Kapitel 9 - Gift für das Böse

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𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙 9 - 𝐺𝑖𝑓𝑡 𝑓𝑢̈𝑟 𝑑𝑎𝑠 𝐵𝑜̈𝑠𝑒

[Malik Carson]

»Warum rufst du mich zu dir? Deine ständigen Unterbrechungen missfallen Valora. Sie schien ziemlich erbost.« Malik stand im Arbeitszimmer seines Vaters. Ein großer Raum mit einer langen Fensterfront. Sie erlaubte Ausblick in den Schlosshof, wo sich die ersten Soldaten versammelt hatten. Ein Mitglied des Rates beobachtete das Training. Sie mussten in Höchstform sein, wenn sie die Werwölfe angreifen wollten.

Sein Vater saß an einem Schreibtisch. Der dunkle Ledersessel harmonierte mit dem schwarzen Holz der Möbel. Überall standen Schränke, in denen sich die unterschiedlichsten Bücher befanden. Werke über Schattenmagie, Politik und Wirtschaft. Darunter wichtige Dokumente, die er bei der Verwaltung des Reiches benötigte. Deswegen stand das Zimmer unter ständiger Bewachung. Einzig, wenn Adam anwesend war, durften die Soldaten ihren Posten verlassen. Aber das wäre nicht nötig. Immerhin wussten seine Männer um seine Machenschaften. Adam wusste, wie man Worte einsetzte, um jemanden gefügig zu machen. Ein Vertrag regelte den Rest.

Adams Finger tippten rhythmisch auf die Tischplatte. Passend zu den Schlägen der großen Standuhr. Etwas Bedrückendes lag in der Luft. Malik richtete seine Haltung. Er hätten ahnen müssen, dass sein Vater über wichtigere Angelegenheiten sprechen wollte. »Tut mir leid, ich wollte lediglich auf ihre Launen aufmerksam machen. Was, wenn Valora dich angreift?«

»Dann wirst du sie enger halten müssen«, antwortete Adam trocken. Seine Augen musterten ihn eindringlich. Wie Dolche bohrten sich seine Blicke durch seinen Körper. »Oder verlierst du die Kontrolle? Ich konnte nicht anders, als eure kleine Auseinandersetzung mitzuhören.«

Maliks Augen weiteten sich leicht. Er hatte zugehört? Seine Leute befanden sich überall. Vorsichtig spähte er zum rechten Arm seines Vaters. Auch, wenn sein Anzug, seine Vertragszeichen verdeckte, in den letzten Wochen musste er weitere Vampire in die Knechtschaft gezwungen haben. Solange sein Vater lebte, mussten sie ihm gehorchen. Selbst wenn sie wollten, würden die Schmerzen sie lähmen.

Adam war eine Schlange. Dem war sich Malik vor vielen Jahren bewusst geworden. Die Dominanz, die er ausstrahlte, war Gift. Sein Status machte es einfach, seine Verbrechen zu vertuschen. Andernfalls hätte der Rat längst erfahren, wie viele Soldaten, sein Zeichen trugen. Wer sich einmal in seinen Fängen befand, war verloren. Niemand würde Maliks Käfig aufsperren. Er war ein Vögelchen auf den Händen seines Vaters. Er brauchte keinen Vertrag, um ihn gefügig zu machen. Malik hörte trotzdem auf seine Befehle. Immerhin war sein Ziel dasselbe. Rache. Selbst wenn es bedeutete, eine Schachfigur zu sein.

»Es besteht kein Grund zur Sorge.« Malik ging auf die Knie. Seine Hände zitterten, verkrampften sich in den Stoff seiner Hose. Dann holte er tief Luft. Er mochte nicht der König des Schachbretts sein, dennoch blieb er Adams wichtigste Figur. Immerhin war er derjenige, den Valora liebte. »Es handelte sich um ein Missverständnis. Ich habe es bereits aus der Welt geräumt.«

Sein Vater erhob sich und ging um den Schreibtisch herum. »Ihr habt über Verträge gesprochen. Du weißt, was passiert, wenn ihr Mal auf deiner Haut erscheint.«

»Dessen bin ich mir bewusst. Aber sie wird mich nicht beißen. Nicht ohne mein Einverständnis. Ich verspreche es, Vater.« Malik senkte seinen Kopf. Er spürte Adams Schatten. Eine Schlange geformt aus reinster Finsternis. Sie kroch über den Boden, zischte gefährlich und streifte Maliks Bein. Seine Nackenhaare stellten sich auf. Das war Adams Magie. Seine Schatten erlangten Bewusstsein in der Form von Tieren. Sie waren ihrem Herren treu ergeben.

Malik hörte das Zischen der Schlange an seinem Ohr. »Trotzdem hat sie versucht, dich im Schlaf zu beißen. Glücklicherweise habe ich ihre Magie gespürt und konnte rechtzeitig eingreifen. Andernfalls wärst du jetzt ein Sklave ihrer Majestät.«

Das Gift der Schlangengöttin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt