Kapitel 16 - Gift für den Plan

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𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙 16 - 𝐺𝑖𝑓𝑡 𝑓𝑢̈𝑟 𝑑𝑒𝑛 𝑃𝑙𝑎𝑛

[Malik Carson]

»Ich habe schlechte Neuigkeiten, meine Königin.« Malik trat auf den breiten Übungsplatz, auf dem sich etliche Soldaten tummelten. Im Zweikampf maßen sie sich miteinander. Überall hörte man das Zischen von Schatten und das Klirren von Schwertern, während die Sonne von oben herab donnerte. Heute war ein ungewöhnlich warmer Tag, aber weder die königliche Armee, noch Valora ließ sich davon aufhalten.

Im hohen Bogen landete ein Soldat auf dem Boden. Unbeeindruckt knackte Valora mit den Fingern, bevor sie sich Malik zuwandte. Entgegen ihrer üblichen Kleidung trug sie eine kurze Hose und ein ärmelloses Oberteil. Maliks rechtes Auge zuckte leicht. Sie war umgeben von Männern, doch schien sich nicht im geringsten um ihre Freizügigkeit zu kümmern. Natürlich konnte sie es sich erlauben, sie war mit Abstand die Stärkste auf dem Platz, aber auch ihre Macht könnte sie nicht vor lüsternen Blicken schützen. War das Eifersucht? Die Vorstellung, jemand könnte das begaffen, was ihm gehörte, stimmte ihn rasend. Vielleicht sollte Malik ihr seinen Mantel umlegen? Irgendwie musste er ein Zeichen setzen. Er könnte nicht gehen, ohne den Anwesenden zu zeigen, dass sie vergeben war.

»Schlechte Nachrichten höre ich nicht gerne.« Valora seufzte. Sie schien zu ahnen, welche Ergebnisse er ihr überbrachte.

»Bitte verzeiht mir. Ich habe nach Leibeskräften versucht, den Rat umzustimmen, aber sie haben den Entschluss gezogen, einem Krieg nicht länger zuzustimmen.« Nach den Verhandlungen am Tisch der fünf Großen und den Warnungen, die dabei ausgesprochen wurden, hielt es der Rat für zu riskant, einen weiteren Angriff zu starten. Normalerweise hätte es ihn beruhigt, immerhin wollte er den Plänen seines Vaters nicht länger dienen. Auf der anderen Seite hatte sich Adam ebenfalls gegen den Krieg ausgesprochen. Ob das ein Ablenkungsmanöver war? Was plante sein Vater tatsächlich? Seine Gedanken waren so unergründlich wie die tiefe See. Aber Nachzufragen traute er sich nicht. Nicht nachdem, was letztes Mal geschehen war. Wer wusste, zu welchen Grausamkeiten sein Vater noch in der Lage wäre?

Valora strich sich das verschwitzte Haar von ihrer Stirn. Malik reichte ihr ein Handtuch, das er aus dem Schloss mitgenommen hatte. Dankbar nahm sie es an. »Es ist nicht deine Schuld. Wenn sich der Rat quer stellt, kann man nichts machen. Obwohl ich sie zwingen könnte.«

»Ich denke nicht, dass das eine gute Idee wäre. Der Rat übernimmt den Großteil an organisatorischen Aufgaben und besitzt Mitbestimmungsrecht in politischen Angelegenheiten. Der Angriff auf das Königreich der Werwölfe wurde nur deswegen gestattet, weil es der Rache König Nevatos diente. Die Wunden saßen bei allen tief. Viele Ratsmitglieder waren Vertragspartner Eures Vaters.« Was auch immer sein Vater plante, solange es zu keinem Krieg kam, würde er nicht nach seinen Pfeife tanzen. Das bedeutete, er musste Valora den Krieg ausreden, ohne dabei Verdacht auf seine plötzliche Meinungsänderung zu lenken. Leichter gedacht als getan. Er wusste nicht, wie skeptisch Valora nach ihrer Auseinandersetzung vor dem Ort der Versammlung geblieben war.

Nach einem kurzen Zögern nickte Valora. In Gedanken atmete Malik auf. »Vermutlich hast du recht. Auch wenn ich es für erbärmlich halte. Ich hätte nicht gedacht, dass sich der Rat meines Vaters von ein paar Fischen, Vögeln und Wilden abschrecken lässt.«

In ihren Augen mochten die Bewohner der übrigen Reiche wie Schwächlinge aussehen, aber  gewöhnliche Vampire riskierten mit einem Angriff ihr Leben. Niemand war so stark wie Valora. »Dann wird dieser Plan wohl nicht umgesetzt werden.«

»Das habe ich nicht behauptet.« Valora suchte Blickkontakt und als Malik in ihre roten Augen starrte, verstand er allmählich.

»Valora«, entfiel es seinem Mund, bevor er sich räusperte und seinen Tonfall berichtigte. »Du meinst doch nicht alleine zu gehen?«

Das Gift der Schlangengöttin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt