Kapitel 8 - Gift für die Liebe

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𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙 8 - 𝐺𝑖𝑓𝑡 𝑓𝑢̈𝑟 𝑑𝑖𝑒 𝐿𝑖𝑒𝑏𝑒

Es war eine Erleichterung das Kleid abzulegen und in gemütlichere Kleidung zu wechseln. Der Stoff war blutig und hatte angefangen, einen widerlichen Gestank abzugeben. Hoffentlich schafften die Diener, das Kleid zu retten. Im Nachhinein hätte sie vorsichtiger sein sollen. Es war ein Geschenk ihres Vaters gewesen. Es bedeutete ihr viel.

Valora legte sich auf ihr Bett und starrte an die Decke. Sie bereute ihr Handeln nicht. Freya und ihre Tochter hatten den Tod verdient. Trotzdem fühlte sie sich nicht besser. Im Gegenteil, das Loch in ihrem Herzen vergrößerte sich. Ein schwarzer Strudel, der drohte, ihre Existenz zu verschlucken. Im Thronsaal ging es ihr gut. Sie hatte sich unglaublich gefühlt. Aber nichts war übrig geblieben. Warum war dem so? Genügte es nicht? Immerhin wusste sie jetzt, dass hinter dem Attentat der König der Werwölfe steckte.

Das Knarren der Zimmertür ließ sie aufblicken. Malik ging auf sie zu. Er war schneller zurück, als sie vermutet hatte. Dabei hatte sie ihn absichtlich weggeschickt, um ihr Kleid in die Waschkammer zu bringen. Ob er sich beeilt hatte? Immerhin hatte sie die letzten Male nicht gut reagiert, getrennt von ihm zu sein.

»Ein anstrengender Tag, nicht wahr?« Malik zögerte, doch als Valora keine Anstalten machte, ihn wieder wegzuschicken, setzte er sich neben sie. Die Vampirin spürte sein Gewicht auf der Matratze. Sie drehte sich zu der Seite, auf der er lag. Ihr Blick glitt über seinen Körper, als müsste sie sicher gehen, dass er keine Verletzungen trug. »Wenn du möchtest, kann ich bei dir bleiben. Ich werde auch leise sein, um deinen Schlaf nicht zu stören.«

Wie konnte ein Mann so umsichtig sein und in derselben Zeit so furchtbar ignorant? Sie wollte nicht, dass er ging. Er sollte an ihrer Seite bleiben. Daran würde sich nichts ändern. Auf der anderen Seite mussten sie über das Geschehene sprechen. Womöglich hatte Malik nicht verstanden, warum sie Angst um ihn besaß?

»Ich danke dir, Malik.« Valoras Finger rührten sich. Ihre Hand war nur wenige Zentimeter von seiner entfernt. Sie wollte seine Wärme spüren. Seine Berührungen füllten die Leere in ihrem Herzen. Er machte die Schmerzen erträglich, sodass sich jede Trennung anfühlte, als würde sie den Moment der Realisierung erneut durchleben.

Malik lächelte sanft und strich ihr über ihre Wange. Valora schmiegte ihren Kopf an seine Hand. Sanft berührten ihre Lippen seine Fingerspitzen. Eine leichte Röte erschien auf seinem Gesicht. »Du musst mir nicht danken. Ich tue es gerne. Schließlich bedeutetest du mir viel.«

Sie bedeutete ihm viel. Ihr Herz machte einen Hüpfer bei dieser Aussage. Er war ein Schmeichler. Dabei sollte sie wütend auf seine Ignoranz sein. Aber es ging nicht. Sie besaß keine Kraft zu streiten. Außerdem wollte sie nicht streiten. Sie wollte ihre Zeit mit Malik genießen. »Kann ich dich etwas fragen?«

»Natürlich, was möchtest du wissen?« Malik löste seine Hand, als Valora sich aufrichtete. Sie winkelte ihre Beine an und stützte ihren Kopf an seiner Schulter ab. Dann schloss sie ihre Augen. Allmählich spürte sie die Müdigkeit. »Denkst du, der Krieg ist eine gute Idee?«

Malik hob eine Augenbraue. »Du zweifelst an deiner Entscheidung? Im Thronsaal hast du so entschlossen gewirkt. Ich dachte, du möchtest deine Rache haben?«

»Das ist es nicht. Ich frage mich nur, ob es etwas an der Situation ändert? Ich mag Freya und ihre Tochter aus einem Impuls getötet haben, aber bis die Vorbereitungen abgeschlossen sind, wird etwas Zeit vergehen. Im Krieg habe ich Verantwortung für das Leben unzähliger Soldaten und der Feind ist nicht zu unterschätzen. Werwölfe besitzen ungeheure Stärke und halten mehr aus als Vampire. Selbst wenn ihr Königreich fällt, wird es meine Familie nicht zurück bringen. Ich möchte nicht Morden, um weiter der Verzweiflung zu verfallen.«

Das Gift der Schlangengöttin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt