Ich seufzte und spielte ein wenig mit den Haaren auf seiner Brust.
„Wollen wir baden oder lieber hier liegen bleiben?", fragte ich und strich weiter über seine Brust, zupfte ab und zu spielerisch an dem leichten Pelz.
„Baden", sagte er, ich drückte einen Kuss auf seine Schulter und stand auf.
Er blieb noch liegen, immerhin musste ich zuerst Wasser einlassen. Hoffentlich schlief er nicht ein.
Ich goss Lavendelbadezusatz in die Wanne, stellte das Wasser auf 46°C und stellte es an. Ein paar Minuten konnte ich es schon sich selbst überlassen, also ging ich wieder zurück zum Bett.
„Na du."
„Hi"
„Ich dachte, gegen Lavendel hast du bestimmt nichts. Kommst du mit?"
„Wenn du mich so nett bittest."
Er stand auf und ich nahm seine Hand, verschränkte unsere Finger miteinander.
Wir hatten herausgefunden, dass diese Zweisamkeit uns beiden guttat und positive Auswirkungen auf die folgende Sitzung hatte.
Er war dann immer so dankbar für meine Freundlichkeit, dass er sich mir noch mehr unterwarf. Und ich genoss die größere Macht, die mir das gab.
„So, rein mit dir. Wenn es zu heiß ist, sag Bescheid."
„Es geht noch. Du warst nur sehr gemein."
„Ich weiß. Und es tut mir kein bisschen leid."
„Ist mir schon klar. Und böse drum bin ich auch nicht."
Ich folgte ihm ins heiße Wasser, nahm einen weichen Schwamm, und wusch ihn.
„Wie geht es dir sonst?", fragte ich, küsste sanft seine Schulter, seinen Nacken und lehnte mich an ihn. „Zu Hause alles in Ordnung?"
„Meinem Sohn geht es nicht so gut. Das Studium wird ihm zu viel und er möchte sich ein Urlaubssemester nehmen. Ich habe gesagt, er soll machen, was ihn glücklich macht, aber ... ich mache mir Sorgen um ihn."
„Verstehe ich. Und in deiner Firma?"
„Läuft es gut." Er seufzte. „Ich habe Kai auch schon gesagt, dass er gerne in meinem Betrieb anfangen kann, aber eigentlich wissen wir beide, dass die Arbeit nichts für ihn ist. Zu eintönig, zu trocken."
„Hast du schon mal überlegt, ihn zu ermuntern, Visagist zu werden? Oder er kann bei mir arbeiten, im Café oder auf dem Hof. Vielleicht tut es ihm gut, mal rauszukommen. Und wenn Little Ireland weiter so gut läuft, könnte ich expandieren und noch einen Stripclub aufmachen. Dann brauche ich auf jeden Fall einen Visagisten."
Er lachte leise.
„Wenn alle Stricke reißen, komme ich darauf zurück. Schauen wir erst mal, wie es weitergeht."
Er drehte sich zu mir um und nahm mich in die Arme.
„Es ist jedenfalls schön, ab und zu bei dir alles vergessen zu können und mich einfach fallen zu lassen. Danke dafür. Ich weiß, dass es nur eine Dienstleistung ist, aber ..."
„Aber ich bin auf längere Sicht günstiger als eine Therapeutin. Hey, du kriegst im Café immer ein Stück Kuchen und ein Heißgetränk aufs Haus, vergiss das nicht. Manchmal hilft sowas schon Wunder."
„Das werde ich auch gleich in Anspruch nehmen. Aber erst möchte ich dich noch ein bisschen festhalten, wenn ich darf."
Ich schlang meine Arme um ihn und presste meinen Körper an seinen, spürte seinen Herzschlag an meiner Brust.
Ich genoss es, ihm Schmerzen zuzufügen, meine Macht auszunutzen, aber das hier war immer etwas Besonderes. Es war irgendwie viel intimer als unsere Spielzeiten, obwohl er sich vorher bereitwillig in meine Hände gab, damit ich mit ihm machte, was ich wollte.
Aber vielleicht machte das unsere gemeinsame Zeit auch deswegen so gut. Weil er mich mochte und mir vertraute.
„Würdest du mich eine Weile allein lassen?", fragte er da und stellte das Wasser ab. „Ich würde gerne ein wenig meinen Gedanken nachhängen und die letzten Stunden richtg abspeichern. In meinem Alter macht das Gehirn manchmal nicht mehr das, was es sollte."
„Ach, komm. Übertreib nicht."
Trotzdem löste ich mich von ihm, nahm mir ein Handtuch und trocknete mich ab.
„Soll ich auf dich warten oder kommst du zu mir ins Café für deinen kostenlosen Kuchen?"
„Café."
„Okay. Dann bis später. Und lass dir Zeit, okay?"
„Immer."
Ich verließ das Badezimmer und zog mich an, Jeans und T-Shirt, damit ich auf dem Hof kein Aufsehen erregte.
Dieser Hof lebte von seiner Diskretion.
Auf dem Weg band ich meine Haare zusammen und versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, welcher Tätigkeit ich eben noch nachgegangen war.
Wenn meine Hilfe im Café nicht gebraucht wurde, würde ich mich in mein Büro zurückziehen, Termine sortieren und die nächsten Events planen.
Als ich das Feld zwischen meinem SM-Domizil und dem Bauernhof überquerte, atmete ich tief ein. Dieser Ort hier war einfach perfekt. Little Ireland. Ein kleines Stück vom Paradies.
Jeder, der hierher fand, wusste sofort, dass das nicht nur leere Worte aus einer Werbebroschüre waren, sondern dass es wirklich so war.
Es war ruhig, friedlich, die Luft sauber, überall grünte und blühte es – und im Winter verwandelten wir alles in ein Weihnachtswunderland.
„Trinity!" Cora kam mir entgegen, einen Stapel Papier in der Hand. „Kannst du die Buchungen fertig machen? Ich habe gleich einen Kunden!"
„Klar, mache ich."
Ich nahm die Blätter entgegen und bog ab zu unserem Haupthaus, in dem sich unser Büro sowie die Ferienzimmer für Nicht-Spielgäste befanden. Die ganze Bürokratie konnten wir hier erledigen, aber unsere Telefongespräche führten wir lieber woanders, falls doch mal ein Gast auf die Idee kommen sollte, zu lauschen.
Ich schloss die Tür auf und ging in mein Büro.
Wir hatten ein altes Fachwerkhaus so hergerichtet, dass es den modernen Anforderungen entsprach, aber immer noch genauso gemütlich war wie vor dreihundert Jahren.
Mit diesem Objekt hatte ich wirklich einen Glücksgriff getan – und noch mehr mit meinem Team. Eigentlich lebte ich hier meinen großen Traum, machte Menschen glücklich, half Tieren und konnte gärtnern, wenn ich wollte. Eigentlich war es zu schön, um wahr zu sein.
Ich setzte mich an meinen Schreibtisch, schob die Topfpflanzen ein wenig beiseite, um genug Platz zu haben, und begann, die Buchungen zu lesen.
Obwohl eigentlich alles elektronisch ablief, druckten wir immer noch alles aus und bearbeiteten viel händisch. Dieses Altmodische gefiel uns und hatte uns auch schon manches Mal das Leben gerettet, wenn jemand versehentlich E-Mails gelöscht hatte. Außerdem versprach der postalische Weg natürlich auch mehr Diskretion.
Ich überflog die Blätter und sortierte grob in Anfragen nach SM-Urlaub, neuen Kunden und Nicht-Spielurlaub, wovon es dieses Mal überraschend wenig gab. Normalerweise überwogen diese Buchungen, aber vielleicht zog es die Menschen dieses Jahr einfach mal wieder in die Ferne. Dafür gab es jede Menge Neukundinnen und Neukunden.
Wir alle stellten uns auf unserer Webpräsenz mit einem Steckbrief vor, inklusive unserer bevorzugten Leistungen und allem, was wir nicht taten, damit sich alle möglichst schnell ihren Kontakt heraussuchen konnten.
Die erste Aufnahme fand immer über den Postweg statt, danach stiegen die meisten auf Messenger um.
Ich blätterte die Bewerbungen durch und sortierte sie. Für mich waren auch zwei dabei, ein Mann und eine Frau, die sich beide recht schnell einen Termin wünschten.Weil solche Kunden bei mir immer Priorität hatten, suchte ich meinen Terminkalender heraus und schaute, wann ich Zeit hatte. Immerhin mussten beide nur eine knappe Woche warten, obwohl ich zwischendurch sicher immer mal wieder mit ihnen sprechen würde, um ein wenig mehr über sie zu erfahren. Ein erstes Beschnüffeln, damit die erste Sitzung keine riesige Enttäuschung wurde.
Nachdem ich an beide eine Mail rausgeschickt hatte, trug ich die anderen Anfragen in unseren Terminkalender ein und blockierte die Daten für die Studios und Wohnungen.
Gerade, als ich die Buchungsbestätigungen rausschicken wollte, kam Andre ins Büro.
„Richard fragt nach dir. Er sitzt im Café und wollte sich von dir verabschieden. Gehst du hin?"
„Klar. Danke für die Info."
Ich heftete die Zettel ab und machte mich auf den Weg zum Café.
Um diese Uhrzeit war nicht mehr so viel los, der große Ansturm war schon vorbei. Über Kundenmangel konnten wir uns wirklich nicht beklagen, obwohl wir fast eine Stunde von der nächsten größeren Stadt entfernt waren.
Für unsere Mitarbeiter, die nicht pendeln wollten, gab es die Möglichkeit, hier auf dem Hof zu leben, was vor allem diejenigen betraf, die sich um die Bewirtschaftung und die Versorgung der Tiere kümmerten.
Da war es immer besser, wenn im Notfall jemand vor Ort war. Eigene Häuser konnte ich ihnen zwar nicht bauen, dafür gab es eigene Wohnungen zu günstigen Konditionen.
Leisten konnten wir uns das dadurch, dass unsere Arbeit tatsächlich sehr gefragt und dadurch sehr gut bezahlt war.
„Hey", sagte ich, als ich mich zu Richard an den Tisch setzte. „Alles gut?"
„Ich liebe deine Badewanne", sagte er leise, damit niemand versehentlich etwas hörte. „Irgendwann baue ich mir auch so eine ein."
„Das sagst du auch jedes Mal."
„Es stimmt auch jedes Mal. Irgendwann mache ich das."
„Magst du dir gleich einen neuen Termin machen? Oder meldest du dich spontan?"
„Spontan ist besser. Wer weiß, was noch alles dazwischenkommt. Aber ich würde mich freuen, wenn du mich in unserem regelmäßigen Turnus unverbindlich vormerken könntest."
„Klar", versprach ich und drückte kurz seine Hand. „Dann sehen wir uns in acht Wochen hoffentlich wieder. Wenn irgendwas sein sollte, melde dich."
Ich stand auf, lächelte Richard noch ein Mal an, und verließ dann das Café.
Der Tag war viel zu schön, um ihn ohne Not in geschlossenen Räumen zu verbringen.
Vor fünf Jahren hatte ich dieses Anwesen erworben, aber ich war der Idylle noch lange nicht müde geworden. Würde es vermutlich auch nie werden. Das war ein Platz, um alt zu werden.
Das Einzige, worauf man hier eigentlich aufpassen musste, waren die kleinen bis mittelgroßen Tiere, die frei herumliefen. Es kam häufig vor, dass man fast über ein Huhn stolperte oder aus dem Hinterhalt von einer Ziege angeknabbert wurde. Aber das waren Gefahren, mit denen man durchaus leben konnte. Und zumindest die Besucher fanden es recht charmant.
Etwas stupste mich von der Seite an.
„Hallo, Lisa", sagte ich und kraulte die Ziege zwischen den Hörnern. „Wenn du was zu fressen willst, musst du dir jemand anderen suchen. Ich habe nichts."
Lisa meckerte mich vorwurfsvoll an, ließ sich jedoch weiter streicheln – zumindest, bis sie das Rascheln einer Papiertüte hörte. Gegen Futter kamen auch die besten Streicheleinheiten nicht an.

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Little Ireland
Roman d'amourTrinity betreibt als FemDom einen Bauernhof mit angeschlossenem BDSM-Domizil. Ihr Leben gerät komplett aus den Fugen, als sie sich in einen ihrer Kunden verliebt, der ein düsteres Geheimnis in sich trägt ...