² MONTAG, 8:14 Uhr

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»Also bist du Freitag auch dabei? Kiki macht jetzt schon total Stress und würde ein Herzinfarkt bekommen, wenn nicht mehr als zehn Leute da sind

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»Also bist du Freitag auch dabei? Kiki macht jetzt schon total Stress und würde ein Herzinfarkt bekommen, wenn nicht mehr als zehn Leute da sind.«
         Hanna hat den Kopf an die Wand unserer Schulflure gelehnt. Erwartungsvoll sieht auch Sam zu mir auf, nickt eifrig. »Amira hat bereits mit mir gesprochen und ich habe auch ihr gesagt, dass ich natürlich dabei bin.«

»Gott sei Dank. Weniger Kiki-Anfälle.«, murmelt Sam in einem Atemzug, weshalb ich schmunzelnd den Henkel meines Rucksacks wieder auf die Schulter schiebe und mich ebenfalls gegen die Wand lehne.
Am liebsten würde ich für die nächste Stunde an diesem Fleck bleiben, denn als nächstes habe ich Englisch und meine Lehrerin kann mich einfach nicht leiden.
Verdammt, ich kann englisch sprechen! Trotzdem knallt sie mir immer nur 9 Notenpunkte rein.

»Tilda!«
Meine Augenlider öffnen sich wieder, ehe Hanna zu meiner Desorientierung in die andere Richtung nickt. Abdi hebt ungeduldig den Arm, wobei die anderen drei Jungs ebenfalls zu uns schauen.
»Pass auf, sonst musst du noch unsere Mädchengeheimnisse verraten. Dann sind sie in Sache Aufreißen unaufhaltsam.«, witzelt das dunkelhaarige Mädchen mir gegenüber, während Hanna nur mit einem Lächeln den Kopf schüttelt.
»Niemals. Bis gleich.«
»Patti wartet schon sehnsüchtig auf dich!«, ruft mir Hanna noch hinterher, weshalb ich im Laufen einen Stinkefinger über meine Schulter hebe.

»Was ist jetzt schon wieder das Problem?«, hake ich zischend nach und sehe von Jonas zu Abdi, welcher weiter zu Matteo schaut. »Der Typ hier sagt, dass du mein Gras hast.«
Eigentlich war er Samstag nur deswegen nochmal abends mit bei mir, doch wir vergaßen es schon wieder.

»Vielleicht.«
»Tilda.«, sagt der Besitzer mit einem warnenden Unterton.
»Was bekomme ich dafür?«
»Ein Date mit Abdi.«, lacht Carlos, bekommt jedoch nur einen dummen Blick von mir.
»Ne, sag einfach. Was verlangst du?«
Nachdenklich sehe ich die Runde an.
Und kann mein Schmunzeln nicht verhindern. »Ihr kommt alle am Freitag zur Abistreichplanung. Ich glaube, dir hat Kiki es bereits eingeschärft?«

Doch auf meine Frage hin, verdreht Carlos nur stöhnend die Augen. Auch die anderen Mitglieder lassen grummelnd den Kopf hängen.
»Kommt schon. Maximal zwei Stunden. Macht doch mal was gemeinnütziges.«
»Wir versuchens.«, raunt Matteo zu meiner linken, weshalb ich ihn dankbar anschaue.
»Danke. Du bist ein Schatz. Hier, nehmt euch ein Beispiel an ihm.«
»Er will einfach schleimen.«, erwidert Jonas mit auseinandergezogenen Mundwinkeln.
»Deswegen ist er auch der sympathischste von euch. Ich muss los. Bis später.«
Kurzzeitig lege ich dem Vorbild die Hand auf die Schulter und kassiere ein träges Lächeln.
    Wenn es so weitergeht, muss ich die Wahrheit doch aus ihm herausquetschen.

Während ich mit beschleunigten Schritten die Stufen zum Raum entlangeile, leuchtet der Bildschirm meines Handys auf. Ungeschickt rutscht mir beim Draufsehen auch noch der Henkel von der Schulter und hätten mich zwei Hände nicht nach vorne gezogen, wäre ich siegessicher im Krankenhaus gelandet.
»Das kannst du bestimmt gerade nicht gebrauchen.«, lacht eine raue Stimme leise, als ich mein Rucksack richtig aufsetze und die Hände an der Strickjacke abwische.
Schweratmend halte ich mir imaginär das Herz.
»Gottes Willen. Immer hinschauen, wo man hinläuft.«

Immer noch perplex sehe ich nach oben und begegne einem schwarzhaarigen Jungen mit Kopfhörern um den Hals.
»Ich danke dir,...«
Ich kenne seinen Namen nicht.
»David.«
»Danke, David. Wirklich.«
»Kein Ding. Versuch einfach beim nächsten Mal die Augen geradeauszurichten.«, lacht er leise.
Peinlich berührt hebe ich einen Daumen in die Höhe. »Dann... Auf Wiedersehen, David.«

»Auf Wiedersehen,...« Indessen er sich bereits die Kopfhörer wieder aufsetzen möchte, hebt er fragend seine Braue. Rückwärtslaufend – nicht gerade vorbildlich, wenn man bedenkt, was gerade passiert ist – gebe ich ihm eine Antwort. »Tilda.«
Er nickt, schmunzelt und läuft in die andere Richtung.

Flink laufe ich weiter und ziehe mein Handy erneut vor. Natürlich nicht, ohne mich vorher versichert zu haben, dass keine Menschenseele in meiner Schusslinie steht.
Das Schul-WLAN ist zwar so respektvoll, dass es alle Apps bedient, trotzdem ist das Öffnen meistens eine andere Sache.

Instagram. Irgendein Username und will dir eine Privatnachricht schicken. Annehmen/...

Als ich den Unterrichtsraum betrete, sitzen die meisten bereits an ihren Plätzen. Patti – die geliebte Lehrerin – sieht nur ganz kurz zu mir auf.

»Sie sieht doch bereits schon wieder so aus, als will sie mich foltern.«, raune ich mit belegter Stimme und pfeffere meine Sachen auf den Stuhl neben Hanna.
»Wenn sie die Mistgabel rausholt, werfe ich mich schützend vor dich.«

Der Stuhl gibt ein schabendes Geräusch von sich als ich näher an den Tisch rücke und mein Handy hinter die Federmappe lege.
»Du bist mein Ritter in schillernder Rüstung.«, flüstere ich lächelnd.

»So, Privatgespräche einstellen. Auch du Tilda, denn wir wollen anfangen.«
Patti erhebt sich schwer von ihrem Stuhl und während sie zur Tür geht, um sie zu schließen, hebe ich unschuldig die Hände in die Höhe. Verdutzt sehe ich Hanna an, die nur grinsend den Blick abwendet.

MELANCHOLIE ᵈʳᵘᶜᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt