² FREITAG, 20:17 Uhr

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ungeduldig sehe ich erneut auf Uhrzeit.
Verdammt, ich eindrücklich geschrieben, dass er Punkt 20 Uhr am Mauerblümchen sein soll, weil ich noch einen Termin habe.

Sollte ich selbst nicht bei dieser bescheuerten Abistreichplanung dabei sein, kann ich mir von den Jungs wieder was anhören. Wenn dieser Hendrik in drei Minuten nicht hier ist, dann...

Stimmen. Ein raues Lachen, danach biegen drei Gestalten auf den Hinterhof des Restaurants.

Ist er das? Sicherheitshalber zücke ich meinen Schlüssel.
Vielleicht muss ich ja zurück in den Laden flüchten.

Doch sobald sie in den Scheinwerferbereich treten, erkenne ich ihn von den Fotos – und vielleicht meiner obszönen Erinnerung – wieder. Nicht einmal das, denn neben ihm erscheint Alexander.

»Meine Retterin!« Theatralisch macht er eine Geste gen Himmel, weshalb ich ihm wortlos die Mappe entgegenhalte.
»Ich hoffe, dass du nicht reingeschaut hast.« Spielerisch hebt er eine Braue, öffnet den Reisverschluss und späht hinein.
Natürlich habe ich reingeguckt. Ich bin ein Mensch.

»Sind wir dann fertig? Ich muss jetzt echt los.«
»Du gehst doch nicht zu dieser sinnlosen Abistreichplanung, oder?«, fragt Alexander. Er besitzt einfach das Geschenk immer einen spöttischen Unterton zu besitzen.
Was sieht Mia nur in ihm...

»Doch. Vielleicht solltest du direkt mit mir mitkommen.«, lächle ich übertrieben, während sich mein Kopf wie von selbst herausfordernd zur Seite neigt. Ich besitze das Geschenk immer halb auszurasten, wenn jemand auf mich herabschaut. Ich hasse es.

»Vielleicht solltest du aber auch bei uns mitkommen, um endlich mal richtig Spaß zu haben. Wer will schon nach einem Schultag und einer Arbeitsschicht schon wieder in ein langweiliges Umfeld.«, raunt Hendrik schmunzelnd, zieht die Kapuze wieder tiefer in die Stirn und steckt die Hände in die Pullovertasche.

                »Alter. Sie petzt doch alles nur Mia und dann bin ich wieder am Arsch.«, brummt Alex sofort. Der dritte Typ gibt nur ein kurzes Lachen von sich.
»Allein wegen diesem Satz könnte ich bereits ihre Nummer wählen. Sinn.«
Die Genervtheit legt sich auf meine Stimmlage, weshalb ich räuspernd die Jackenärmel über meine Hände ziehe und ungeduldig durch die Runde blicke. Hendrik beobachtet mich dabei direkt.

»Kann ich jetzt gehen?«
»Das wollte ich auch gerade vorschlagen. Komm, Alter.«, sagt der Namenlose, weshalb Alex nickt. Beide machen auf dem Absatz kehrt.

Abwartend blicke ich zu meinem Gegenüber. »Und du wartest auf gutes Wetter oder...?«
Er schnieft, holt das Mäppchen wieder hervor und zieht den Reisverschluss auf.
»Dein Finderlohn.«
Mit erhobenen Augenbrauen sehe ich von ihm zu dem Joint zwischen seinem Daumen und Zeigefinger.
Wenn es kostenlos ist...

                Als würde er jede Sekunde wieder die Hand zurückziehen, greife zögerlich danach, ehe die Tüte in meiner Jackentasche verschwindet. Hendrik schmunzelt breit, sodass sich gleich zwei Grübchen auf der linken Seite bilden. Zwei. Grübchen.

»Werden deine Kameraden dir dafür auch kein Bein abhacken?«, hake ich etwas ruhiger nach.
Er zuckt mit den Schultern. »Vielleicht nur bis zum Knie.«

»Henno, alter! Hebe dir deine Flirtsprüche für deine Hochzeit auf!«
Der Junge mir gegenüber lässt mit einem rauen Lachen den Kopf nach hinten rollen.
»Das ist Olli, falls du dich fragst.«
»Frage ich mich nicht.«
»Auch gut.«, sagt er mit gesenkter Stimme. Langsam beginnt er rückwärtszulaufen.
»Man sieht sich.«
»Mh.«, erwidert mein Unterbewusstsein.
»Ich melde mich, wenn ich mal Hilfe mit einem Dreier brauche.«

Hendrik zwinkert wissend, ehe ein weiteres Lachen aus seiner Kehle dringt. Anscheinend habe ich peinliche berührt das Gesicht verzogen oder so.

Fixiert beobachte ich, wie er wieder zu einer dunklen Gestalt wird und gemeinsam mit den anderen beiden um die Ecke verschwindet.

Fuck, ich werde sowas von heute Abend in meinem Kopf ausmalen, wie es ausgesehen hätte, wäre ich selbstsicherer.

MELANCHOLIE ᵈʳᵘᶜᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt