Kapitel 10 - Gift für den Krieg

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𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙 10 - 𝐺𝑖𝑓𝑡 𝑓𝑢̈𝑟 𝑑𝑒𝑛 𝐾𝑟𝑖𝑒𝑔

Der Zorn in Donovans Augen war gewaltig. Der Werwolfkönig blickte Valora wutentbrannt an. In ihrer Hand die Leiche seines Beraters. Blut tropfte auf den Boden des Thronsaals. Das Geräusch ertönte in gleichmäßigen Abständen. Tropf. Die Vampirin fühlte die Wärme des Lebenssaft. Er brannte auf ihrer kühlen Haut. Sie hatte die  Temperaturen im Reich der Werwölfe unterschätzt. Donovan sollte sich glücklich schätzen. In seiner verwandelten Form besäße er Fell. Mit Sicherheit gäbe er einen guten Pelzmantel ab. Oder sie würde ihn ausstopfen lassen. Damit sie sich jeden Tag an seinem Untergang erfreuen könnte. So viele Möglichkeiten, wie sollte sie sich entscheiden?

Valora warf die Leiche zur Seite. Mit einem dumpfen Aufschlag schlitterte sie über den Boden. Dann sprang sie über die Körper der übrigen Soldaten. Leichtfüßig tänzelte sie durch das blutige Meer. Es roch göttlich. Der himmlische Duft von Blut und Krieg. Draußen ertönten die Schlachtrufe der Soldaten. Um ehrlich zu sein, hatte sie mit einer stärkeren Defensive gerechnet. Offensichtlich hatte sich Donovan in Sicherheit gewiegt. Er hatte mit dem Feuer gespielt und sich verbrannt. Sie hatten seinen hinterlistigen Plan aufgedeckt. Jetzt verschlangen Flammen seine Städte, während seine Männer nach und nach verreckten wie dreckige Straßenköter.

Das Licht des Vollmonds drang durch die zerstörten Mauern des Schlosses. Sein Abbild spiegelte sich in den Blutlachen. Wäre Valora eine Künstlerin, hätte sie den Moment in einem Ölgemälde festgehalten. Donovans Schloss glich einer Ruine. Kein Stein, keine Tür, kein Mann hatte ihre Schatten aufhalten können. Kalter Wind pfiff durch die Trümmer, als wolle er das finale Stück einstimmen. Valora war der Protagonist. Die Hauptdarstellerin in dem Theater, das sich Vergeltung nannte.

Ihre Augen glühten durch die Dunkelheit. Valoras Schatten kontrastierten mit der weißen Schneewelt, welche die Werwölfe ihr Territorium nannten. Es war bedauerlich, dass Ackerbau unter diesen Umständen nicht möglich wäre. Sie müsste sich überlegen, was sie mit dem neuen Land anstellte.

»Warum tut Ihr das, Queen Valora!?« Donovan knurrte. Seine goldenen Augen wie zwei Blitze. Die ungeheure Aura, die ihn umgab, erfasste seine langen, silbernen Haare. Wie eine Bestie standen sie in alle Richtungen. Für Valora erschien er wie ein Hund, den man noch abrichten  musste.

Die Vampirin zeigte ihre Eckzähne. An ihren Mundwinkeln schimmerte Blut. Selbstverständlich hatte sie sich an dem Festmahl bedient. Heutzutage kam es selten vor, dass Vampire direkt von der Quelle kosteten. Das war ihr erstes Mal. Es war unglaublich und machte sie neugierig, wie Donovan schmecken würde. Das Blut des Werwolfskönigs. Es musste einer Droge gleichen. »Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig.«

»Du fällst in mein Land an, zerstörst unsere Häuser, tötest mein Volk! Entweder du sprichst oder ich werde die Antwort aus deiner Kehle quetschen!« Er fletschte mit den Zähnen. Als das Mondlicht seine Haut berührte, verstärkte sich die Aura, die seinen Körper umspielte. Der dreißigjährige Mann mit dem markanten Gesicht und der dicken Winterkleidung wandelte sich eine Ungetüm der Nacht. Er wuchs, bis er Valora um mehrere Kopflängen überragte. Sein Schädel knackte, bis er die Form eines Wolfes besaß. An seinen Händen und Füßen entstanden messerscharfe Klauen, welche seine Stiefel mühelos zerrissen. Weißes Fell verdeckte seine Haut, ließ lediglich vermuten, welche monströse Kraft, sich in seinen Muskeln befand. Hinter ihm peitschte eine Rute wie der Schwanz eines Drachens.

Valoras Schatten sammelten sich und formten sichelartige Gebilde an ihren Unterarmen. Das war ihre persönliche Magie. Die Kunst, ihren Körper zu modifizieren und zur Personifikation seines persönlichen Albtraums zu werden. Wovor fürchteten sich Welpen am meisten? Vor dem Falken, der seine Klauen, in ihren Rücken bohren würde. Weitere Schatten formten zwei Flügel, wie sie es bereits bei der Krönung getan hatte. »Du reißt dein Maul ziemlich weit auf. Erlaube mir, es zu stopfen.«

Das Gift der Schlangengöttin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt