Kapitel 36

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Ich versuchte ruhig zu atmen. Schon als ich jünger war, mochte ich gruselige Sachen nicht. Es wurde verstärkt, als ich meine Angst vor wilden Pokemon bekam. Sogar Will hat dies ausgenutzt. Er und seine Freunde sperrten mich in einem Spukhaus heimlich ein. Jeder Fluchtversuch war zwecklos. Sie hielten die Tür zu. Verzweifelt hämmerte ich gegen die Tür. Doch niemand half mir. Zusätzlich erschienen aus dem nichts wilde Geisterpokemon. Bevor sie mich angreifen konnten, fand mich die Kindererzieherin und befreite mich. Leider fehlten mir die Beweise, was Will und seine Freunde mir antaten. Damals war ich erst so um die fünf Jahre alt. Seit diesem Tag bekam ich panische Angst, wo eingesperrt zu sein und nicht mehr rauszukommen und erst recht von gruseligen Dingen. Ich habe es bisher Delion und den anderen bisher noch nichts davon erzählt. Ich fühlte mich eh schon so schwach. Ständig muss jemand bei mir sein. Wieso kann ich nicht einmal alleine klarkommen? Dafür hasste ich mich. Delion bemerkte meine angespannte Haltung und strich mir beruhigend über meinen Rücken. Angespannt lauschte ich seinem ruhigen Herzschlag. Langsam atmete ich gelassener. Hundemon tapste auf mich zu und kuschelte sich an mir. Liebevoll tätschelte ich ihren Kopf. Wenigstens war ich nicht komplett alleine. Behutsam löste ich die Umarmung. „Geht's wieder?", fragte Delion. Ich nickte zur Bestätigung. Seine Jacke klammerte ich fester an mir. Kalt war es mir immer noch.

Alain musterte mich kurz. „Wenn du wirklich in Ordnung bist. Wollen wir den wahren Grund für all das hier suchen? Du hast schon recht wegen der Küche und dem Windstoß. Bei meiner Vermutung handelt es sich hierbei um ein Geisterpokemon. Bisher wurden noch keine Geister gesichtet." „Aber nur weil noch niemand welche gesehen hat, heißt es noch lange nicht, dass es keine gibt. Immerhin gibt es auch Geisterpokemon." „Wir werden schon sehen." Wieder vereint erkunden wir die Ruine. Konzentriert hielt ich meine Augen offen. Auf weitere Überraschungen habe ich keine Lust mehr. Mein Hundemon schnüffelte konzentriert auf dem Boden. Sie rannte zu den Wänden, dann wieder zurück. Anschließend sprintet sie zu den nächsten Räumen. „Hundemon! Warte!", rief ich ihr hinterher. Das Hades-Pokemon kam nicht. „Hundemon!". Immer noch nicht. Ich rannte los und meine Freunde hinterher. Wir fanden sie im Wohnzimmer. Zumindest sah es danach aus. Wie bei jedem anderen Raum sind die Möbel und der Boden morsch, die Couch zerkratzt und der Fernseher flackerte. Warte was? Nervös begutachte ich den Bildschirm. Wieso ist es an? Wo kommt der Strom her? Die Antwort bekam ich gleich. Etwas sprang aus dem Fernseher und flog zu dem elektrischen Kronleuchter. Vor Schreck sprang ich ein bisschen nach hinten. Das Unlichtpokemon, was vorhin noch bei einem Loch am Boden geschnuppert hatte, horchte auf. Mit wenigen Schritten stand sie unter dem Kronleuchter und knurrte.

Ohne nachzudenken feuerte sie einen Feuerwirbel dagegen. Kurzerhand fiel der Übeltäter auf dem Boden. Zu unserer Überraschung handelt es sich hierbei um ein Rotom. Noch immer durch den Wind, blickte sich das kleine Elektro-, Geistpokemon sich um. In seiner Hektik sauste das Plasma-Pokemon in einem Ventilator. Schon wurden wir von einem Windstoß begrüßt. „Hundemon! Unternimm bitte was.", befahl ich meine Hündin. „Warte, Erika. Lass mich es machen.", kam Alina dazwischen. „Was hast du vor?", wunderte ich mich. „Ich glaube das Rotom ist ziemlich durcheinander. Der Angriff kam so plötzlich und wurde dadurch erschrocken. Es handelt nur aus Reflex. Ich möchte versuchen, es einigermaßen zu beruhigen und zu fangen.", fuhr sie fort. „Du willst es fangen?" „Ja. Ich habe das Gefühl, dass es hier einsam ist. Außerdem lebt hier kein anderes Pokemon. Ich glaube er ist der Grund für all die Dinge, die passiert sind. Ihm ist einfach langweilig. Wenn ich es fange, wird es erstens nicht mehr einsam sein und zweitens können zukünftige Besucher ohne Vorkommnisse hier erkunden.", berichtet sie mir. „Okay. Wenn du dir dabei sicher bist, dann gib dein bestes. Viel Glück. Und du Hundemon, halt dich bitte zurück." Verwirrt blickte mich das Unlichtpokemon an, gehorchte aber. Ich trat einen Schritt zurück, um Alina Vortritt zu geben. Das Cowgirl atmet tief durch und schickte ihren Tropius aus dem Ball. „Tropius!". Zufrieden streckte sich das Obst-Pokemon. „Tropius, setz Lockduft ein!". Nachdem das kleine Geistpokemon vom Lockduft getroffen wurde, schien es sich ein bisschen beruhigt zu haben. Es schaute sich nun entspannter um. „Das ist meine Chance! Pokeball fang!", rief Alina und schmiss einen Luxusball zum Pokemon. Voller Spannung sind unsere Augen auf den Ball gerichtet. Nach wenigen Wacklern blieb es zum Glück drinnen. Stolz hob das Cowgirl den Ball auf. „Ich werde es nachher aus dem Ball hohlen, sobald wir wieder zurück sind.", erklärte sie.

