Nervös starrte ich aus dem Fenster. Draußen liefen einige Schüler mit Büchern in den Händen herum und unterhielten sich. Die Glücklichen, sie hatten erst später Unterricht. Einige rannten aber auch umher, weil sie zu spät dran waren. Tja, so konnte einem das schon mal gehen, nach sechs Wochen Ferien; man war einfach noch nicht wieder aufs frühe Aufstehen eingestellt. Um ehrlich zu sein, habe ich mich an diesem Morgen auch nur mit sehr viel Mühe aus dem Bett quälen können. Aber wir hatten nun mal keine Wahl, Schule ist Pflicht.
Mein Blick schweifte durch den Raum und fiel auf die Tafel. Irgendetwas von Gleichungen und Rechensystemen. Ich konnte mich nicht Geringsten auf das, was der Lehrer gerade erzählte, konzentrieren.
Meine Augen wanderten weiter, bis sie die Uhr trafen und fixierten. Gleich halb neun, um acht hatte der Unterricht begonnen. Wo war er?
,,Psst, Pay." Ich zuckte leicht zusammen und drehte mich in die Richtung, aus der ich meinen Namen gehört hatte. Es war Hailey. ,,Was ist los mit dir? Du siehst total abwesend aus", flüsterte sie. Einer besten Freundin entging aber auch nichts. ,,Hm? Nein..., also ja...,ich.. ." Weiter kam ich nicht, denn Mister Brown schnitt mir das Wort ab. ,,Miss Benson, da sie sich ja nun doch dazu entschieden haben, aus ihrer eigenen Welt wieder in diese zurückzukehren", er hielt mir auffordernd ein Stück Kreide hin, ,,haben sie jetzt die Ehre, die Aufgabe zu lösen." Oh Schitt! Und ich hatte die ganze Zeit nichts mitbekommen.
Ich griff danach und ging zu Tafel.
Die Zahlen standen direkt vor mir, doch ich verstand nichts. In meinem Kopf drehte es sich. Es kreiste nur diese eine Frage darin herum: Wo zum Teufel war er?
Meine Konzentration war praktisch gleich null, also blieb mir nichts anderes übrig:,,Es tut mir Leid, Mister Brown, aber ich weiß die Antwort nicht." Das war so unsagbar peinlich! Normalerweise war Mathe eines meiner besten Fächer, aber heute ging gar nichts.
,,Das habe ich mir schon gedacht. Sie haben nicht aufgepasst. Ich möchte nicht, dass das zur Gewohnheit wird. Setzten sie sich." Ich senkte meinen Blick und schaute auf meine Füße, während ich auf meinen Platz zuging.
Ich setzte mich und nahm mir nun vor, mich wirklich zu konzentrieren.
In diesem Moment öffnete sich die Tür und mein Atem stockte. Da war er, endlich. Doch er war kaum wiederzuerkennen: Seine dunkelbraunen Haare standen ein wenig struppelig von seinem Kopf ab, er hatte tiefe Ringe unter den Augen und seine Haut war ziemlich braun geworden. Auch sonst erinnerte nichts mehr an den Alec, den ich kannte. Denn er trug eine schwarze Lederjacke, ein graues Shirt, eine schwarze enge Jeans und schwarze Boots. Im Grunde genommen war er äußerlich ein komplett anderer Mensch.
Das Einzige, woran ich ihn immer erkennen würde, waren seine Augen: diese durchdringenden, mysteriösen, braunen Augen, die mich schon immer fasziniert hatten.
Jetzt, mal zum Vergleich, der alte Alec: Er hatte immer perfekt gestylte Haare, ein gepflegtes und ordentliches Ausehen (ab und zu trug er sogar Hemden!) und er sah nie wirklich nie müde aus.
Wieder einmal wurde ich durch die Worte von Mister Brown aus meiner Trance gerissen. Nur, dass er dies mal nicht mit mir sprach. ,,Mister Reese, schön, dass sie uns auch noch beehren. Wie kommt es, dass sie erst jetzt kommen? Das kennt man so nicht von ihnen."
Anstatt jedoch zu antworten, machte sich Alec aber nur auf den Weg zu seinem Platz. Er ignorierte Mister Brown regelrecht. Seine schweren Schuhe hörte man bei jedem Schritt auf den Boden aufkommen. Erst jetzt bemerkte ich, dass auch alle anderen dieses Kurses ihn anstarrten. Wir konnten allesamt nicht fassen, was mit Alec Reese passiert war.
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Never forget me (on hold)
RomanceLiebe ist das Wundervollste auf dieser Welt. Doch sie ist, genau wie alles in unserem Leben, nicht perfekt. Und so läuft leider nicht immer alles wie es sollte und zwei Menschen, die perfekt für einander zu sein scheinen, können sich verlieren und v...