Izuku
Als ich am nächsten Morgen aus der Dusche kam, hatte Katsuki Sandwichs für uns gemacht und eine Tasse dampfender Kaffee stand für mich bereit. Ich setzte mich an den Tisch und Katsuki sah mich über den Rand seiner Zeitung an.
„Wie geht es dir? Gut geschlafen?" Seine Haare waren noch feucht und ein paar vereinzelte Strähnen klebten an seiner Stirn.
„Besser als erwartet. Ich habe beschlossen, mich nicht von diesem Brief einschüchtern zu lassen. Es geht mir gut."
Katsuki lächelte mich an. Er sah so hübsch aus, wenn er lächelte. Wie sich wohl seine Haare anfühlten?
„Gute Einstellung. Aber vorsichtig sollten wir dennoch sein."
Für eine Sekunde schoss mir das Bild eines nackten Katsukis durch den Kopf, was ich sofort wieder verdrängte. Zumindest versuchte ich es.
„Wir sollten es tun!"
Er legte die Zeitung auf den Tisch ab und sah mich argwöhnisch an. „Hä? Was tun?"
„Wir sollten ein Date haben."
„Fuck! Du hast doch nicht schon wieder Drogen genommen?" Er beugte sich vor und sah mir tief in die Augen.
„Verarsch mich nicht Katsuki! Ich mein das ernst."
„Hör zu Deku!" Er betonte den Namen überdeutlich und redete langsam weiter, als ob ich schwer von Begriff wäre. „Das hier ist mein Job. Du bist mein Job. Ich date meinen Job nicht."
„Okay, dann lass uns einfach zusammen etwas trinken gehen. Kein Date."
„Ich trinke auch nichts mit meinem Job. Und außerdem hast du Vorlesung."
„Mh, verstehe. Dann geh ich jetzt was trinken und du machst deinen Job und begleitest mich." Ich stand auf und schnappte mir mein Handy. „Ich bin dann mal weg."
Katsuki verengte die Augen zu Schlitzen. „Dieser kleine grüne Mistkäfer ...". Er sprang auf, rannte zu Tür und hielt sie zu. „Du kannst nicht einfach so weggehen."
„Nur ein schnelles Bier", bettelte ich.
„Nein, hab ich gesagt. Außerdem ist es noch nicht mal 10 Uhr."
„Bist du mein Bodyguard oder mein Gefängniswärter." Ich bohrte den Zeigefinger in Katsukis Brust.
Er schnappte sich meine Hand und drückte zu. „Lass das, Deku! Drehst du jetzt völlig durch? Ich sollte dich übers Knie legen, du verblödeter Sturkopf."
„Au! Das hat wehgetan. Hör zu. Ich stehe hier nicht unter Arrest. Ich gehe jetzt. Mit dir oder ohne dich. Gib die verdammte Tür frei! Oder ich nehme das Fenster."
Er ballte die Hände zu Fäusten. „Ich sollte dich aus dem Festen klettern lassen, Idiot. Bei deinem Geschick landetest du mit gebrochenen Beinen im Krankenhaus oder in der Leichenhalle. Verdammt!" Er trat von der Tür weg. Ich grinste ihn kurz an. Dann riss ich die Tür auf und schritt in den Gang. „Verdammter Trottel, warte gefälligst!"
„Lass uns die Corvette nehmen! Die braucht mal wieder Auslauf."
Zähneknirschend setzte er sich neben mich. Ich drückte den Starter und der Motor brüllte wütend wie ein Tiger auf. Katsuki versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, aber er war beeindruckt. Wir fuhren quer durch die Stadt in mein Lieblings-Café in ganz Tokio. Ich parkte den Wagen und wir schlenderten die Strandpromenade entlang, bis wir zu dem kleinen Café Hoshi kamen. Wir setzten uns auf die Terrasse und ich bestellte mir einen Mimosa und meinem Bodyguard einen griechischen Mokka.
Ich atmete tief die salzige Luft ein, lauschte der Brandung, ließ meinen Blick über das tiefblaue Meer streifen und beobachtete die Kite-Surfer. Ich sah zu Katsuki. Auch er beobachtete die Sportler, als wäre es das, was er schon immer ausprobieren wollte.
„Was machst du eigentlich so, wenn du kein Leibwächter für reiche verwöhnte Studenten spielst?"
„Na ja, ich gehe wandern oder bergsteigen", sagte er, ohne seinen Blick abzuwenden.
„Nimmst du mich wieder mit, wenn du das nächste Mal gehst?"
Jetzt sah er mich doch an und für einen Moment glaubte ich, Erstaunen in seinem Gesicht zu lesen. „Mal sehen, aber in nächster Zeit wird das nicht möglich sein. Nicht, solange diese Erpresser nicht gefasst wurden."
„Und du glaubst, die Polizei kann die schnappen? Das versuchen die seit einem Jahr."
„Ich hab auch kein großes Vertrauen in die Polizei. Ich habe heute Morgen meinen Boss angerufen und um Hilfe gebeten. Weißt du, ich kann dich nicht beschützen und gleichzeitig nach diesen Verbrechern fahnden. Er hat Hawks darauf angesetzt. Ein guter Mann und ein Freund von mir."
„Hawks?"
„Sein Code-Name. Jeder Detektiv hat einen."
„Und wie ist deiner?"
„Dynamight."
„Cool! Ich will auch einen Code-Namen!", sagte ich und mir war klar, dass ich wie in schmollendes Kind klingen musste.
„Den hast du schon. Deiner ist Deku!"
Meine Augen verengten sich. Doch dann kehrte mein Lächeln zurück. „Deku – weißt du was? Der Name gefällt mir. Und weißt du warum? Weil du ihn mir gegeben hast."
Seine Augen weiteten sich für einen kurzen Moment. Dann senkte er den Kopf und lächelte. Und ich könnte schwören, eine leichte Röte auf seinen Wangen gesehen zu haben.
Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile. Und ich erfuhr so einiges über Katsuki. Er mochte scharfes Essen. Sein Geburtstag war der 20. April. Bevor er Bodyguard wurde, war er bei der Tokioer Polizei. Er hatte bei der Aufnahmeprüfung Platz eins belegt. Das Gleiche galt für die Abschlussprüfung. Vor allem war er wohl ein Experte für Nahkampf, aber auch der Umgang mit Handfeuerwaffen lag ihm. Eigentlich wollte er zum Sonderkommando der Polizei, doch dann hatte er sich anders entschieden. Warum, hatte er mich nicht erzählt.
Ich genoss die Zeit mit ihm, während ich das Gefühl hatte, in meinen Herzen würde es kribbeln. Auch wenn es kein Date war, fühlte es sich dennoch irgendwie so an. Zumindest für mich. Eines war mir jetzt ganz klar. Ich hatte mich in ihn verknallt und ich wollte ihn.
Gegen Mittag fuhren wir zurück zu Uni und kamen noch rechtzeitig zur zweiten Vorlesung.
„Was hältst du von italienischer Pasta? Ich würde uns welche bestellen." Die Vorlesung war vorbei und morgen waren alle Vorträge abgesagt. Wir waren ins verlängerte Wochenende entlassen und nun auf dem Weg zurück zu unserer Wohnung.
Katsuki zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht. Hab ich noch nie gegessen."
„Echt nicht? Wie wäre es mit Farfalle all'arrabbiata. Da sind Chilischoten dran und die Nudeln sehen aus wie kleine Schmetterlinge."
Wir liefen die Treppen zu meiner Wohnung hinauf. „Na gut, warum nicht."
„Klasse, dann ruf ich gleich ..." Mir blieb der Rest der Worte im Hals stecken.
Jemand hatte mit einem Messer das Wort „STIRB!" in die Tür geritzt und die Klinge mit so brachialer Gewalt hineingerammt, dass sie immer noch darin steckte. Über dem I prangte ein Herzchen. Völlig paralysiert starrte ich auf die Tür. Mir rutschte meine Tasche von den Schultern und mir wurde eiskalt. Ich spürte Tränen aufsteigen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich zitterte unkontrolliert. Katsuki legte den Arm um meine Schulter und zog mich an sich. Nur am Rande bekam ich mit, wie er mit der andern Hand sein Mobiltelefon zückte und die Polizei anrief.
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Bodyguard - Someone to die for
FanfictionKatsuki Bakugo arbeitet für die Sicherheitsfirma Plus-Ultra und wird als Bodyguard für einen reichen, scheiß verwöhnten Bengel engagiert. Wie nervig. Aber schließlich ist er ein Profi. Izuku Midoriya hat so eine unnötige Spaßbremse von einem kleinge...