Da diese Sache nun erledigt ist, widmet sich Hundemon wieder an ihre Aufgabe. Der Dobermann schnüffelte neugierig, die vorherige Stelle. Ich und meine Freunde tauschten uns fragende Blicke aus. „Zeig mal was du gefunden hast, Hundemon.", bat ich meinen Unlichtpokemon. Diese ging zur Seite und deutet mit ihrer Schnauze auf den Fleck. Zuerst begutachte ich den zerstörten Boden. Anschließend ging ich in die Hocke, um mit meinen rechten Arm hineinzugreifen. Nachdem ich anfangs nur die zerbrochenen Teile ertaste, spürte ich später etwas anderes. Ohne Nachzudenken schnappte ich es mir und zog es raus. In meiner Hand ist ein kleines Schmuckkästchen. Nun war mein Hades-Pokemon noch aufgeregter. Ungeduldig kratzte sie an das Metallkästchen. „Beruhige dich mein Mädchen. Ich mache es schon für dich auf.". Ich konnte meinen Augen nicht trauen. „Was ist los, Erika? Was ist drinnen? Sag es uns bitte.", verlangte Alina. Ich holte den Gegenstand aus der Schatulle. Ein glänzender Stein. Aber nicht nur irgendein Stein. „Ein Megastein...", antwortet Alain. „Da hat es sich also aufgehalten.", stimmte Delion hinzu. „Aber um welche Art handelt es sich denn?", überlegte Alina. „Das werden wir herausfinden, sobald wir hier raus sind. Draußen im Licht kann ich das Megasteinidentifikationsgerät besser einsetzen." „Dann lasst uns schnell auf dem Weg machen.", meinte ich und rannte gemeinsam mit Hundemon los. „Erika, nicht so schnell.", warnte mich Delion. Ich ignorierte ihn gekonnt. Ich weiß er macht sich sorgen, dass mir wieder etwas passieren könnte, allerdings finde ich leichter den Ausgang, wenn mir Orte wie diesen gruseln.

„Endlich sind wir wieder draußen.", freute ich mich. Ich streckte mich kurz und schaute neugierig nach hinten. Die anderen drei kamen nun auch an. „Erika? Darf ich mir mal kurz den Megastein ausleihen, denn du gefunden hast?", fragte mich Alain. Ich nickte und reichte ihm den braun, rot, schwarzen Stein über. Hundemon wurde noch unruhiger. „Beruhige dich Süße. Was ist denn los?", wunderte ich mich. „Ich kann dir darauf eine Antwort geben.", erklärte der Schwarzhaarige. „Was ist es?" „Um diesen Stein handelt es sich um einen Hundemonit." „Ein Hundemonit? Also ein Megastein für Hundemons?" „Korrekt. Nicht selten können Pokemon die Präsents ihrer Megasteine spüren.". Er machte kurz ein Foto, bevor er mir wieder den Stein überreichte. „Da du und Hundemon es gefunden habt, dürft ihr ihn behalten. Ich bin mir sicher, dass es euch in der Zukunft nützlich sein wird." Alain verstaute das Gerät wieder in seiner Tasche. „Zeit, dass wir zurückkehren und Professor Platan Bericht erstatten.", beschloss er und warf seine Tasche um seine Schulter.

Der Rückweg verlief still. Bis Delions Smart-Rotom die Stille durchbrach. „Roy? Wieso ruft er mich an?". Sofort ging der ehemalige Champ ran. „Roy, was ist los?" „Nein ich habe ihre Anrufe nicht ignoriert. Ich hatte bloß keinen Empfang...Ja ist schon gut. Ich werde sie gleich zurückrufen. Jetzt geht es gerade schlecht.", mit diesen Worten legte er auf. Und so gingen wir gemeinsam wieder zurück zum Labor von Professor Platan.

It's Pokemon Time!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt