⁸ MITTWOCH, 14:34 Uhr

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»und du hast auch keinen Plan, was als nächstes kommen soll?«
Auf dem Bauch liegend ziehe ich mir eins von Matteos Kissen unter das Kinn und blicke durch das Zimmer zu dem Jungen auf dem Sessel. Er schüttelt mit dem Kopf.
»Ich muss eh erstmal die Nachprüfung bestehen.«
»Schaffst du. Du bist schlauer als du denkst.«
»Ach ja?« Belustigt sieht Matteo wieder zu mir.
Ich zucke mit den Schultern. »Ja. Immerhin hast du Biologie geschafft. Für mich war es das schwerste.«

»Hatte ja auch zwei der besten Lehrerinnen. Davon ist eine eine richtige Expertin
»Ich bin keine Expertin. War einfach nur mein Leistungskurs.«

Matteo sieht mich eine Weile an, dann lehnt er sich leicht nach vorne und stützt die Ellenbogen auf die Knie. »Weißt du, was Hendrik am Sonntag zu mir gesagt hat?«
Ein Knäul beginnt sich in meinem Magen zu bilden. Kaum merklich hebe ich den Kopf.
»Was für ein Chaot ich doch wäre?«
»Nope.« Schmunzelnd lehnt er sich zurück und verschränkt die Finger hinter dem Schädel.
»Teo, mach keine Geschichte draus.«

Ein kurzes Lachen, dann öffnet Matteo wieder die Lippen.
»Du hast es ihm anscheinend wirklich angetan. Der Typ hat dich nicht nur ständig beobachtet, sondern auch nur von dir geschwärmt. Er hat mich gefragt, wie du noch nie in einer richtigen Beziehung gewesen sein könntest oder ob ich denn alle Ritter in glänzender Rüstung aus deinem Weg geräumt habe.«

Es verstreichen Sekunden, in denen ich von meinem besten Freund zur Wand schaue und schließlich mein Gesicht in das Kissen unter mir drücke.
                »Doch nicht gut?«
»Doch. Nein. Na ja...«, sage ich gedämpft. Mehrere braune Haarsträhnen fallen vor meine Augen, als ich den Schädel wieder hebe. »Es ist nicht schlecht, aber auch nicht gut. Verstehst du?«
»Ehrlich gesagt? Nö. Ist doch super, wenn er dich auch mag!«
»Aber ich weiß nicht, ob ich ihn mag, Teo!«
»Tilda. Wie oft war er jetzt bitte schon da, als ich zu dir kam. Wie viel Zeit habt ihr bitte miteinander verbracht? Ihr kennt euch keine zwei Monate!«
»Nur weil wir viel Zeit miteinander verbringen, heißt es nicht, dass da etwas zwischen uns laufen sollte.«, erwidere ich mit belegter Stimme.

»Das habe ich auch nicht gemeint. Ich habe dich zum ersten Mal richtig strahlen gesehen. Richtig glücklich, Tilda. Ist doch egal, was ihr seid. Wie ihr die Beziehung zwischen euch definiert. Mach einfach, was du in einem Moment für richtig hältst.«
Nachdenklich sehe ich meinen Gegenüber an, fahre mir mit dem Finger über das Gesicht.
                »Denkst du echt?«
Frustriert, aber mit einem schmalen Lächeln stößt Matteo die Luft aus. »Ja, Man. Wenn du gerne mit ihm Zeit verbringst, dann tue es. Wenn er etwas macht, was du scheiße findest, dann sag es ihm. Sollte er dich zu etwas drängen, kannst du jedoch nichts machen, da ich bereits sein Mord plane, also...«
Schmunzelnd spüre ich, wie sich die tiefe Falte auf meiner Stirn wieder aufzulösen beginnt.
»Du würdest also wirklich für mich töten?«
»Ich würde für dich sogar die Mona Lisa aus'm Louvre klauen.«
Matteo sieht mich etwas ernster an. Nickt. »Vertrau mir. Du hast immer auf mich aufgepasst, ich auf dich. Das ist unser Ding.«
Augenblicklich speichere ich diesen Moment zwischen uns in meiner imaginären Galerie ab.

                Ein Klopfen lässt uns beide zur Tür aufsehen, ehe David mit gehobenen Brauen erscheint.
»Störe ich?«
»Nein. Nicht im Geringsten.«, erwidere ich sofort und gehe ächzend – die alte Frau, die ich doch schon bin – wieder in eine sitzende Position über.
Matteo streckt kaum merklich den Arm aus, als sich David zu ihm beugt und einen kurzen Kuss auf seine Lippen drückt.

»Ich wollte eh gerade gehen.«
»Nein! Bleib doch. Wir könnten Mensch-ärgere-dich oder so spielen.«, sagt David eilig, doch ich lehne dankend ab.
»Schon gut. Ich habe noch etwas vor.«
»Was denn?«
Neugierig hebt Matteo das Kinn.
Als ich meinen Beutel wieder schultere und meine Jacke an mich drücke, schaue ich schmunzelnd in seine Richtung.
»Ich muss meinen Ritter in glänzender Rüstung vor einem Mord bewahren.«

MELANCHOLIE ᵈʳᵘᶜᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt