den Hausbewohnern kannte ich niemand. Ziemlich offensichtlich Musikstudenten, vielleicht auch ein paar Tänzer. An einer Wand hing ein Plakat einer Band namens Ice-Fire. Und so wie es aussah, waren Todoroki und sein Freund beide in dieser Band. Ich sah zu Izuku, der das Bild auch entdeckt hatte und darauf starrte, als müsste er es mit Blicken von der Wand brennen.
Ich lehnte mich zu ihm rüber. „Dein Ex hat wohl eine Band gegründet."
Er löste seinen Blick und stürzte sein Glas Champagner in einem Zug hinunter.
„War zu erwarten. Er war schon immer der Talentiertere. Würde mich wundern, wenn er nicht ganz groß rauskäme. Er spielt Klavier und Gitarre wie ein Gott und kann singen wie ein Engel." Er griff nach meinem Champagner und kippte ihn ebenfalls hinunter. „Ich hol mir noch was zum Trinken. Willst du auch was?"
Ich schüttelte den Kopf und Izuku tauchte in die Menge ab. Ich versuchte, ihn im Auge zu behalten, doch plötzlich stand der Rotweiß-Typ neben mir.
„Bist du Izukus neuer Freund?" Er musterte mich mit seinen unterschiedlichen ausdruckslosen Augen.
„Hä? Ich wüsste nicht, was dich das angeht."
Der Ausdruck in seinen Augen blieb der Gleiche. „Behandle ihn gut und pass auf ihn auf. Er hat die Angewohnheit in Schwierigkeiten zu geraten", sagte er und drehte sich auf dem Absatz um.
Ich blickte ihn kopfschüttelnd nach. Der Bastard sah wirklich heiß aus, aber in seinem Blick lag was Eiskaltes, das einen frösteln ließ. Irgendwie nervte mich der Trottel gewaltig.
„Hey Katsuki!" Momo stellte sich neben mich. „Du und Izuku, ihr seid doch ein Paar, oder?" Ich antwortete nicht, und sie hatte offenbar auch keine erwartet. „Ich mein ja nur, weil sich gerade ein Mädchen an ihn ranmacht." Sie zwinkerte mir zu. „Lass ihn dir nicht ausspannen! So einen findest du nicht so schnell wieder."
Was sollte das denn heißen? „Tss ... als ob."
Ich sah mich nach Midoriya um. Er saß auf dem Sofa neben einer Blondine. Hatte ich die nicht schon mal gesehen? Es war diese Cospalyerin aus der Mensa. Und sie trug schon wieder so eine bescheuerte Schulmädchenuniform. Sie grinste über beide Ohren, aber ihre Augen funkelten irre. Was zu Hölle ... zwirbelte sie gerade eine von Midoriyas Locken um ihren Zeigefinger? Wieso pisste mich das so an? Ich drehte mich weg und Momo hielt mir ein Glas Champagner entgegen.
„Komm, lass uns anstoßen. Auf ein gutes Studienhalbjahr."
Ich unterhielt mich eine Zeitlang mit Momo und Ochako. Die zwei waren echt lustig und kurzweilig. Hin und wieder sah ich zu Izuku und Goldlöckchen. Sie schienen sich gut zu amüsieren und wenn sie so weitermachte, saß sie gleich auf seinem Schoß.
Tenya gesellte sich zu uns. „Hallo Leute! Tolle Party. Ich glaub da drüben spielen sie Strip-Poker. Zumindest hat Kirishima nur noch seine Unterhosen und Socken an."
„Na, die haben Spaß", meinte Ochako.
„He, ich glaube, die bauen da eine Karaoke-Anlage auf!" Momo wies Richtung Küche. „Kann einer von euch Singen?"
„Sag mal, wo ist eigentlich Izuku?", wollte Tenya wissen.
Automatisch drehte ich mich Richtung Sofa. Verdammt, er war weg. Hektisch ließ ich meinen Blick durch die Wohnung gleiten, doch weder von ihm noch der Blonden war irgendetwas zu sehen. Verfluchter Dreck. Wo steckte er? War er gegangen?
Ohne mich zu verabschieden, zwängte ich mich Richtung Ausgang. Der Flur war leer. Wo zum Teufel ist er hin? Ich griff nach meinem Handy und rief ihn an. Ich hörte es klingen. Da stand ja die Tür zu unserem Apartment einen Spalt offen. Ohne zu zögern, riss ich sie auf und stürmte hinein.
Auf der Couch lag ein offensichtlich benommener Izuku und über ihm kniete diese verrückte Blondine und machte sich an seinem Gürtel zu schaffen. Fuck! Mit vier Schritten durchquerte ich das Zimmer.
„He, du miese Bitsch! Was wird das, wenn es fertig ist."
Sie sah erschrocken auf. Izuku zeigte keine Reaktion. So viel konnte er doch in der kurzen Zeit nicht getrunken haben. Mir kam ein übler Verdacht.
„Hast du vor den Knaben zu verführen, weil er eine gute Partie ist? Oder wolltest du nur ein paar eindeutige Fotos machen, um damit im Internet anzugeben. Oder vielleicht wolltest du ihn auch erpressen." Sie zuckte zusammen. „Treffer, hab ich recht? Wenn du nicht in zehn Sekunden aus dieser Wohnung verschwunden bist, ziehe ich dich an deinen wasserstoffblonden Strähnen nach draußen, du hässliche Vogelscheuche."
„Wenn du glaubst, du könntest mir Angst machen, dann hast du dich geschnitten."
„Fünf Sekunden ..."
Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen und sie stand auf. „Fass mich an und ich schreie um Hilfe. Die Story macht sich bestimmt gut in der Zeitung."
„Hast du einen Todeswunsch, oder warum drohst du mir?" Ich zog meine Waffe aus dem Holster und richte den Lauf auf sie. „Wenn du glaubst, ich würde nicht auf Schlampen in Schulmädchenuniform schießen, dann irrst du dich. Und jetzt raus! Sonst liest man morgen eine ganz andere Geschichte in der Zeitung."
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Bodyguard - Someone to die for
FanfictionKatsuki Bakugo arbeitet für die Sicherheitsfirma Plus-Ultra und wird als Bodyguard für einen reichen, scheiß verwöhnten Bengel engagiert. Wie nervig. Aber schließlich ist er ein Profi. Izuku Midoriya hat so eine unnötige Spaßbremse von einem kleinge...