³ SAMSTAG, 12:13 Uhr

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zuerst glaube ich daran, dass mich die Helligkeit im Zimmer, durch die nicht zugezogenen Vorhänge weckt. Dann hallt das Klopfen jedoch ein zweites Mal an mein Ohr.

                Mit offenen Augen versuche ich gedanklich abzustimmen, ob es mein Aufstehen wert ist, als mein Handy neben mir zu klingeln beginnt.
Matteo.

Raschelnd schiebe ich die Decke zur Seite. Den kurzen Weg zur Wohnungstür verbringe ich damit, irgendwie alle Haare unter einen Gummi zu bekommen. Erfolgreich.

»Morgen oder besser gesagt Mittag.«
»Warum hast du gute Laune?«, frage ich mit trockenem Hals. Matteo war schon sehr oft bei mir, weshalb ich ihn einfach stehenlasse, aus der Küche ein Glas Wasser hole und wieder ins Wohnzimmer/Schlafzimmer/Arbeitszimmer tapse.

»Ich habe mir bisschen Sorgen gemacht, weil du gestern nicht da warst.« Ächzend plumpst er aufs Bett.
»Alles okay?«
»Mh-hm.«, gebe ich nur von mir, während das Glas bereits an meinen Lippen ist.
Hendrik. Reden. Joint. Matteo schwul.

                »Habe ich denn was verpasst?«
Er zuckt mit den Schultern, schüttelt den Kopf. »Nope. Nicht wirklich. Außer einen schrecklichen Versuch von Abdi Sam anzubaggern.«
Ich schmunzle. »Also nichts neues.«
»Nope.«
Sobald sich Matteo wieder aufgesetzt hat, wandert sein Blick zum Schreibtisch.
Mist.

»Was sehe ich denn da?« Mit einem leisen Feixen hebt er das Glas mit dem zerdrückten Joint in die Höhe. »Ich wusste doch, dass es hier irgendwie nach Gras roch. Du hast gekifft, ohne mich?«
Das „Ich war nicht alleine" bleibt mir auf gerader Linie im Hals stecken.
»War wieder kurz davor die Fassung zu verlieren und brauchte eine Ablenkung.«
»Wo hast du den überhaupt her?« Seine Augenbrauen gehen fragend in die Höhe.
»Von Jonas. Hat er mir mal gegeben, als wir das Thema Abistress angesprochen haben.«, lüge ich wie gedruckt. Matteo nickt.
»Du machst dich aber auch echt fertig. Ich meine, es sind doch noch ein paar Wochen.«
»Immerhin denke ich bereits ans Lernen.«, schmunzle ich. Der Junge lässt sich auf den Stuhl fallen, auf dem noch vor mehreren Stunden jemand anderes saß.
Immerhin bekam ich eine „Bin gut angekommen. Danke, für den interessanten Abend" als Textnachricht.

                »Ich lerne ebenfalls. Bin mit Amira in einer Lerngruppe für Bio.«
»Habe mich schon gewundert, warum du mir noch kein leeres Arbeitsblatt geschickt hast um zu fragen, ob wir das vielleicht auch gemacht hatten.«
»Kommt noch.«
Er hebt die Schultern für wenige Sekunden in die Höhe, als würde er seine Unschuld verdeutlichen wollen.
Mein Schmunzeln wird etwas breiter.
Ich kann Matteo irgendwie doch mit einem anderen Typen sehen...

»Teo?«
»Mh?« Ein schräges Lächeln hat sich auf seine Lippen geschlichen.
»Was macht dich gerade so glücklich?«
»Ich bin einfach froh hier zu sein.«

                Bei dieser Antwort belasse ich es einfach mal. Ist auch mal schön so etwas gesagt zu bekommen.

MELANCHOLIE ᵈʳᵘᶜᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt