¹⁰ FREITAG, 14:31 Uhr

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»Ich habe keine Lust, dass ich zu meinem eigenen Abiball zu spät komme, also hoffe ich, dass du mit deinen zwanzig Minuten recht hast

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»Ich habe keine Lust, dass ich zu meinem eigenen Abiball zu spät komme, also hoffe ich, dass du mit deinen zwanzig Minuten recht hast.«, sage ich hastig und versuche, im Laufen nicht auf mein Kleid zu treten.

                Hendrik hat einen dunklen Anzug im Schrank gefunden, sogar noch von seinem Abiball, während ich das dunkelgrüne Glitzerkleid an meinen Körper gelegt habe, welches ich vor Monaten mit Kiki kaufen war.
Schön und gut, doch als wir bereits schon zu spät meine Wohnung verließen, wollte Hendrik mir immer noch seine Überraschung zeigen. Somit fuhren wir den ganzen Weg bis zum Parkhaus, wo Hendrik arbeitet.

                Leicht genervt trotte ich hinter ihm die Einfahrt nach unten, folge ihm mehrere verzwickte Reihen, bis er plötzlich stehenbleibt.
Mit in den Hosentaschen verschwundenen Händen dreht sich Hendrik zu mir.
»Was?«, frage ich langsam.
Ein Schulterzucken.
»Hendrik, bitte. Wir haben schon nicht viel Zeit.«
Sein Arm streckt sich aus, etwas baumelt zwischen seinen Fingern.
Ein Autoschlüssel.
Stirnrunzelnd sehe ich von dem winzigen Ding in sein Gesicht.

                Im nächsten Augenblick beginnt es direkt neben mir zu piepen. Die Lichter einen Vans beginnen zweimal aufzublinken, dann wird es wieder ruhig.
Ein Van?

Noch verwirrter sehe ich wieder zu Hendrik, welcher nun auf das Fahrzeug zu geht und die Seitentür aufschiebt.
»Was glaubst du, für was ich mein ganzes Geld gespart habe? Warum ich zwei – drei – Jobs hatte?«
Meine Augen weiten sich ein Stück, als ich seine Worte und den Anblick vor mir verbinde.

                Im Inneren des Vans ist bereits eine unfertige, winzige Küche sowie mehrere Messangaben an der Wand mit Bleistift.
»Wo geht es denn hin?«, frage ich langsam.
Meine Zunge fühlt sich plötzlich ganz schwer an.
Hendrik lehnt sich mit einem schiefen Grinsen in die Tür. »Europa. Erstmal.«
Eine schlimme Vorahnung bahnt sich in meinem Unterbewusstsein an. »Und wann?«
»Wahrscheinlich nächsten Monat. Das erste Ziel ist bereits rausgesucht, danach läuft alles spontan.«

                Die Scheibe Toast, welche ich vor einer Stunde gerade noch so runterbekommen habe, fühlt sich plötzlich tonnenschwer in meinem Magen an.
Bitte frage mich nicht, ob ich mit dir kommen will.

                »Und?«
»Mh?« Gespielt ahnungslos sehe ich vorsichtig zu ihm auf.
»Was denkst du?«
Dieser Blick. Hoffnungsvoll. So hoffnungsvoll, dass wenn ich Nein sage, seine gesamte Welt zusammenbrechen würde.
»Ich...«
Ich schlucke, sehe erneut in das Innere des Transportmittels.
»Ich muss das erstmal verarbeiten. Das überrumpelt mich schon ein wenig.«
»Habe ich geahnt. Keine Angst, denke so intensiv nach, wie du willst.«

Hendrik zieht die Tür wieder zu, wobei das Scheppern nicht nur in dem leeren Parkhaus sehr laut widerhallt. Mein gesamter Körper ist plötzlich nur noch eine leere Hülle.

                »Darf ich Sie nun auf Ihren Abiball begleiten, Miss Sorger?«
Hendrik macht schmunzelnd eine Butler-ähnliche Verbeugung, hebt den Blick wieder und hält mir seine Hand hin. Ich lege meine in seine, denn das verlangt die derzeitige Situation.


MELANCHOLIE ᵈʳᵘᶜᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt