Kapitel 14 - Gift für die Lügen

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𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙 14 - 𝐺𝑖𝑓𝑡 𝑓𝑢̈𝑟 𝑑𝑖𝑒 𝐿𝑢̈𝑔𝑒𝑛

[Malik Carson]

Valora durchquerte mit zügigen Schritten den Schlosshof. Der Klang ihrer Stiefel ließ Malik aufhorchen. Er würde Valoras Gang überall erkennen. Ihr Abbild hatte sich in sein Gedächtnis gebrannt wie heißes Eisen. Der Leibwächter blickte auf seine Uhr. Die Versammlung hatte erst vor einer halben Stunde begonnen. Er hatte nicht erwartet, sie vor den frühen Morgenstunden wiederzusehen. Hoffentlich brachte sie keine schlechten Nachrichten mit sich. Sie wirkte ziemlich aufgebracht.

In letzter Sekunde schloss Adam zu der Königin auf. Malik spitzte die Ohren, als sein Vater Valora an der Schulter packte. Wutentbrannt drehte sich die Vampirin zu ihm um. Er sprach Worte, die Malik nicht vernahm, dann landete eine Backpfeife in seinem Gesicht. Adams Augen weiteten sich. Ihr Handdruck zeichnete sich auf seiner hellen Haut ab. Der Leibwächter schluckte. Ein ungutes Gefühl kroch durch seinen Körper. Hatte sie etwas herausgefunden? Aber wie? Die Fälschung des Briefes war fehlerlos.

»Geh mir aus den Augen!« Valoras Stimme glich dem Zorn eines Gewitters. Ein Blitzschlag, der den Himmel spaltete. Drohend flammte ihre Magie auf. Eine Gänsehaut überkam Malik. Sollte er umdrehen und tun, als hätte er nichts gesehen? Nein, Valora konnte seine Anwesenheit spüren. Außerdem hatte er versprochen, genau an derselben Stelle auf sie zu warten. Seitdem hatte er sich nicht um einem Millimeter gerührt. Selbstverständlich hätte er sich auf eine der Bänke setzen können, die hier in Vielzahl standen, aber er durfte sein Wort nicht brechen.

Malik versuchte Blickkontakt zu seinem Vater aufzunehmen, doch der Berater wandte sich zum Gehen. Womöglich war es die richtige Entscheidung. In ihrem derzeitigen Gemütszustand würde sie nicht mit sich diskutieren lassen. So war seine Herrin. Aber zuerst galt es herauszufinden, was sie erzürnt hatte. Er würde sein Bestes geben, ihre Laune aufzubessern.

Seine Wangen wurden warm bei dem Gedanken an ihren Kuss. Wie sollte er es länger verneinen? Er war Valora mit Haut und Haar verfallen. Ihre Befehle waren sein Gesetz. Unabhängig, was der Wortlaut bedeutete. Malik würde alles für sie tun. Dabei war er derjenige, der ihre Familie auf dem Gewissen hatte. Sie durfte es niemals erfahren. Er wollte nicht viel, außer an ihrer Seite zu stehen. Sie sollte seins sein, genauso wie er ihr gehörte. Seine Valora, seine Königin, seine Herrin.

Als Valora herumwirbelte und zu Malik schritt, riss es ihn aus seinen Gedanken. Was auch immer sie erfahren hatte, er würde es richten. Er musste es richten. Niemals würde er zulassen, sie zu verlieren. Der Tag, an dem er nicht länger an ihrer Seite stünde, wäre der Tag seines Todes.

Wie immer verbeugte sich Malik tief. Es brauchte einen Moment, doch schließlich setzte er ein höfliches Lächeln auf. »Ihr seid zurückgekehrt, meine Königin. Mit Sicherheit seid Ihr erschöpft. Sobald wir zuhause sind, werde ich ein warmes Bad und etwas Blut vorbereiten.«

Valora antwortete nicht. Ihre Blicke bohrten sich in seinen Hinterkopf wie die Fangzähne einer Raubkatze. Eine Schweißperle rollte von seiner Stirn. Er spürte die angespannte Stimmung und traute nicht, sich aufzurichten. Wie ein Strick, den man um seine Kehle gewickelt hatte.

»V-Valora?« Seine Stimme stockte. Das war kein einfacher Respekt. Er hatte Angst. Angst vor dem, was kommen würde. Furcht, Valoras Zorn würde ihn treffen. »Stimmt etwas nicht?«

»Das frage ich dich. Gibt es etwas, das du vor mir verheimlichst?« Ihre Stimme war eiskalt. Kühler als der Frostwind, der im Land der Werwölfe wehte. Maliks Herz setzte einen Schlag aus. Er musste Ruhe bewahren. Er musste ruhig sein. Valora durfte nicht die Wahrheit erfahren. Er durfte sie nicht verlieren. Sie war sein Leben. Seine persönliche Göttin.

Das Gift der Schlangengöttin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt