A little lie

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Paige


Vor Kälte tippelte ich mich meinen Füßen auf dem nassen Boden herum und vergrub meine Hände tief in meinen Jackentaschen. Eigentlich sollte der Bus gleich kommen.

Jetzt, Mitte Oktober, war es wirklich schon richtig Herbst geworden. Überall lagen bunte Blätter auf den Wegen und es regnte viel und oft.

Endlich sah ich den Bus um die Straßenecke fahren und seufzte erleichtert. Gefühlt hatte ich hier stundenlang gestanden.

Ich stieg ein, zeigte kurz die Karte vor und blickte durch die Sitzreihen. Irgendwie musste ich jedes mal, wenn ich Bus fuhr, erst mal checken, ob in diesem Menschen sitzen, die ich kenne. Keine Ahnung wieso, aber andererseits war dies auch durchaus möglich, da ich nicht unbedingt in so einer großen Stadt wie New York oder Los Angeles wohne.

Und tatsächlich, fast ganz hinten, auf einer der letzten Reihen, saß erkannte ich Haileys hellbraunen Haarschopf. Sie schaute aus dem Fenster und hatte wir immer ihre Ströpsel in den Ohren, sie hörte wirklich rund um die Uhr Musik.

Kurzerhand entschied ich mich dazu, mich zu ihr zu setzten. Vielleicht könnten wir endlich mal wieder etwas reden. Es dei denn, sie wolle einfach nur ihre Musik hören, manchmal war sie so stur.

In letzter Zeit hatten wir nämlich nicht so besonders viel miteinander gesprochen, da sie sich viel um ihre Mutter und natürlich auch ihre eigene Trauer kümmern musste und ich zugegeben ziemlich viel mit Jack unternommen habe.

Ja oke, dass ist schon etwas mies, gerade auch wegen Alec und so, aber er hat es auch nicht anders verdient.

Ich steuerte direkt auf sie zu und blieb schließlich vor ihr stehen. ,,Hey du, na kann ich mich zu dir setzten?" Ich grinste, als sie mich zuerst verdattert ansah und schließlich realisierte, dass ich es bin.

Sie zog ihre Tasche beiseite und machte somit den Platz neben sich für mich frei.

Ich setzte mich und fragte: ,,Hast du etwa schon vergessen wer ich bin, in den paar Wochen?"

Sie lächelte müde zurück. ,,Nein, ich hatte nur einen langen Tag und bin mega kaputt."

Dazu konnte ich nur nicken. ,,Ach so, und ich dachte schon."

,,Ne ne, alles gut." Wir mussten kichern.

,,Was hast du denn den ganzen Tag gemacht, dass du so kaputt bist, so habe ich dich schon lange nicht mehr gesehen."

Plötzlich hatte ich dass Gefühl, dass sich ihre Augen bei dieser Frage weiteten. Sie rutschte wieder gerade auf den Sitz und sagte schließlich, fast etwas zu beiläufig:,, Ach, weißt du, eigentlich nichts besonderes, dies und das, also keine Ahnung, vielleicht habe ich einfach etwas zu wenig geschlafen."

,,Na dann." So sehr ich wollte, dass das die Wahrheit war, konnte ich ihr nicht glauben. Sie hatte noch nie Probleme mit zu wenig Schlaf gehabt.


Alec


Seitdem Hailey gegangen ist, ist nicht mehr so wirklich viel passiert. Es kann bloß ein Officer, der meine Personalien aufgenommen hat und schließlich wurde mir gesagt, dasss ich fürs erste gehen kann.

Da ich ja aber noch nicht 18 bin, muss ich von einem Volljährigen Familienmitglied abeholt werden. Und da ich schlecht meine Eltern anrufen kann, habe ich mich dazu entschieden einfach meinen älteren Bruder Cole anzurufen.

Wenn ich meinen Vater angerufen hätte, hätte dieser wahrscheinlich wieder meine Mutter fertig gemacht, dass sie mich nicht im Griff hätte und schlecht erziehen würde. Und wenn ich meine Mutter angerufen hätte, dann hätte sie genau das geglaubt. Verständlicherweise wollte ich, dass keiner dieser beiden Fälle eintritt. Sie haben sich schon in den Ferien wegen der Drogensache genug schuldig  gefühlt, dass wäre jetzt einfach zu viel gewesen.

Plötzlich öffnte sich Tür und dieser Officer Blank kam herein. ,,So, Mr. Reese, ihr Bruder ist da. Sie können jetzt gehen."

Ich stand auf und ging durch die Tür hinaus, wo bereits Cole stand. Dieser sah nicht unbedingt begeistert aus.

,,Alec, was machst du nur immer für eine Scheiße?" Er klang fast wie meine Mutter. Ich antwortete allerdings nicht.

,,Naja gut, dann fahre ich dich am besten einfach nach Hause und wir vergessen das Ganze."

Ich grinste ihn zufrieden an. ,,Das hört sich gut an."

Für einen Moment hatte er auch gelächelt, aber jetzt wurde er wieder ernst. ,,Dir ist aber hoffentlich schon klar, dass du das nur so lange vor Mom und Dad verheimlichen kannst, bis dein Prozess ist."

Ich stöhnte genervt. ,,Ja, aber es wäre einfach unnötig ihren jetzt schon wieder einen Grund zu geben, miteinander zu streiten, dafür haben sie dann immer noch genug Zeit."

Müde lächelte er und wir machten uns auf den Weg zu seinem Auto.





Never forget me (on hold) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt