NEUNZEHN

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Atlas
Langsam mache ich mir Sorgen, ich meine ernste. Brier verbringt die ganze Zeit alleine. Es ist heute Freitag und ich habe sie selten gesehen wenn wir nicht im Unterricht waren. Ich weiß von Crystal, dass die beiden wieder reden aber sie hat mir auch erzählt, dass sie mich hasst. In jeder freien Sekunde betont sie das deutlich. Sonst habe ich Brier mal mit Artemis gesehen. Gott wie ich ihn hasse. Jedesmal wenn ich ihn mit Brier gesehen habe, hat er sich extra nah an Brier gelehnt um sie zu küssen, jedoch hat sie ihn auch manchmal abgeblockt. In diesen Momenten bin ich heilfroh. Aber ich mache mir nicht wegen Artemis Herpes sorgen, sondern wegen Brier. Sie hat keine vollständige Mahlzeit zu sich genommen. Sie hat seit Montag ihr Tablett nicht einmal halb aufessen. Jedes Mal sticht sie in dem Essen herum und isst ein paar Gabeln. Mehr nicht. Sie wirkt auch nicht wirklich so als hätte sie viel Energie. In den Pausen hat sie ihre Kopfhörer im Ohr und wenn Artemis nicht bei ihr sitzt, dann zeichnet sie sogar. Ich würde zu gerne sehen, was sie zeichnet. Sie hatte nie erwähnt gehabt, dass sie gerne zeichnet aber irgendwie war das auch selbstverständlich. Sie ist die Art von Menschen bei denen man einfach weiß oh ja, sie kann gut zeichnen, extrem gut. Vielleicht werde ich eines Tages wenn Brier mich nicht mehr hasst und wir tatsächlich wieder Freunde sind mir eins ihrer Bilder zeigen. Es fühlt sich wie eine Sucht an mir vorzustellen wie ihre Bilder aussehen und was sie zeichnet. Verdammt, ich muss mich bei ihr irgendwie entschuldigen.
Ich schaue über ein paar Tische in der Cafeteria hinweg und sehe Brier. Sie hat ihre Kopfhörer in den Ohren und ist vollkommen auf ihr Papier fokussiert. Ich erinnere mich, dass sie damals auch einen Zeichenblock in ihrem Rucksack hatte. Ich hätte reinschauen solln'. Ich stehe ohne ein Wort zu sagen auf und bringe mein Tablett weg. Als ich wieder an unserem Tisch vorbei komme schaut mich Crystal wahrnend an, sie weiß genau was ich vorhabe. Ich husche durch die Reihen und bleibe hinter Brier stehen. Sie bemerkt mich nicht.
Das Bild sind unglaublich gut aus, ich erkenne auch sofort was es darstellen soll. Irgendwie verletzt es mich aber irgendwie amüsiert es mich auch. Sie hasst mich auf jeden Fall noch mehr als das. Ich bin ein Arschloch. Ohne ein Wort zu sagen setzte ich mich auf den Platz neben ihr. Sie schaut immer noch nicht auf. Ich denke ich bin ihr jetzt einfach nur ziemlich egal. Sie verzieht keine miene. Nicht einmal als ich ihr den Stift aus der Hand reiße. Sie greift einfach nach ihrer Mappe und nimmt sich seinen neuen, welchen ich ihr dann auch wegnehmen bevor sie ihn überhaupt auf dem Blatt setzen kann. Sie greift wieder nach ihrer Mappe diesmal bin ich schneller und greife jetzt nach der ganzen Mappe. Jetzt reißt sie sich einen Kopfhörer aus dem Ohr und schaut mich genervt an, sie streckt ihre Hand nach der Mappe aus aber meine Reflexe reagieren schneller.
"Gib mir die verdammte Mappe." sagt sie genervt und ihr Blick dabei ist irgendwie süß. Ich schüttle meinen Kopf. "Nerv mich nicht du Arschloch. Ich will nur meine Ruhe."
"Nein, du solltest was essen." sage ich bloß und deute auf das Tablett vor ihr.
"Ich mag kein Fisch." gibt sie knapp zurück und greift wieder nach der Mappe.
"Und der Salat?" Frage ich.
"Ich bin allergisch gegen Mais."
"Lüge."
"Nein."
"Doch."
"Nein!"
"Doch und jetzt iss was." protestiere ich. "Ich weiß, dass du nicht allergisch bist. Du hast den salat letzte Woche doch auch gegessen."
"Was wenn ich es nicht tue?" Fragt sie provokant.
"Das willst du nicht wissen." Gebe ich zurück. Natürlich passiert nichts, aber die leichte Panik die sie in ihren Augen hat amüsiert mich. Sie greift nach dem Salat und nach der Gabel daneben und fängt an den Salat zu essen. Während sie ihren Salat gabelt beobachte ich sie genau. Sie isst alles bin zum letzten Blatt. Mit ihrer Mappe in der Hand stehe ich auf und laufe zu essensausgabe, ich kann es kaum glauben, dass sich Brier nichts vom Nachtisch genommen hat. Dabei gibt es heute pancakes, ich habe schon letzte Woche verstanden, dass sie pancakes gerne isst. Ich habe extra nicht gesagt.
Ich hole einen kleinen Teller mit drei Pancakes die einfach perfekt wirken. Verdammt, warum habe habe ich meine schon gegessen? Ich stelle den Teller vor ihrer Nase ab und sie schaut mich verwirrt an. "Wenn du braf aufisst bekommst du deine Mappe auch zurück." sagt ich und grinse.
"Also zu aller erst, ich habe kein Hunger mehr und zweitens ich habe in meinem Zimmer auch noch Stifte. Ich kann dort weiter zeichnen." erklärt sie mir genervt. Sie will gerade nach ihrem Block greifen und aufstehen aber ich halte sie davon ab.
"Hör auf zu lügen. Du hast die ganze Woche schon kaum etwas gegessen, iss also diese verdammten Pancakes." bestimme ich sie schaut mich ein paar Sekunden perplex an bevor sie ihren Mund zum reden öffnet.
"Salkst du mich oder was?" Fragt sie belustigt. Ich verdrehe meine Augen und schiebe ihr bloß den Teller näher ran. "Gott, ich hasse dich!" murmelt sie genau so, dass ich es gerade noch hören kann. Ich schenke ihr einen ernsten Blick und jetzt verdreht sie ihre Augen bevor sie nach der Gabel greift. Ich lächle zufrieden.
Sie isst bloß kleine bissen und langsam. Sie ist völlig auf den Teller vor ihr fokussiert, wahrscheinlich überlegt sie wie sie am besten verschwinden kann. Ich nutze die Gelegenheit und greife nach ihrem Block. Sie hat ihn geschlossen, ich öffne ihn und mir kommt das erste Bild entgegen. Ich versteh es zuerst nicht aber dann ruhe ich es. Es soll Eis darstellen und darunter scheint jemand gefangen zu sein, Hände drücken neben seinem Gesicht auf das Eis. Sie sehen blutig aus. Sofort schweift mein Blick zu Briers Händen. Ihre Knöchel sind immernoch rot und krustig.
"Ist das dein Vater?" Frage ich sie und sofort schaut sie mich an. Ihr Blick zeigt Wut, Trauer, Peinlichkeit und noch mehr Wut.
"Ist das dein erst?" Fragt sie entsetzt. "Das war also dein Plan? Mich ablenken während du dir meine Sachen greifen kann um herumzuschnüffeln? Du bist so ein-"
"Es tut mir leid, wirklich." Ich unterbrechen sie schnell. " Ich war bloß neugierig und ich dachte eben schon wie verdammt gut du zeichnen kannst. Tut mir leid." Erkläre ich ihr schnell und gebe ihr den Block zurück. Sie nimmt ihn misstrauisch an, sie ist trotzdem wütend. Dann steht sie auf und nimmt ihre Mappe die ich eben auf den Tisch gelegt habe.
"Ja, das soll mein Vater sein. So habe ich unter dem ein gesehen, aber mir hat sowieso niemand geglaubt deshalb ist das doch völlig egal." Sie dreht sich von mir weg und dann wieder zu mir. "Außerdem bist du ein verdammte Arschloch." Sie dreht sich um und geh davon. Schnell folge ich ihr.
"Das stimmt nicht." Sage ich als ich bei ihr ankomme.
"Doch, du bist sogar ein riesen Arsch." Erklärt sie.
"Nein, das meinte ich nicht. Ich meinte dass das nicht stimmt mit dem niemand hat dir geglaubt ich habe dir geglaubt. Ich habe es dir sogar gesagt aber du warst du hochnäsig." Gebe ich zurück. Sie sagt nichts. "Du weißt,dass ich recht habe."
"Nein. Du meintest bloß, das ich in der Bücherei nichts darüber finden werde, weil du auch nichts gefunden hast." Gibt sie zurück und hat recht. Ich will ihr aber nicht die Wahrheit sagen müssen.
"Kommst du heute abend ins Gewächshaus? Wir haben gesehen, dass wir noch Alkohol von letzter Woche haben und wir wollen das aufbrauchen bevor die Lehrer etwas finden." Frage ich sie einfach ohne weiter auf das Thema von favor einzugehen.
"Nein, jetzt bestimmt nicht, weil du mich gefragt hast werde ich den ganzen Abend in meinem Zimmer verbringen." Sagt sie und klingt wirklich ernst dann läuft sie schneller und ich extra langsamer. Ich will sie nicht weiter nerven.

𝐓𝐡𝐞 𝐄𝐥𝐞𝐦𝐞𝐧𝐭𝐬; 𝐎𝐧𝐥𝐲 𝐒𝐞𝐜𝐫𝐞𝐭𝐬 (FIRST DRAFT) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt