Kapitel 19 - Gift für die Erkenntnis

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𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙 19 - 𝐺𝑖𝑓𝑡 𝑓𝑢̈𝑟 𝑑𝑖𝑒 𝐸𝑟𝑘𝑒𝑛𝑛𝑡𝑛𝑖𝑠

[Malik Carson]

»Es tut mir leid.« Tränen flossen aus Maliks Augen. Schmerzlich tropften sie auf die Wunden an seinen Händen. Tiefe Schnitte, aber nichts gegen die Schnitte in seinem Herzen. Dunkles Blut, aber nichts gegen das Blut, das aus seinem Herzen floss. Die Qualen waren unerträglich. Größer, als dass ein Vampir sie tragen könnte. Er redete nicht von körperlichen Schmerzen. Er sprach von den Schmerzen in seiner Seele. Obwohl er gewusst hatte, dass es so enden würde, hatte er seinen Blick abgewandt. Er hatte sich in der Süße eines Traums gewälzt, sich in Honig gesuhlt, während der himmlische Duft den Gestank seiner Sünden versteckte.

Valoras Schatten bohrte sich in seine Handfläche. Er schrie. Er brüllte sich die Seele aus dem Leib. Sein Instinkt rief ihn auf, sich zu wehren, aber Liebe besiegte den Drang. Wenn seine Königin wollte, dass er litt, würde er leiden. Wenn es das Absterben seiner Hände das war, was sie begehrte, würde er jeden Finger einzeln brechen. Mit denselben Händen hatte er gesündigt.

»Denkst du wirklich, ich könnte dir verzeihen?« Valora packte ihn an den Haaren und zwang ihn, in ihr Gesicht zu sehen. Der Moment, der sein Herz zersplittern ließ. Der Blick in ihren Augen war ein Albtraum. Der schlimmste Anblick, dass er sich lieber erhängen würde, als ihm erneut zu begegnen. Aber der Hass war echt. Valora hasste ihn und sie würde ihm nicht verzeihen. Er verdiente sie nicht. Er verdiente nichts. Weder ihr Lächeln, noch ihre Liebe.

Ihre Schatten bohrten sich in seinen Brustkorb, zertrümmerten seinen Rippen, verunstalteten seine Lungen, bis sie sein Herz umschlossen. Er spuckte dunkles Blut, als sie zudrückte. »Stirb im Dreck, wo du hingehörst.«

Mit einem Schrei erwachte Malik aus seinem Traum. Panisch tastete er über seine Brust. Keine Wunde, kein Schnitt, kein Blut. Es war nicht die Realität gewesen. Nur ein weiterer Albtraum. Sie kamen in letzter Zeit immer öfters. Es war schrecklich. Es fühlte sich an, als würde er vor Schuld platzen, während er verzweifelt versuchte, seine Beziehung zu Valora aufrechtzuerhalten.

Malik wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es fühlte sich, als hätte er keine Sekunde an Schlaf bekommen. Dunkle Ringe zeichneten seine Augen. Am liebsten hätte er sich umgedreht, die Decke über den Kopf gezogen und geweint. Er wollte alles loslassen, dieses schreckliche Gefühl loswerden, aber er besaß Verpflichtungen. Er musste Valora wecken und ihr dienen. Er musste zu seiner Göttin, aber wie sollte er ihr in die Augen blicken? Wie sollte er weitermachen mit dem Gedanken, dass sich nichts geändert hatte? Jetzt, wo das Königreich der Engel gefallen war, würden die übrigen Rassen angreifen. Der Krieg war unabwendbar, auch wenn er es nicht wahrhaben wollte. Am Ende war es seine Schuld. Schuld an dem Krieg, Schuld an Valoras Leiden, Schuld an allem Unglück.

Schwerfällig schlug er die Decke auf. Seine Finger berührten Valoras Mal. Er hatte sein Leben in ihre Hände gelegt. Sie hatten einander versprochen, sich in alle Ewigkeit zu lieben. Vielleicht könnte sie ihm verzeihen? Vielleicht könnte sie ihm seine Sünden vergeben? Wenn er erklärte, was er gesehen und erlebt hatte, vielleicht würde sie verstehen. Oder ihn in alle Ewigkeit hassen.

Alles was er jemals gewollt hatte, war eine glückliche Familie. Eltern, die ihn liebten, Freunde, mit denen er lachen konnte und eine wunderschöne Freundin, die ihn zum glücklichsten Mann auf Erden machte. Warum hasste Adam das Königshaus mehr, als er seinen Sohne liebte? Vor dem Tod seiner Mutter war er eine andere Person gewesen. Eine liebevoll, großartige Person. Malik hatte ihn verehrt. Er wollte so werden, wie sein Vater, aber ihre Beziehung war schon lange nicht mehr das, was sie einst war. Manchmal fragte er sich, ob sein Vater ihn noch liebte. Oder war nur Hass in seinem verdorbenen Herzen?

Das Gift der Schlangengöttin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt