Kapitel 18 - Gift für den Wachhund

54 5 42
                                    

𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙 18 - 𝐺𝑖𝑓𝑡 𝑓𝑢̈𝑟 𝑑𝑒𝑛 𝑊𝑎𝑐ℎℎ𝑢𝑛𝑑

Valoras Hand strich durch Maliks Haar. Der Wachhund saß zu ihren Füßen, während sich sein Kopf an ihre Knie schmiegte. Er hatte die Augen geschlossen. Ein glückliches Lächeln auf seinen Lippen. Um sie herum lagen die Leichen der Engel. Zerfetzte Körper, Knochen und ein Meer an Blut. Lediglich der Thron, auf dem sie saß, war verschont worden. Nach Maliks Aussagen ziemte es sich nicht für eine Königin, ihre Kleidung zu beflecken, aber Valora störte es nicht. Andernfalls würde sie Malik nicht die Aufmerksamkeit schenken, um die er gebettelt hatte. Der Vampir war über und über mit Blut begossen. Wenngleich er versucht hatte, sich notdürftig zu säubern, so erkannte man deutlich, dass er der Täter dieser grauenvollen Morde war. Insgeheim hatte sich Valora gesorgt, welche Auswirkungen der Vertrag auf ihn haben würde, aber ihre Befürchtungen blieben unbegründet.

Das Mal auf seiner Haut war der Beweis seiner neugewonnen Stärke. Gedankenverloren strich sie über die schwarze Markierung an seinem Hals. Maliks Augen öffneten sich mit einem Blick, den Valora nicht deuten konnte. Obwohl er vor ihr saß, sie sich bildgetreu an den Biss erinnerte, kam ihr das Geschehene unwirklich vor. Wie oft hatte Malik die Verbindung durch einen Vertrag abgelehnt? Wie oft hatten diese Worte ihr Herz gebrochen? Aber nun war es geschehen und dieser attraktive Mann gehörte ihr. Es war mehr als ein Versprechen, welches sich Vampire bei der Eheschließung gaben. Es war so viel mehr.

Malik griff nach ihre Hand und küsste ihre Fingerspitzen, dann ihren Handrücken und schließlich ihren Unterarm. Seine Lippen stoppten mittig. Dann blickte er wieder zu seiner Königin. Sie wusste, was er fragen wollte. Im Eifer des Gefechts hatten sie den Vertrag nicht besiegeln können. Ohne sein Mal auf ihrer Haut würde der Effekt verblassen.

»Du musst nicht schüchtern sein. Du kannst jede Stelle auswählen, die du möchtest.« Valora lächelte. Es wäre sowieso das einzige Vertragssymbol, das ihnen Körper zeichnen würde. Außerdem hatte sie sich die Freiheit genommen, in seinen Hals zu beißen. Als ihr Geliebter besaß er dasselbe Recht.

»Bist du dir sicher?« Ihre Blicke kreuzten sich, während sich ihre Finger miteinander verschlangen. Sein Gesichtsausdruck war ernst, aber sie war sich sicher. Sie hatte zulange von diesem Moment geträumt, um Unsicherheit zuzulassen. Sie gehörte Malik und Malik gehörte ihr. Selbst wenn sie die Herrschaft in ihrer Beziehung besaß, selbst wenn Malik die Stellung eines Sklaven besaß, dieser Fakt würde sich nicht ändern. Das Herz in ihrer Brust schlug einzig aus Liebe zu ihm. Sein Anblick genügte, damit Glückseligkeit sie erfüllte. Er machte den Schmerz der Vergangenheit ertragbar, auch wenn es bedeutete, ihre Familie könnte ihre Hochzeit nicht miterleben.

»Warum sollte ich lügen, kleine Schlange? Ich möchte dich zu dem glücklichsten Mann der Welt machen.« Bereitwillig legte sie ihren Mantel ab und öffnete die Knöpfe ihres Hemdes. Maliks Pupillen verfolgten jeden Handgriff. Seine Blicke begutachteten jedes Stück an nackter Haut, das sie ihm offenbarte. Valora sah, wie sich seine Fangzähne ausprägten, dann ein gieriges Glühen in seinen Augen.

Auffordernd klopfte sie auf die Lehne des Throns. Malik zögerte keine Sekunde. Seine Zähne bohrten sich durch ihre Haut. Es brannte, doch das Gefühl war wunderschön. Mit jedem Augenblick, der verstrich, fühlte sie sich ein Stück näher zu Malik. Kräftig brannte das Band ihres Vertrages, während sich sein Mal auf ihrer Haut manifestierte. Tränen des Glücks standen in ihren Augen. Endlich fühlte es sich so an, als würde alles besser werden. Mit Malik an ihrer Seite könnte sie auch die dunkelsten Zeiten durchstehen. Wie sie diesen Mann liebte. Alles an ihm. Von seinem silbernen Haar, zu seinem charakteristischen Lächeln, den andersfarbigen Augen, der dunklen Haut und den Schuppen, die sich über seinen Körper zogen. Selbst wenn sie stundenlang darüber nachdachte, es gab keine Zelle an ihm, die sie nicht liebte. Sie war ihm so unendlich dankbar. Er war stets an ihrer Seite geblieben und hatte sie aufgefangen, wenn sie fiel. Ohne ihn wäre sie längst zerbrochen. Deswegen verdiente er die Welt. Er verdiente die Macht, die sie ihm verliehen hatte und jedes Fünkchen Liebe, das sie ihm bieten könnte. Er war ihr Diener, ihr Wachhund und doch so viel mehr.

Das Gift der Schlangengöttin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt