44-/Seine Lippen

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Tomura PoV.

"- Hat mich weggeschubst und nun bin ich hier und mache euch probleme"

Ich erwarte keine tröstenden Worte oder etwas anderes Mitfühlendes, ich wollte bloß dass Toga versteht warum Dabi so sauer ist. Ich klammere mich an meinen Verband als die blondine nichts mehr von sich gibt- ich weiß nicht mit welchem Blick sie mich grade mustert, da ich selber noch immer an die Wand hinter sie starre, nur möchte ich das wahrscheinlich auch gar nicht herausfinden.
Grade als ich mich mit einem unsicheren nicken auf den Weg zu Dabi machen möchte, legt das junge Mädchen vorsichtig ihre Hand auf meine Schulter und meint, dass mir das wirklich nicht unangenehm sein muss, auf keinen Fall-

"Probleme? Ich bin froh dass du bei uns geblieben bist. Achte nicht auf Akito und tu' Dabi bitte weiterhin so gut, ja? Ist wirklich süß euch beiden zuzusehen"
Ihre Worte freuen mich natürlich sehr, nur werde ich werde sofort wieder etwas verlegen als sie mir diesen letzten Satz entgegen spricht und dabei zu grinsen beginnt.

"So ist das nicht- echt nicht... Aber danke, das... Danke- wirklich. Bis später"

Auch ich zwinge mich noch zu einem kleinen schmunzeln, bevor ich mich von dem jungen Mädchen abwende und auf das Zimmer am ende des Ganges zusteuere. Mir fährt ein schauer über den Rücken als ich nach etwas überwindung die Tür zu diesem öffne und Dabi auf seinem Bett sitzen sehe- sein Blick scheint auf den Bildschirm seines Telefones fixiert zu sein, erst als ich die Tür wieder schließe und mir sofort die Jogginghose schnappe, welche neben ihm liegt, lässt er den kleinen Apparat schnell sinken.
Ich verpeilter idiot- es ist mir im nachhinein wirklich unangenehm einfach in den Flur gestürmt sein, beziehungsweise alles stehen und liegen gelassen zu haben, als ich den Streit gehört habe... Wenigstens richtig anziehen können hätte ich mich.

Ich würde erwarten dass Dabi dies nun Kommentiert und darüber grinsen muss, dem ist jedoch nicht so.

"Das eben tut mir leid Tomura, nur ich... Ich hätte nicht gedacht, dass er sowas bringen würde. Das ist jetzt leicht zu sagen, aber du darfst da nichts drauf geben- ganz egal was er dir gesagt hat"
Ich hätte darum wetten können dass er wenigstens ein klein wenig sauer ist- schließlich habe ich mich Gestern durchgehend wie ein wehrloses, nerviges Kind verhalten. Ich dachte er würde mich fragen warum ich nichts gesagt habe und dass er eine Erklärung wolle, die hätte er irgendwie verdient.

Als ich mich endlich neben ihn setze und es wage den größeren sogar anzusehen, brauche ich nicht lange um mich in dem blau seiner Augen zu verlieren- wenn auch nur wenige Sekunden lang.

Ich schaue Dabi selten direkt an, trotz unseres überraschend gutem Verhältnisses nämlich, welches sich in den wenigen Wochen die ich nun hier bin gebildet hat, traue ich mich meist nicht zuviel Blickkontakt herzustellen. Dabi unterbricht diese paar Augenblicke der stille nicht, auch er schaut mich bloß an und scheint auf eine Reaktion zu warten.
Ohne es zu wollen denke ich sofort darüber nach, was er nun grade sieht- die Vorstellung, dass er mich ebenso schrecklich findet wie ich mich selber, wenn ich in den Spiegel schaue, reicht aus um mich meinen Blick abwenden zu lassen.

"Mach dir keine Sorgen darum... Aber verprügel ihn bitte nicht oder so, ja?"

"Könnte schwer werden"

Ich muss grinsen.
"Das ist mir schon klar... Übrigens wollte ich... Mich bedanken, für Gestern, also dass du soviel Geduld für mich hattest. Ich werde heute Nacht auch wieder in meinem eigenen Zimmer schlafen, keine Sorge"
Ich bin sofort etwas erleichtert als der andere mich beruhigt und meint, dass er kein problem damit hatte den Abend mit mir zu verbringen- wenn auch völlig anders als zu beginn geplant. Ebenfalls fragt er neugierig nach ob denn der Zimmerwechsel letzte Nacht geholfen hätte und ich wenigstens ein klein wenig besser schlafen konnte als gewöhnlich. Die Antwort darauf ist eindeutig.

"Ja! Ja konnte ich tatsächlich!... Ich hatte schon einen Alptraum, aber der hat sich längst nicht so überwältigend angefühlt. Nur ich- sorry dass wir... Dass ich dir im schlaf so nah gekommen bin, lass uns das einfach-"

Ich bekomme kein weiteres Wort heraus, ehe Dabi mein blasses Gesicht in seine Richtung zieht und unsere Lippen miteinander vereint- mir wird sofort unglaublich warm, ich verspanne mich und mein Puls ist wohl ein weiteres mal Rekordverdächtig. Anstatt den größeren nämlich von mir zu stoßen und ihm zu sagen, dass wir das hier nicht dürfen oder das ich es einfach nicht will, lasse ich meine unsichere Hand auf seinen Oberschenkel sinken und unternehme sonst nichts weiter.

Ich weiß nicht warum, schließlich habe ich nie über sowas Nachgedacht- oder nur Erwägung gezogen, dass Dabi etwas anderes für mich empfinden könnte als eine Art Pflichtgefühl, nur kommt es mir fast so vor als würde mir das hier gefallen. Jetzt grade habe ich nicht einmal Interesse daran ihn zu fragen was das hier soll, oder warum zum Teufel er ausgerechnet mich Küssen sollte- trotzdem aber macht mir das alles hier schon jetzt Sorgen.

Dieser Kuss ist mein aller erster, trotz meiner absoluten verwirrung ist dieser Moment besonders... Die Lippen des anderen sind trotz seiner Piercings weich und samtig, seine berührungen an meiner Wange und meinem Arm fühlen sich vorsichtig und angenehm an, fast so als würde er das hier tatsächlich genießen.

Trainwreck -Shigadabi FF- Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt