Tattoo

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Izuku

Mein Herz hämmerte immer noch in meiner Brust. Ich hatte gewusst, dass ich seine harte Schale nicht so einfach würde knacken können, dennoch schlich sich Enttäuschung in mein Herz. Denn spätestens jetzt merkte ich, wie sehr ich ihn wirklich liebte und dass ich ihn nicht mehr gehen lassen wollte. Ich würde nicht aufgeben und solange an seiner Schale picken, bis ich zu seinem Kern vordrang. Zu seinem Herzen.

Da die jetzt schon deutlich kühlere Brise uns beide hatte frösteln lassen, konnte ich ihn dazu überreden, nach dem Segeln mit mir den Onsen aufzusuchen.

Wir säuberten uns erst und stiegen dann in das Becken. Die Wärme tat so gut. Ich beobachtete Katsuki und auch er entspannte sich. Was für einen wunderschönen Körper er doch hatte. Ungewollt tauchten die Bilder und Gefühle von heute Mittag in mir auf, ließen mir trotz all des warmen Wassers, einen kalten Schauer über den Rücken laufen und mein Herz machte einen unangenehmen Hüpfer.

„Dieses Tattoo, es ist düster, aber auch gleichzeitig wunderschön. Wofür stehen es?"

Es war, als legte sich ein Schatten über sein Gesicht. Verdammt, die Frage war wohl etwas zu privat.

„Also du musst mir das nicht erzählen, wenn du nicht willst. Vergiss die Frage! War doch ein schöner Tag, oder nicht?"

Der Schatten auf seinem Gesicht verschwand, aber er antwortete immer noch nicht. Wahrscheinlich hätte er sich lieber die Zunge abgebissen, als zuzugeben, dass er Spaß hatte. Mehr als das.

„Na gib schon zu, dass es dir gefallen hat!"

„Tss ..." Er schloss die Augen.

„He, aber nicht einschlafen!"

„Du kannst mich ja wecken!", knurrte er.

„Was ist dir für eine Laus über die Leber gelaufen?"

„Hörzu Izuku. Das war ein Fehler. Es tut mir leid, aber ich kann das nicht."

„Ich versteh schon. Aber sag mir wenigstens warum!"

„Das ... das kann ich nicht. Und es geht dich auch nichts an."

Ich drehte mich zu ihm „Okay, was ist passiert? Willst du es mir nicht vielleicht doch erzählen? Ich bin ein guter Zuhörer. Hat es etwas mit dem Tattoo zu tun?"

Er sah mich für eine Sekunde erstaunt an. Drehte sich dann aber weg und starre auf die Bretterwand. Ich hatte mit keiner Antwort mehr gerechnet, als er plötzlich zu erzählen begann.

„Das Tattoo, es erinnert mich an Tamaki, meinen verstorbenen Freund." Er atmete tief durch. „Ich hatte ihn an der Polizei-Akademie kennengelernt. Er war ein Jahr über mir. Er hatte mich mit seiner schüchternen und liebenswerten Art in kürzester Zeit für sich gewonnen. Wir waren sehr gegensätzlich, dennoch verliebte ich mich in ihn. In seine blauen Haare und das Indigo in seinen Augen. Er war aufrichtig und er war verdammt gut. In allem, was er machte. Nicht wie die restlichen Statisten auf der Akademie. Nach dem Studium wollten wir zusammenziehen und hatten sogar schon eine Wohnung gefunden, doch dann ..." Er brach ab und Tränen stahlen sich in seine Augenwinkel. „Er geriet in einen Banküberfall und wurde eiskalt erschossen." Erneut unterbrach er und schluckte ein paar Mal. Seine Stimme vibrierte leicht. „Ich war zum Einsatzort gerufen worden und musste mit ansehen, wie ihn dieser Wichser abknallte. Ich hatte das Wichtigste in meinem Leben verloren und es war, als wäre ein Teil vom mir mit ihm gegangen. Eine Taubheit hatte sich auf mich gelegt, die mir das Gefühl gab, die Welt würde sich ohne mich weiterdrehen. Die Zeit würde stillstehen und verhindern, dass dies Wunde je heilen würde. Selbst mein eigenes Herz habe ich nicht mehr pochen gespürt. Es fühlte sich an, als wäre mein Leben vorbei, bevor es je richtig angefangen hatte." Er atmete tief durch. „Du bist der Erste, dem ich das erzählt habe."

Ich drehte mich zu ihm und konnte nicht anders, als die Arme um ihn zu schließen. „Verdammt Katsuki, ich hatte keine Ahnung ..."

„Natürlich hattest du die nicht." Er schob mich sanft aber bestimmt von sich, stieg aus dem Wasser und ließ mich alleine mit meinen Gedanken zurück.

Jetzt verstand ich, warum er niemanden an sich heranließ. Seine Welt war aus den Angeln geraten und auch wenn sie sich zwischenzeitlich weiterdrehte, hinterließ sie immer noch einen latenten Schmerz. Das alles war so niederschmetternd. So schmerzlich. Wie konnte ich ihm helfen? Ich hatte keine Ahnung. Ich konnte mir ja noch nicht mal selbst helfen. Aber Katsuki hatte gerade wirklich Schwäche gezeigt, der Moment war sein ehrlichster gewesen und er hatte mich erneut kurz hinter seine Schale blicken lassen.

Ich kletterte aus dem Becken, trocknete mich ab, zog mich an und verließ das Badehaus. Vor der Tür stand Katsuki.

„Du hast auf mich gewartet?"

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Ich bin dein Bodyguard. Schon vergessen?"

Ich schüttelte den Kopf.

„Na komm schon, wir gehen zurück. Ich muss Hawks anrufen und mich auf den neusten Stand bringen."

Sein Handy klingelte. „Die Security", stellte er besorgt fest. „Ist etwas passiert? ---- Wir sind auf dem Weg." Er beschleunigte deutlich seinen Schritt.

„Was ist los?", wollte ich wissen.

Er griff nach meinem Handgelenk und zog mich mit sich. „Es geht um Yuki. Sie hat vermutlich einen Giftköder gefressen."

„Was?" Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Nicht Yuki. Ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken. „Oh bitte nein. Wer tut so was Furchtbares?"

„Hör zu, geh zu ihr. Ich hol den Wagen. Wir müssen sofort zum Tierarzt."

Er rannte los in Richtung der Garagen. Ich eilte zu ihr. Sie lag vor der Villa. Tanaka und einer der Security knieten bei ihr. Sie hatte sich erbrochen und Schaum stand vor ihrem Maul. Ich kam schlitternd zum Stehen und kniete mich auch zu ihr.

„Oh nein, Yuki! Du musst durchhalten." Ich streichelte ihr Fell und sie hob leicht den Kopf.

Tanaka legte den Arm auf meine Schulter. „Wir haben sie hier gefunden. Sie schwankte und Geifer lief in Strömen aus ihrer Schnauze. Ich hab ihr etwas zum Erbrechen gegeben. Ich hab bereits bei Dr. Tsuyu Asui, angerufen und Bescheid gegeben, dass ihr kommt."

„Verdammt Yuki."

Katsuki kam mit quietschenden Reifen zum Stehen. Er sprang aus dem Auto.

„Las mich das machen." Er hob sie hoch und legte sie auf die Rückbank des SUVs.
Ich stieg zu ihr und im nächsten Moment fuhr er los. Mein Herz hämmerte schmerzlich in meiner Brust. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Ich lotste ihn zu unserer Tierärztin, die bereits vor der Klinik auf uns wartete. Das Ganze lief wie ein Film vor mir ab. Als würde ich neben mir stehen und das unwirkliche Szenario beobachten. Yuki bekam mehrere Spritzen und ihr wurde eine Infusion angehängt. Letztendlich mussten wir sie in der Klinik lassen. Wer tut so etwas? Einen unschuldigen Hund vergiften? Alles drehte sich in meinen Kopf und ich konnte keinen vernünftigen Gedanken fassen.

Auf dem Rückweg saß ich neben Katsuki. Er telefonierte mit Hawks, aber ich bekam nicht mit, was er zu ihm sagte. Schweigend und in Gedanken versunken knetete ich meine zittrigen Finger. Ab und zu rollte mir eine Träne über die Wange. Auf einmal spürte ich seine Hand auf meinem Oberschenkel.

„He Izuku, sie wird durchkommen."


Bodyguard - Someone to die forWo Geschichten leben. Entdecke jetzt