51-/Eine Überdosis

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Tomura PoV.

"Kommst du gleich runter? Ich warte auch gerne"
Dabi lächelt mich an als er seine Hand von dem dunklen Treppengeländer entfernt und einen kleinen Schritt auf mich zu macht- seit wir miteinander geschlafen haben und eben erst aus der Wanne gestiegen sind, hat sich irgendetwas an seinem Verhalten, oder eher seiner Gestik geändert. Ich kann nicht sagen was genau dieses 'etwas' ist, jedoch ist es sicher nichts negatives.
Das hier ist das erste mal, dass ich sein angebot, an der Treppe zu warten und anschließend gemeinsam runterzugehen, abschlagen werde.

"Ich komme gleich, alles gut"
Auch ich schmunzele und überzeuge ihn damit sofort sich nickend abzuwenden und runter in die Bar zu gehen- seine Mundwinkel ziehen sich erleichtert nach oben, während selbst seine Augen mir nun noch etwas vertrauter vorkommen. Sowas habe ich wirklich noch nie erlebt- ich hätte mir nicht träumen lassen, dass ausgerechnet ich irgendwann so angesehen werden würde.

Als ich die Tür meines Zimmers schließe und meinen zufriedenen Ausdruck sofort wieder verliere, halte ich mir keuchend den Bauch und lasse mich langsam auf der Kante meines Bettes nieder- dieses Gefühl habe ich immer wieder, heute aber ist es so schlimm wie noch nie. Ich habe mich Gestern übergeben und seit dem auch nichts mehr zu mir genommen- meine Magenschmerzen sind rekorverdächtig, während auch meine Kopfschmerzen immer schlimmer werden.
Alles was ich grade im Kopf habe, ist das strikte Ziel mich nicht übergeben zu müssen oder einfach umzukippen. Zugegeben- ich habe nichts mehr im Magen was ich erbrechen könnte, eben das es ist aber, was mir Sorgen macht.

Ein gehauchtes "scheiße" verlässt meine Lippen als ich mein bestes versuche still zu sitzen und mich zu beruhigen. Ich habe angst vor diesen Schmerzen- sie sind unerträglich, mein Puls schießt ein weiteres mal in die höhe und meine Gliedmaßen fühlen sich an wie Pudding- was ist nun schon wieder los? Habe ich Hunger? Nur wenn dieser wirklich so groß- und ich so verzweifelt wäre, sollte mein Körper aufhören, von allem möglichen einen würgereiz zu bekommen.

Ich verstehe nichts mehr. Was hatte ich heute noch gedacht, als ich in Dabis Zimmer aufgewacht war? 'auch falls das hier eine Art ausnahme ist- und ich mich schon Morgen wieder mieserabel fühlen sollte, oder sogar schon in zwei Stunden, jetzt grade fühle ich mich gut'.
Ich muss zugeben, dass ich schon jetzt wieder vergessen habe, wie sich 'gut' wirklich anfühlt- Ich bekomme alle paar Augenblicke einen würgereiz, während mir langsam schwarz vor Augen wird und ich lächerlicherweise schon wieder den Gedanken habe, dass das alles niemals besser werden wird. Wobei es im Moment auch wirklich nicht leicht ist, daran festzuhalten, dass das ganze hier ein gutes Ende haben soll.

...

Dabi wartet auf mich- ich muss mich bewegen.
Mit diesem simplen Gedanken im Kopf und meinem Arm, welcher noch immer auf meinen Magen gepresst ist, stelle ich mich auf die Beine und mache mich auf den weg nach unten. Dort angekommen liegt Dabis scannender Blick sofort auf mir, diesen ignoriere ich jedoch erstmal, da ich auf eine ganz bestimmte, junge Frau zusteuere.
Toga sitzt an einem der Tische, da heute nicht viel los zu sein scheint- die blondine blättert Gedankenverloren in einer Zeitschrift herum, bis sie mich bemerkt und besagtes Objekt vorerst bei Seite legt.

"Hey kleiner- ist alles in Ordnung? Brauchst du was?"

Ich nicke.

"Habt ihr hier Tabletten gegen übelkeit?... Es tut mir leid, nur ich will mich nicht nochmal übergeben müssen"

"Es gibt nichts wofür du dich entschuldigen brauchst- wirklich. Wir haben welche, ich hole sie schnell und bring sie dir an die Bar"
Mein Gegenüber schenkt mir noch ein warmes lächeln ehe sie Richtung Treppe verschwindet und mir meine Bitte erfüllt- ich bin nicht sicher ob mir das überhaupt helfen wird, wenn ich aber eine chance darauf habe, mich besser zu fühlen, ergreife ich sie.
Als ich wenig später vor Dabi sitze und diesen anschweige, fragt auch er natürlich sofort ob etwas falsch ist- und ob ich mich gut genug dazu fühle, nach etwas zu Essen ausschau zu halten. Ich zucke belustigt mit den Mundwinkel als er dies ausspricht.

"Tu ich, wäre aber sowieso unwichtig. Wenn ich nicht langsam etwas mehr esse, kannst du mir bald doch noch irgendwo ein Loch graben"
Der Dunkelhaarige verzieht skeptisch seine Augenbraue, ehe er schmunzelnd meint, dass ich so etwas nicht sagen solle-

"Wobei ich gut verstehen kann das man hin und wieder witze über solche Situationen machen muss, um nicht völlig durchzudrehen... Ich hab eben gehört das dir übel ist- ein Glas Wasser für die Tablette kommt sofort"

" 'Schuldige, und danke. Es ist nur... Schon gut"
Ich bin froh nicht mehr lange auf die Tablette warten zu müssen- es dauert bloß noch Sekunden bis Toga sich neben mich setzt und mir einen kleinen Pappkarton vor die Nase hält. Als Kind hatte ich oft Probleme damit, Tabletten zu schlucken, das hat sich aber mit der Zeit gelegt. Damals, vor meiner 'Flucht', also als ich noch bei meinen Eltern gewohnt hatte, war mir einmal durch den Kopf gegangen, alle Tabletten im Haus einzusammeln und diese alle aufeinmal zu nehmen.
Eine Überdosis also.

Ich weiß um ehrlich zu sein nicht genau, warum sich dieser Plan anscheinend so schnell wieder erledigt hatte, jedoch bin ich nicht böse darum... Wäre ich schon damals gestorben, hätte ich nicht hier landen können. Ich fühle mich noch immer schlecht so viel Ärger hier zu machen, außerdem gibt es noch immer mehr als genug Tage, an denen ich das Gefühl habe, es gäbe nur einen Ausweg. Ebenfalls aber sind Momente wie dieser hier der Grund, doch noch etwas am Leben zu bleiben und abzuwarten.
Dieser kleiner Funken hoffnung nämlich, welcher mir hier manchmal durch den Kopf schießt, ist mehr, als ich noch vor wenigen Monaten hatte.

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I FORGOR

Trainwreck -Shigadabi FF- Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt