es sind nicht einmal 24 Stunden vergangen, als ich Hendrik das letzte Mal gesehen habe. Genau gesagt, sind es gerade mal drei Stunden.
Als ich nämlich an diesem Morgen aufwachte, trommelte Mia die komplette Gruppe zusammen, um gemeinsam mit Matteo über David zu sprechen und was wir nun machen könnten. Natürlich sagte ich zu. Dann kam plötzlich Hendrik mit einer Schüssel Müsli um die Ecke und setze sich wieder auf das Bett zu mir.
Er ... Wir... All das verwirrt mich. Doch dieser Abend zählte zu den besten seit langem. Wir haben einfach nur geredet und gelacht. Und noch mehr geredet. Dieser Junge besitzt eine solche Offenheit. Manchmal fühlt es sich an, als würden wir gemeinsam hier in meiner Wohnung leben. Wäre ich bei ihm, würde ich jedes Mal fragen, ob ich mich auf sein Bett oder sonst wo überhaupt hinsetzen darf. Okay, das war vielleicht etwas zu übertrieben.
Aber was ich sagen will: Ich weiß nicht, ob mir Hendriks Offenheit Mut oder Demut zuspricht. In dem einen Moment würde ich am liebsten für immer an seiner Seite bleiben und im nächsten möchte ich mich einfach in meinem Zimmer abschatten, um nie auch nur ein Strahlen Sonnenlicht wiederzusehen. Ich habe Angst. Angst vor der Zukunft. Angst davor, dass ich es nicht hinbekomme, genau wie die anderen zu funktionieren. Meinen Platz auf dieser riesigen Erdkugel zu finden. Verdammt.
Kopfschüttelnd verbanne ich den Gedankenknäul aus meinem Kopf, klopfe und stelle mich innerlich auf meine Freunde ein.
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Indessen ich mit leiser Musik im Hintergrund beginne, all meine Schulordner zusammenzupacken, laufen folgende Gedanken in einer Dauerschleife durch mein Gehirn: Wie viel weiß ich eigentlich über Hendrik? Klar, er liebt es, so viele Dinge wie möglich auszuprobieren, mag Soft-Cake-Kekse und hatte eine dreijährige Beziehung mit dieser Larissa, aber... Warum denke ich überhaupt die ganze Zeit an ihn? Plötzlich fehlt mir seine Anwesenheit. ... Ob es wirklich wegen ihm oder der fehlenden Aufmerksamkeit ist, weiß ich nicht.
Mit aufgeblähten Wangen lasse ich den Kopf in den Nacken abrollen, schließe die Augen. Zu viel. Zu viel Hin und Her, rauf und rüber, quer und gerade. Einfach zu viel. Ich lege mir die Hand auf den Unterbauch, welcher sich bereits wieder anspannen zu beginnt. Atmen, Tilda. Es ist alles okay. Es wird sich alles fügen.
Als würde mir das Universum zuhören, dringt als nächstes Looking Too Closely von Fink durch die Lautsprecher zu mir. Die Hymne meines Lebens, welche gleichzeitig die Trauer und den Mut in mir aufsteigen lässt:
Put your arms around somebody else And don't punish yourself, punish yourself The truth is like blood underneath your fingernails [...] It's you right there, right there in the mirror And you don't wanna hurt yourself, hurt yourself