Kapitel 28

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Ernst blickte das schöne Elektropokemon ihre Freundin an. Sicherheitshalber bückte sie sich angriffsbereit. Delion ging schützend neben mich und ließ das Drachenpokemon dabei nicht aus den Augen. Diese schaute selbst unsere kleinste Bewegung aufmerksam an, ihre Krallen bohrten sich in die Erde. Sie will uns doch nicht wirklich angreifen oder? Leider sagten die Augen des Rasanz-Pokemon genau das. Die Löwin bemerkte das und ihr Stern am Ende ihres Schwanzes begann zu leuchten. „Luxtra weiß aber schon, dass Elektroattacken keine Wirkung auf Bodenpokemon haben?", flüsterte mir mein Freund ins Ohr. „Sie will uns beschützen, aber gleichzeitig Knakrack nicht schaden. Ich glaube genau deshalb greift sie mit solchen Attacken an.", sprach ich meine Vermutung aus. In der Tat passierte es: Knakrack griff uns an, aber bevor sie überhaupt in unserer Nähe kam, beschützte uns Luxtra mit einem Elektroball. Völlig erstarrt vor Schock blickte das Drachenpokemon die Löwin an. Offensichtlich ist sie es nicht gewohnt, von einem Verbündeten angegriffen zu werden.

„Luxtra-Lux-Lux-Tra- Luxtra!" „Knakrack-Rack!" „Lux!" „Rackrrrrr!" „LUX!". Die beiden diskutieren eine gefühlte Ewigkeit miteinander. Knakrack scheint uns einfach nicht vertrauen zu wollen. Aber wie können wir ihr am besten zeigen, dass wir keine Feinde sind? „Lux-Luxtra.". Letztendlich erhob sich das Elektropokemon zufrieden und blickte uns mit strahlenden gelben Augen an. „Luxtra." Ein bisschen angespannt musterte ich Knakrack. Erfreulicherweise schien sie sich wieder beruhigt zu haben. Achtsam näherte ich mich den Drachenpokemon. „Erika sei bitte vorsichtig.", warnte mich Delion. Ich nickte nur als Antwort. Heute soll sich niemand mehr verletzten. Mit ruhigen Augen betrachtete mich Knakrack. Sie senkte sogar ihren Kopf.

„Ich glaube, sie bittet um Vergebung.", informierte mich Delion. „Aber sie braucht sich doch nicht bei uns Entschuldigen. Sie kann doch nichts dafür, dass sie das Vertrauen zu Menschen verloren hat." Beruhigend streichelte ich ihre Stirn. „Alles ist in Ordnung, Knakrack. Ich verzeihe dir, obwohl du dich nicht entschuldigen solltest. Dich trifft keine Schuld." „Knakrack-Knak." Langsam trat ich ein paar Schritte zurück. Luxtra gesellte sich wieder zu ihrer besten Freundin. Neugierig beobachten sie meine nächsten Schritte. Ich wühlte gerade in meiner Tasche herum, bis ich das fand, was ich suchte. Zwei Hyperbälle. „Du möchtest sie fangen?" „Ja. Die beiden haben eine zweite Chance verdient. Außerdem werden sie es bei mir viel besser haben. Vielleicht hilft es ihnen dadurch auch wieder mehr Vertrauen in uns Menschen zu haben." „Die Idee ist an sich nicht schlecht. Aber dafür müssten die beiden damit einverstanden sein, deine Partner zu werden." „Dann hoffe ich, dass sie mir inzwischen genug Vertrauen.", antwortete ich, während ich auf die beiden Pokemon zu gehe. Delion Smart-Rotom unterbrach die Stille. Darauf wurden der Hammerhai und die Löwin unruhig. „Delion?" „Tut mir Leid, Prinzessin. Das ist bestimmt wieder die Arbeit. Ich dachte, ich habe es auf stumm geschalten.". Schnell ging der ehemalige Champ ran. „Okay. Nun zu euch beiden... Was würdet ihr davon halten, mit mir gemeinsam auf die Reise zu gehen? Ich verspreche euch, dass ich euch beiden nicht enttäuschen werde. „Glurak!" „Liberlo!" „Danke für eure Unterstützung, ihr beiden.", bedankte ich mich bei meinen beiden Feuerstartern. „Knackrack?" „Luxtra-Tra-Luxtra." „Also... Seid ihr beiden damit einverstanden?", fragte ich nach. „Luxtra!" „Knakrack!" „Super!" Begeistert warf ich den beiden die Bälle zu. Nach wenigen wackeln, blieben sie drinnen. Von nun an, wird es den beiden besser gehen.

„Delion, ich habe Luxtra und Knakrack gefangen.", jubelte ich begeistert. Der Viollethaarige beendete schnell seinen Anruf, ehe er sich zu mir wendete. „Glückwunsch, Erika. Und es tut mir leid. Es war Roy an der Leitung. In letzter Zeit herrscht ein wenig Chaos in Galar, seit das Gerücht mit Rose erschienen ist." „Möchtest du...möchtest du lieber zurück nach Galar, um es zu klären?", fragte ich leise. Ich möchte nicht, ohne ihn weiterreisen. Aber wenn es in Galar so ein Chaos ist, wäre es wohl besser, wenn er zurückginge. Mit wenigen Schritten stand Delion vor mir. Behutsam strich er mit seinem Daumen meine Wange und schaute mich mit seinen goldenen Augen an.

„Das wird nicht nötig sein. Ich habe Roy alles erklärt, was er wissen musste. Ich habe dir doch versprochen, dass wir gemeinsam diese Reise machen werden. Da kann ich unmöglich, dich alleine weitergehen lassen. Mein Urlaub wäre vollkommen umsonst gewesen. Ich möchte so viel Zeit wie möglich mit dir verbringen. Mir haben schon die sechs Monate ohne dich gereicht. Obwohl jeder Tag ohne dich einfach unerträglich gewesen war. Ich weiß, ich habe es schon so oft gesagt. Aber ich meine es wirklich ernst. Es gab keinen Tag, an dem ich nicht an dich gedacht habe. Ständig hatte ich Angst, dir könnte etwas zugestoßen sein. So viele schlaflose Nächte habe ich während der Abwesenheit gehabt." Liebevoll lehnte er seine Stirn an meiner. Ich genoss seine Nähe sehr. Es gab nichts auf dieser Welt, was mir mehr Geborgenheit und Wohlbefinden schenkt. „Um ehrlich zu sein...ging es mir nicht anders. Egal was ich während meiner Ausbildung tat, ich musste immer an dich denken. Ständig fragte ich mich, was du gerade unternimmst, ob es dir gut geht und so weiter." Behutsam nahm ich meine Hand in seine und verschränkte diese. Wir blieben noch eine Weile so in der Position, bis Delion mein Kinn anhebt, um mich zu küssen. Ich genoss diesen Augenblick. Dies hält nur für eine kurze Zeit. Der Viollethaarige entschied sich zusätzlich den Kuss zu vertiefen. Ich konnte spüren, wie mir die Hitze anstieg. Mich davon zu lösen, dachte ich gar nicht. Ich möchte für immer bei ihm bleiben und geliebt fühlen. Wenn Delion an meiner Seite ist, weiß ich, dass ich alles schaffen kann. Viel zu schnell hörte mein Freund auf. Sofort sehnte ich mich nach seinen warmen weichen Lippen. Wieso musste er unbedingt jetzt damit aufhören?

„Wir sollten so langsam wieder zurückgehen. Es ist inzwischen schon Abend geworden und wir haben noch einen weiten Weg vor uns.", bekam ich als Begründung. Wegen dem hat er aufgehört?! Am liebsten würde ich ihm eine ordentliche Standpauke dazu halten. Ich beließ es jedoch dabei und schmollte nur ein wenig. „Tut mir Leid, Prinzessin. Ich würde ja auch viel lieber weitermachen. Aber jetzt ist es ein falscher Zeitpunkt.", entschuldigte er sich und gab mir als Entschädigung einen kurzen Kuss. Ich seufzte geschlagen. Leider kann man es nicht ändern. So trottete ich etwas betrübt hinter meinem Freund her. Als wir draußen ankamen, begrüßte uns ein schöner Sternenhimmel. Delion hatte also nicht gelogen, dass es inzwischen spät geworden ist. Aber will er wirklich den ganzen Weg zu Fuß zurückgehen? Wenn wir unsere Campingausrüstung nicht in der Villa gelassen haben, hätte ich vorgeschlagen, hier zu campen. Am besten wir gehen gleich los. Je länger wir hier bleiben, desto später wird es. Mein Glurak unterbrach meine Gedanken, indem er mich leicht am Rücken anstupste. Verwirrt drehte ich mich um. „Glu-Glurak.". Der Feuerdrache deutet auf seinem Rücken. Natürlich. Das ist die Lösung. Ich schickte Paulchen und Amigento zurück in ihre Bälle und befreite stattdessen Knakrack. Mit einer schnellen Bewegung saß ich auf dem Rücken meines Feuerpokemon. Knakrack ging zu Delion und bot an auf ihr zu fliegen. Eigentlich könnte Delion auch auf seinen Glurak fliegen, dieser brauchte allerdings eine Pause. Delion möchte seinen Pokemon wirklich mehr Entspannung gönnen. Ich lächelte ehe ich mit Glurak in die Luft abhob. Delion tat das gleiche. Unterwegs machten wir ein lustiges kleines Wettrennen. Aber mittendrin mussten wir aufhören. Knakrack wusste erstens unser Ziel nicht und zweitens ist Delions Orientierung nicht gerade die beste. So führte ich uns zu unserem Zielort. Kaum sind wir vor der Villa gelandet, schon sprang ich erschöpft ab. Es war ein sehr ereignisreicher Tag gewesen. Delion wollte mir gerade etwas sagen, als sein Smart-Rotom anfing zu läuten. Der Viollethaarige verdrehte kurz die Augen, bevor er ranging. Wie oft hat sein Handy schon geläutet? Mindestens vier Mal. In letzter Zeit ist wirklich viel los.

It's Pokemon Time!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt