durch die Lautsprecher meines Handys füllt die tiefe Stimme des Erzählers meine ruhige Wohnung mit Geschichten von einem besonderen Ring und zwei winzigen, mutigen Kerlen, die ihn zerstören werden.
Der Herr der Ringe selbst zu Lesen, würde mir die Laune an Büchern für immer verderben, deswegen höre ich es mir einfach an.Als es an der Tür zu klopfen beginnt, pausiere ich das Hörspiel und lege den Pinsel zur Seite.
Malen nach Zahlen war schon immer gut für meine Seele.»Du bist überraschenderweise früh dran. Ich dachte wir waren für-« Ich verstumme.
Immer noch die Klinke haltend, lehne ich mich gegen die Tür und lasse die Mundwinkel sinken.
»Ich bin ein Arschloch.«
»Habe ich bemerkt.«, murmle ich
Hendrik nimmt die Kapuze vom Kopf. Seine sonst lebensfröhliche Mimik sehe ich zum ersten Mal nicht vorhanden.
»Kann ich kurz reinkommen?«
»Ich habe Alex' Story gesehen. Du hättest mir auch einfach sagen können, dass ein 18.Geburtstag unter deiner Würde liegt.«
»Shit, Tilda!«
Er drückt die Tür wieder auf, weshalb ich seufzend wieder aufsehe.
»Eine Erklärung, bitte.«
»Ich höre.«
»Kann ich bitte dafür reinkommen? Ein Treppenhaus ist dafür echt ungelegen.«
Stumm sehe ich den Jungen an, dann mache ich einen Schritt zur Seite.»Ich war nur für zwanzig Minuten bei Alex Party. Versprochen.«
Ich verschränke die Arme vor der Brust, während Hendrik sich mitten im Raum positioniert.
»Mein Mitbewohner hat diesen bescheuerten Nebenjob, ist aber dauerhaft so verpeilt, dass wir ihm manchmal helfen müssen.«
»Nebenjob wie in...«, hake ich unbeeindruckt nach, obwohl es mir bereits im Kopf herumschwirrt.
»Er vertickt ein paar Sachen, okay?«
Ich nicke teilnahmslos.
»Also musste ich durch halb Berlin eiern, um die Lieferung abzuholen und zu verteilen. Immerhin geht ein guter Teil des Geldes in unsere Miete mit rein.«
»Und das hat so lange gedauert? Ich war bis 23 Uhr auf der Party.«Seine Schultern sinken ein Stück, dann verzieht sich sein Gesicht zu einer herabblickenden Miene. Ich spüre mein Herz stumpf schlagen, ziehe jedoch anstelle der Unsicherheit den Stolz nach oben.
»Ich bin über zwanzig Treppenhäuser hochgerannt, Kilometer gelaufen. Nur, damit der Job noch vor Mitternacht erledigt ist, sonst hätten wir nur die Hälfte der Kohle bekommen.«
»Oh, entschuldige. Ist ja auch eine sehr wichtige Arbeit. Und so ehrlich, hab ich vergessen. Sorry.«, fauche ich kalt. Hendrik stößt spöttisch seinen Atem aus.»Ich wäre doch eh nicht Ewigkeiten bei diesem Kindergeburtstag geblieben.«
»Es sind nur zwei fucking Jahre!«
»Ja, aber gerade fühlt es sich an wie fünf. Wird erwachsen, Tilda.«
»Und verstehe den Sinn hinter Drogen verticken? Mh....Nö.«
Grimmig schüttelt Hendrik mit dem Kopf. »Besser, wenn ich gehe.«Trotzig verschränke ich die Arme erneut vor der Brust. Soll er doch machen.
Aber...Augenblicklich fällt meine Wut ab, nur um einen riesigen Ball an Reue zu enthüllen.
»Hendrik, ich...«
»Schon gut. Vergiss einfach, was ich gesagt habe.«
Fuck.Als er die Tür aufreißt, erscheint plötzlich Matteo vor der Tür. Seine Faust war gerade dabei gegen das Holz zu schlagen.
»Oh... Hätte ich noch ein Brötchen mitbringen sollen?«Doch Hendrik schiebt sich nur an ihm vorbei und springt die Stufen nach unten. Das Geräusch der zufallenden Eingangstür lässt mich fluchend die Augen schließen.
»Hab ich euch bei irgendwas gestört oder...?«
Vorsichtig schließt Matteo hinter sich die Tür, während ich mich umdrehe und anfange, den Tisch im größten Zimmer meiner Wohnung freizuräumen.Aus der Küche hole ich das Tablett mit den zusammengepackten Lebensmitteln und dem Geschirr.
»Sara hat mich gestern ganz schön zur Schnecke gemacht.«, teile ich stattdessen mit. Der Stuhl knarzt leicht, als sich Matteo mit einem übertriebenen Seufzen darauf sinken lässt.
»Sinnlos, dass sie dich dabei anmotzt.«
»Vielleicht aber auch nicht, damit ich dir in den Arsch treten kann, endlich mit ihr Schluss zu machen.« Der gehässige Unterton hat sich wieder in meine Stimme geschlichen, weshalb ich tief durchatme und erneut den Mund öffne.
»Sorry.«
»Schon okay. Willst du darüber reden, warum Henno gerade wie von der Wespe gestochen abgehauen ist?«
»Erstmal nicht. Trotzdem danke.«, murmle ich.Matteo nickt, schnappt sich ein Brötchen und beginnt es mit einem unterdrückten Schmunzeln zu zerteilen. Kurzzeitig beobachte ich ihn dabei.
»Teo?«
»Direkt vor dir.« Er hebt den Blick jedoch nicht.
»Warum bist du wirklich mit Sara zusammen?«
Und genau bei diesem Moment – dieser Wende in seiner gesamten Körpersprache – glaube ich noch mehr an meine Vermutung.
»Ich mag sie halt. Sie ist ein tolles Mädchen.«Klirrend legt er das Messer an den Rand des Tellers. Mein Gegenüber zuckt erneut nur mit den Schultern, als er meinen konstanten prüfenden Blick auf sich bemerkt.
»Wie war es gestern mit David?«
Noch im Kauen stockt er, sieht auf seinen Teller.
»Teo?«
Keine Antwort.Als ich mich erhebe, klackern die Stuhlbeine über die Dielen. Mit einem Schritt bin ich auf seiner Seite und ziehe ihn in die Arme.
»Verdammt, warum hast du nichts gesagt? Ich dachte schon, dass...« Doch ich spreche die Worte nicht laut aus. Es würde die Stimmung nur noch mehr gefährden.
Matteo schluckt schwer, sieht jedoch zu mir auf. »Keine Ahnung. Ich hatte einfach Angst.«
»Wovor? Dass ich dich mit der Mistgabel verfolge?«
Sein Mundwinkel zuckt nach oben.Nachdem ich mich wieder hingesetzt habe, lege ich ihm behutsam meine Hand auf seine.
»Du weißt, dass ich mich mehr als freue, wenn du glücklich bist. Also? Willst du mir von ihm erzählen?«
Sofort beginnen seine Augen etwas mehr zu funkeln, bevor er von dem gestrigen Abend erzählt.Es freut mich wirklich zu hören, dass seiner im Gegensatz zu meinen der schönste seit langem war.
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MELANCHOLIE ᵈʳᵘᶜᵏ
Fanfiction"stop stressing over shitty people. or your shitty overthinking." credit; thelakeisfullofblood 2022