¹ SAMSTAG, 12:17 Uhr

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pfeifend kommt die Bahn zum Stehen, weshalb ich darauf warte, dass sich die Türen öffnen.
Mit einem Croissant in der einen und dem Handy in der anderen Hand jogge ich die Stufen dem Tageslicht entgegen nach oben.

           teolein
                 Bist du schon weg?

Um das Tippen zu keiner Herausforderung zu machen, drücke ich auf den grünen Hörer.
»Ich wünsche einen wunderguten Morgen ohne Kater.«
»Ha-Ha. Wann bist du weg«?«

Kurz sehe ich auf die Uhrzeit meines Displays, überquere mit anderen Menschen die Straße und sammele die Worte auf meiner Zunge. »Bin gegen 10 raus. Jonas hat sich immer breiter gemacht und meine Schicht beginnt um 1.«
»Wie du trotz Abi und wenig Schlaf immer noch einen Job nebenbei machst, wird mir immer ein Rätsel bleiben.«
»Work-Life-Balance, my friend.«

Wahrheit: Wenn ich auch nur eine Minute ahnungslos in meinem Zimmer sitze, verliere ich den Verstand und bekomme überhaupt nichts mehr hin.

»Bist du unterwegs?«, hake ich nach, da ein lautes Rauschen zu hören ist.
»Brötchen holen. Immerhin will ich mein Zimmer behalten.«
»Lass dich aber auch nicht von Hans ausnutzen, der kann ruhig auch mal etwas machen.«
Klirrend ziehe ich den Schlüssel aus meinem Beutel, wobei ich ebenfalls etwas knisterndes wahrnehme. Ein kurzer Blick und ich bleibe mitten im Treppenhaus meines Wohnkomplexes stehen.

»Ich habe noch Abdis Zimmerpflanze.«
»Shit, stimmt. Sehen wir uns heute Abend? Dann nehme ich es wieder mit.«
»Ich kann es auch aufbewahren. Da kann ich den Scheißer auch mal an der Nase rumführen.«

Geübt klemme ich das Handy zwischen mein Ohr und Schulter, während ich die Tür zu meiner 3-Zimmer-Wohnung aufschließe.
»Kannst trotzdem vorbeikommen und mich bekochen.«
Ein kurzes Lachen dringt an mein Ohr. »Mach ich doch immer gerne. Bis heute Abend.«
»Bye, Teo.«

                Handy und Beutel landen auf meinem Bett, ehe ich mich aus der Jacke schäle und zur digitalen Uhr auf meinen provisorischen Nachtschrank – hauptsächlich alte, große Bücher – schiele.

Eine gute halbe Stunde bleibt mir, um mich fertig zu machen und die Bahn fünfzehn vor um zu bekommen. Ergo: Fünfzehn Minuten, um zu duschen und alles beisammen zupacken.








Der Laden, in dem ich arbeite, gehört zu der hippen Sorte, welche vor allem von Studenten besucht wird

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Der Laden, in dem ich arbeite, gehört zu der hippen Sorte, welche vor allem von Studenten besucht wird. Das Mauerblümchen ist meiner Meinung nach eine Mischung aus Dorfkneipe, Café und McDonalds.
Sympathisch, nicht wahr?

Da ich jedoch ebenfalls dort arbeite, erscheinen auch des Öfteren bekannte Gesichter. Mia und Alexander waren einen Abend hier essen. Sowie die Jungs und die Mädels. Aber auch andere aus meiner Schule.

                Als ich gerade zwei freigewordene Tische abwische, öffnet sich erneut die Eingangstür und eine Gruppe Jungs betritt den Laden. Flink beende ich meine Aufgabe, lege mir das Tuch über die Schulter und stelle mich an das dunkle Pult, an dem unser Tablet befestigt ist.
»Willkommen! Hattet ihr einen Tisch bestellt?«

Fragend hebe ich den Blick wieder und bin kurz davor erschrocken ein O mit den Lippen zu formen. Der Typ direkt vor mir zählt zu der Sorte, die mein Gehirn als attraktiv abstempelt. Gut aussehend, aber für wenige Sekunden nur.

Er lacht über etwas, was sein Freund gesagt hat, dann dreht er sich wieder zu mir.
»Ähm, nein, haben wir nicht. Ist etwas für fünf Personen frei?«
»Sechs, du Idiot. Chris kommt doch noch.«
»Meine ich doch. Ein Tisch für Sechs, bitte.«, wiederholt er, lächelt leicht und sieht abwartend zu mir auf. Durch das Pult bin ich vielleicht fünf Zentimeter größer als er.

»Ähm, klar. Wir können einfach Dreier zusammenschieben.«
Oh Gott, habe ich das gesagt.

Ein lautes Lachen rüttelt durch die Gruppe, in der ich beschämt die Speisekarte vor mein Gesicht halte, jedoch ebenfalls lache.
»Sorry, ich meine natürlich die Dreiertische. Einfach mir folgen, bitte.«
Sobald ich nach unten hüpfe, ragen mir alle Mitglieder der Gruppe minimal zehn Zentimeter über meinen Schädel.

                Am Ziel angekommen, nehme ich flink die Stühle zur Seite und will gerade den Tisch verschieben, da wird bereits die Lücke zwischen beiden entfernt.
»Oh, danke.«, lächle ich leicht. Die Stühle stelle ich jedoch größtenteils wieder heran.

»Henno richtiger Gentleman heute.«, lacht einer in der Gruppe und klopft dem Typen auf den Rücken. Mein Lächeln geht in etwas unbeholfenes über, weshalb ich kurz den Kopf schüttle und die Karten auf den Tisch lege.

»Sobald alle etwas gefunden haben, gerne Bescheid geben.«, sage ich in der Rolle der freundlichen Bedienung.

                Im Durchgang zur Küche klatsche ich mir geräuschvoll die flache Hand gegen die Stirn.










                Im Durchgang zur Küche klatsche ich mir geräuschvoll die flache Hand gegen die Stirn

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»Guten Feierabend, Bobby.«, lächle ich und winke unserem Koch zum Abschied.
Toller Mensch. Ende 30, eine kleine Tochter und frisch verheiratet.

         Beim Durchqueren schnappe ich mir aus Gewohnheit einen von den länger liegengeblieben Keksen und wickle ihn geschickt in eine Serviette. Immerhin kostet der eigentlich etwas.

An den Gästetoiletten und dem Lagerraum vorbei komme ich zum Hinterausgang des charmanten Restaurants. Während ich mein Handy zücke, nehme ich provisorisch den Keks zwischen die Zähne, um die Tür mit dem Rücken aufzudrücken und gleichzeitig Matteo zu schreiben, dass ich jetzt fertig bin.

Ein Ping-Ton lässt mich nach oben sehen, wo besagte Person auf sein Handy schaut und schmunzelnd von seinem Sitzplatz von der metallenen Papiertonne springt. »Gut zu wissen.«

»Ich dachte, du bist noch bei dir.«, erwidere ich, indessen wir nebeneinander in Richtung Bahnstation schlendern.
»Ich wollte eh nochmal raus, um den Kopf etwas freizukriegen.«
»Du bist hierhergelaufen

Von der WG bis hierher sind es gute zehn Kilometer. Matteo zuckt jedoch nur mit den Schultern und lässt seine Hände in den Jackentaschen verschwinden.

»Dann muss wirklich viel in deinem Kopf los sein.«
Vorsichtig sehe ich meinen besten Freund von der Seite an. Als er auf meinen forschenden Blick nicht reagiert, mache ich einen schrägen Schritt in seine Laufbahn.

»Wahrscheinlich.«, brummt er nur.
»Und das soll wirklich alles nur wegen deiner Mom sein?«
Ich halte ihm die andere Hälfte meines Keks hin. Stumm schließt er die Finger darum.

»Ist ja auch für den restlichen Tag Rille. Seit Schichtbeginn sehne ich mich nach der Pasta. Ich hatte schon Tagträume.«
Mit einem sanften Lächeln hake ich mich aus Gewohnheit bei Matteo unter und lege für wenige Sekunden den Kopf auf seine Schulter.
Schmunzelnd kaut er auf dem Keks herum.

MELANCHOLIE ᵈʳᵘᶜᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt