Kapitel 13 - Gift für den Rundtisch

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𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙 13 - 𝐺𝑖𝑓𝑡 𝑓𝑢̈𝑟 𝑑𝑒𝑛 𝑅𝑢𝑛𝑑𝑡𝑖𝑠𝑐ℎ

Der Tag der Zusammenkunft der fünf Großen war gekommen. Obwohl man inzwischen nur noch von vier Königen sprechen konnte. Valora stand in einem wunderschönen Kleid vor der großen Tür, die sich jeden Moment öffnen würde. Malik hatte ihr eingeredet, sich dem Anlass entsprechend zu kleiden. Das Kleid war mitternachtsschwarz, wie sie es am liebsten hatte. Ein roter Rubin an ihrer Taille unterstrich die Vampirkrone, die auf ihrem Haupt ruhte. Dies war das erste Mal, dass sie das Schmuckstück nach ihrer Krönung trug.

Die Zusammenkunft fand in einem Schloss statt, welches sich mittig auf der Grenze der fünf Reiche befand. Innerhalb der Mauern war das Kämpfen strengstens untersagt. Es war ein Ort des Wortes, der Diskussion. Hinter der Tür befand sich der Verhandlungssaal mit einer Rundtafel. An dem Tisch fand sich ein Sitz für jedes Mitglied der fünf Großen. Jedem König war es erlaubt, einen Begleiter mitzunehmen. Da Adam der Berater ihres Vaters war, stand ihm diese Ehre zu. Außerdem hatte er bereits an unzähligen Verhandlungen teilgenommen. Er konnte Valora unterstützen. Auf der anderen Seite bedeutete es, dass Malik im Schlosshof warten musste. Sie empfand keine Nervosität, aber sie wusste, dass das Kommende alles andere als leicht werden würde. Wie würden die anderen Könige über ihre Taten denken? Sie erwartete nicht, ohne Strafe aus den Verhandlungen zu treten. Ob sie dieser nachging, war eine andere Sache. Schließlich hieß ihr neues Ziel auch die restlichen Reiche zu erobern. Die Versammlung wäre eine großartige Gelegenheit sich ein Bild von ihren zukünftigen Gegnern zu machen.

»Bitte denkt an die Formalitäten, meine Königin.« Adams Stimme holte sie aus den Gedanken. Sie blickte zu dem Berater, der in seinem üblichen, tadellos gepflegten Anzug neben ihr stand. In seiner Hand befand sich eine Taschenuhr. Noch eine Minute. Der Zeiger tickte gleichmäßig.

Valora zog ihr Kleid zurecht. Als die Uhr Mitternacht schlug, glühten ihre Augen auf. »Ihr müsste Euch keine Gedanken machen. Ich bin kein Narr und weiß mich der Situation entsprechend zu benehmen. Außerdem werde sie ihre Waffen nicht gegen mich erheben können.«

»Selbstverständlich. Es war nur ein guter gemeinter Ratschlag meinerseits.« Knarrend öffnete sich die Tür und offenbarte Einblick in die schneeweiße Kuppel. Der Boden und die Wände waren so makellos, dass das kleinste Staubkorn aufgefallen wäre. Es gab keine Dekoration, keine Bilder und keine Pflanzen. Lediglich die Rundtafel, die sich unter der gläsernen Fensterdecke befand. Ein Zauber verstärkte das Mondlicht, welches in den Saal fiel, sodass keine weitere Lichtquelle benötigt wurde.

Der Sitz, der Valora am nächsten stand, gehörte den Vampiren. Mit eleganten Schritten nahm sie Platz und beobachtete die übrigen Gäste, wie sie durch die anderen Eingangstüren schritten. Die Tore waren so positioniert, dass sie in die Himmelsrichtung zeigten, in welcher sich ihr Territorium befand. Auch das war eine Regel. Vor und nach dem Treffen durfte es keinen Kontakt zwischen den Parteien geben. Dies sollte die Betroffenen schützen, falls die Verhandlungen hitzig wurden. Was sie dieses Mal werden würden. Dessen war sie sich sicher.

Adam blieb einen Schritt hinter ihrem Sitz stehen. Für die Begleiter gab es keinen Stuhl. Sie dienten lediglich als Unterstützung und befanden sich nicht auf einer Höhe mit den Persönlichkeiten, die am Rundtisch saßen. Valora hielt es für ironisch. Heute befanden sie sich auf derselben Hierarchiestufe, aber ein nächstes Mal würde es nicht geben. Sie würde jeden von ihnen auf die Knie zwingen. Sie würden sich vor ihr verbeugen, zu ihren Füßen kriechen und sie als neue Herrin anpreisen. Sie konnte nicht leugnen, dass ihr diese Vorstellung irgendwie gefiel.

Das erste Mitglied der fünf Großen, welches nach ihr Platz nahm, war der König der Elfen. Ein großer, schlanker Mann mit langen, blonden Haaren, länger als die ihren, welche, zu einem Zopf geflochten, bis zu seiner Hüfte fielen. Er besaß markante Gesichtszüge, dass man seine Visage auf jedem Steckbrief wieder erkennen würde. Seine sichtbaren Wangenknochen und seine leichte Hakenase trugen nur einen Teil dazu bei. Sein Name war Akur Vanaro und wenn sie richtig informiert war, hatte er vor kurzem seinen vierzigsten Geburtstag gefeiert. Wenngleich er ein frischer König war, der mit Sicherheit noch zweihundert Jahre der Regenschaft vor sich hätte, blieb sie die Jüngste in dem Zusammenschluss. Akur trug seine Kleidung in den klassischen Farben des Elfenreiches: ein edles Grün. Seine Blicke musterten Valora wie ein Raubtier. Als Antwort schenkte sie ihm das schönste Lächeln.

Das Gift der Schlangengöttin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt