als ich an diesem eigentlich stinknormalen Tag irgendwann im April aufwache, blicke ich in ein Gesicht mit zwei Narben und einem bläulich verfärbten Auge.
Geschwungene Lippen, welche statt zu einem Grinsen verzogen, entspannt die Mundwinkel hängen lassen.
Hendriks Wimpern sind etwas länger, als ich sonst immer dachte.Vorsichtig strecke ich den Arm aus und muss fasziniert feststellen, dass sich ein aufregendes Gefühl in meinem Magen ausbreitet, als ich sachte durch Hendriks Haare fahre. Dass sich ein Lächeln auf meine Lippen stielt, als ich sein gesamtes Gesicht mustere und immer wieder an seinem Mund hängen bleibe.
Behutsam streife ich die Zudecke von meinen Beinen, lege sie etwas mehr über den anderen Körper in meinem Bett.
Vorsichtig rutsche ich von der Matratze und verschwinde im Badezimmer.Nachdem ich bereits eine Schüssel Müsli verdrückt, meinen Biologie Ordner hervorgekramt und ausgebreitet habe, schläft Hendrik immer noch tief und fest.
Irgendwann vor zehn Minuten hat er sich grummelnd auf die andere Seite umgedreht, weshalb ich von meinem Platz am provisorischen Essenstisch nicht mehr sein Gesicht erkennen kann. Dafür betrachte ich seinen Hinterkopf.
„Es war einmal ein Mädchen, welches fest daran glaubte, dass sie für immer allein bleiben wird. All ihre Freunde fanden ihren Partner, mit dem sie ihr Herz teilten. Das Mädchen wollte deswegen nur noch mehr von der Oberfläche verschwinden und..."
Rascheln, ein tiefes Brummen. Indessen ich den Bleistift wieder sinken lasse, wandert mein Blick wieder geradeaus. Hendrik gähnt weit, reibt sich die Augen und blinzelt durch den Raum. Bis er mich an der Wand gegenüber lehnen sieht.
»Guten Morgen.«
»Wohl eher guten Mittag.«
»Whoops.«Shit, Bücher lügen echt nicht, wenn sie über die Morgenstimme von einem Typen berichten.
»Kaffee? Tee? Mangosaft?«
Mitten in dem zufriedenen Lächeln hält er inne, schielt mit ausgestreckten Armen in meine Richtung.
»Sie will mich doch umbringen.«
»Du hast mir das perfekte Motiv geliefert, Detektiv Alberts.«
Hendriks Grinsen wird breiter.Im nächsten Augenblick beginnt mein Herz Signale zu senden. Ich löse meine Schneidersitz-Position, durchquere den Raum und setze mich wieder auf das Bett.
Abwartend sieht Hendrik zu mir herauf, bis er mir vorsichtig die Hand hinhält.Als ich sie ergreife, sind seine Finger komplett warm. Wie gebannt beobachte ich, wie sich unsere Handflächen berühren, danach unsere Finger verschränken.
»Ich bin froh, dass du hier bist.«
»Was soll ich sagen... Du weißt zu viel über mich.«
Hendrik bekommt wieder dieses schiefe Grinsen auf den Lippen, während ich die Mundwinkel lächelnd nach unten drücke.»Willst du was frühstücken? Ich habe noch Müsli.«
Hendrik zwinkert mir sehr auffällig zu und schiebt die Decke von seinen Beinen.
»Ich kenne mich mittlerweile sehr gut aus, weißt du?«
Schmunzelnd sehe ich ihm noch hinterher, wie er in der Küche verschwindet.
So fühlt es sich also an.Die Klingel holt mich aus meinen Hirngespinsten zurück, weshalb ich flink aufspringe, über den Boden schlittere und mit einem Luftschwung die Tür öffne.
»Hey, Teo.«
Verdutzt zieht er die Brauen zusammen. »Hi. Warum strahlst du so?«
»Tue ich?« Indessen mein bester Freund hinter sich die Tür schließt, laufe ich gelassen zurück ins Wohnzimmer.
»Ne, ohne Witz. Du siehst aus, wie frisch aus einer Verkupplungs-Werbung oder so.«
»Morgen.«
Hendrik lehnt lässig im Durchgang zur Küche und löffelt geräuschlos sein Müsli.
Mein Blick flackert hin und her.
»Oh.«
»Ich hoffe, es stört dich nicht, wenn er hier ist.«
»Genau. Ich muss auch Biologie lernen.«, erwidert Hendrik mit einer aufgesetzten ernsten Miene.
»Nein, alles cool.«Matteo schmunzelt leicht, als er sich an den Tisch setzt und seinen Block rausholt. Zwar hat er die ganze Zeit mit Amira gelernt, trotzdem will er ein Tag vor der Prüfung ebenfalls nochmal das Wichtigste mit mir durchgehen.
Dass Hendrik mich beim Erklären jedoch von der Seite betrachtet, macht die Sache ein Zacken schwieriger.

DU LIEST GERADE
MELANCHOLIE ᵈʳᵘᶜᵏ
Fanfiction"stop stressing over shitty people. or your shitty overthinking." credit; thelakeisfullofblood 2022