„Es stimmt auch jedes Mal. Irgendwann mache ich das."
„Magst du dir gleich einen neuen Termin machen? Oder meldest du dich spontan?"
„Spontan ist besser. Wer weiß, was noch alles dazwischenkommt. Aber ich würde mich freuen, wenn du mich in unserem regelmäßigen Turnus unverbindlich vormerken könntest."
„Klar", versprach ich und drückte kurz seine Hand. „Dann sehen wir uns in acht Wochen hoffentlich wieder. Wenn irgendwas sein sollte, melde dich."
Ich stand auf, lächelte Richard noch ein Mal an, und verließ dann das Café.
Der Tag war viel zu schön, um ihn ohne Not in geschlossenen Räumen zu verbringen.
Vor fünf Jahren hatte ich dieses Anwesen erworben, aber ich war der Idylle noch lange nicht müde geworden. Würde es vermutlich auch nie werden. Das war ein Platz, um alt zu werden.
Das Einzige, worauf man hier eigentlich aufpassen musste, waren die kleinen bis mittelgroßen Tiere, die frei herumliefen. Es kam häufig vor, dass man fast über ein Huhn stolperte oder aus dem Hinterhalt von einer Ziege angeknabbert wurde. Aber das waren Gefahren, mit denen man durchaus leben konnte. Und zumindest die Besucher fanden es recht charmant.
Etwas stupste mich von der Seite an.
„Hallo, Lisa", sagte ich und kraulte die Ziege zwischen den Hörnern. „Wenn du was zu fressen willst, musst du dir jemand anderen suchen. Ich habe nichts."
Lisa meckerte mich vorwurfsvoll an, ließ sich jedoch weiter streicheln – zumindest, bis sie das Rascheln einer Papiertüte hörte. Gegen Futter kamen auch die besten Streicheleinheiten nicht an.
Ich setzte meinen Weg zu den Koppeln und Gärten fort und genoss die Spätsommersonne auf meiner Haut.
Wenn nur die ganze Welt so wäre wie dieser Ort, an dem jeder darauf achtete, dass es seinen Mitgeschöpfen gut ging – auch, wenn es von außen manchmal vielleicht nicht diesen Anschein machen könnte.
Die Äpfel mussten bald reif sein, wenn sie es nicht schon waren. Die letzten Wochen waren warm und sonnig gewesen, die Ernte würde sicher süß werden. Was wiederum guten Saft und guten Wein versprach.
Ja, das hier war wirklich mein ganz eigenes Paradies.
„Hey, Trin."
„Ja, Andre?"
„Ich wollte nur sagen, dass dein Studio wieder sauber ist. Und dass es bald Abendessen gibt."
„Kannst du mir was aufheben? Eigentlich wollte ich nur noch kurz spazieren gehen und mich dann noch mal hinlegen. Ich habe heute eine Nachtschicht."
„Dein Jonathan Harker?"
„Genau der. Ich muss mich noch in mein Vampirella-Outfit zwängen können, also gibt es für mich wohl einen Mitternachtsimbiss."
„Wenn dein Kunde mal an jemand anderem interessiert sein sollte oder Interesse an einem Dreier hat, melde dich bei mir. Ich bin neugierig."
„Du meinst Jonathan Harker, Vampirella und Dracula?"
Andre grinste mich an.
„Ganz genau. Vampirella darf mich sogar verhauen, wenn sie das möchte."
Ich grinste zurück.
„In deinen Träumen, Andre. Wir wissen doch beide, dass du und ich nicht kompatibel sind. Aber ich frage Harker gerne mal, ob er an Dracula Interesse hat."
„Ich geh dann mal in der Küche Bescheid sagen. Dir viel Spaß nachher. Und schlaf vielleicht vorher eine Runde, damit du nicht aussiehst wie ein Vampir-Waschbär."
„Ich überlege mir das mit dem Verhauen noch mal!", drohte ich und Andre sah zu, dass er das Weite suchte.
Meinen Spaziergang würde ich auf jeden Fall noch beenden, ein paar Tiere streicheln und dann wirklich schlafen gehen. Die Session mit Richard war anstrengend gewesen und bei Jonathan Harker musste ich mich noch mehr konzentrieren, um nicht aus meiner Rolle zu fallen. Außerdem brauchte die Vorbereitung auf Vampirella Zeit, weil ich mir noch spitze Eckzähne einkleben musste, um Jonathan möglichst schmerzhaft beißen zu können.
Als ich schließlich zur Pferdekoppel kam, trabten meine Lieblinge schon auf mich zu, obwohl dieses Mal keinerlei Leckerli bei mir hatte.
„Hallo, meine schönen", sagte ich und kraulte jedem der drei liebevoll durch die Mähne. „Hattet ihr einen schönen Tag?"
Wenn ich daran dachte, aus welchen Verhältnissen ich die Pferde geholt hatte, war die Antwort eigentlich klar, da war jeder Tag schöner als das. Hier mussten sie nur ab und zu Kinder über sich ergehen lassen, die gerne einen Spazierritt machen wollten, wurden aber nicht mehr auf Leistung gedrillt. Die meisten von ihnen waren ohnehin dadurch unreitbar geworden.
Aber hier hatten sie ein gutes Leben, wurden versorgt, durften raus und wurden gestreichelt. Da sollte noch mal jemand sagen, Sexarbeit wäre unmoralisch.
„Ich muss wieder los, ihr drei. Bis morgen."
Da hatte ich wenigstens frei und konnte mit ihnen spazieren gehen. Mir fehlte das schon ein wenig, wenn ich viel zu tun hatte, dieser Ausgleich, einfach mal meinen Gedanken nachhängen und nicht immer überlegt und konzentriert sein.
Jetzt nur noch einen kleinen Umweg zu den Rindern und dann zurück in meine Wohnung. Am liebsten hätte ich irgendwann noch Wisente aufgenommen, aber bisher musste ich mich noch mit normalen Hochlandrindern, Milchkühen und Wasserbüffeln begnügen.
Die hatten es natürlich auch nötiger, und wenigstens die schottischen Hochlandrinder waren wuschelig und flauschig, aber trotzdem. Wisente würden irgendwann auch noch kommen.
Die Rinder zeigten leider weit weniger Interesse an mir als die Pferde, sodass es ein kurzer Besuch wurde. Umso besser für meinen Schönheitsschlaf.
Ich nahm den Hintereingang in das Wohnhaus, weil ich gerade keine Lust auf Gesrpäche mit Besuchern hatte, und stieg die Treppen nach oben zu meiner Wohnung.
Ich hatte darauf verzichtet, das Dachgeschoss auszubauen, im Sommer würde es einfach nur heiß dort werden.
Die Wohnung war groß, über 100 qm, und hell und freundlich eingerichtet. Mit Dungeons hatte ich schon in meinem Job genug zu tun, da sollte mein privates Umfeld nicht auch noch so aussehen. Wir hatten zwar auch „Romantik-Suites", die ich auch ab und zu nutzte, aber es war mir wichtig, mich in meiner Freizeit so gut wie möglich abzugrenzen.
Ich zog mich aus, ließ meine Klamotten einfach auf dem Boden liegen und fiel ins Bett. Den Wecker konnte ich mir gerade noch so stellen, aber die Session mit Richard machte sich gerade sehr bemerkbar und ich schlief mit dem Handy in der Hand ein.
Als ich aufwachte, war es draußen dunkel und still, es war schließlich auch schon 21 Uhr. Zwei Stunden hatte ich noch, um mich vorzubereiten, also stand ich auf und ging unter die Dusche.
Auf Kaffee verzichtete ich, Wasser musste reichen. Ich wollte nicht dauernd die Session unterbrechen müssen.
Nach meinem kargen „Frühstück" nahm ich meine Vampirkostümierung aus dem Schrank und zog mich an.
Samt und Leder waren zwar keine Materialien, mit denen ich mich wirklich anfreunden konnte, was Kleidung anging, aber der Kunde war König und ich war die letzte Domina bei uns, die er ausprobiert hatte und bisher lief es eigentlich ganz gut.
Vor meiner Kosmetikkommode setzte ich mir die Eckzähne ein und schminkte mich, die Lippen natürlich blutrot.
Der Anblick war jedes Mal aufs Neue gewöhnungsbedürftig, aber egal.
Ich huschte über den Hof zurück ins Studio und wartete dort auf meinen Kunden. Er wünschte sich, von mir überfallen zu werden, wie das Vampire mit ihrer Beute eben taten.
Ich hatte das Licht gedimmt und alles, was ich brauchte, bereitgelegt. Wir würden uns nicht wirklich darüber unterhalten, was er wollte, das hatten wir vorher sehr deutlich besprochen. Und falls es wirklich etwas gab, das ihm zu viel wurde, hatten wir unseren vereinbarten Code.
Ich hörte, wie die Tür ins Schloss fiel und jemand durch den Raum ging.
Jonathan Harker war da.
„Wer wagt sich in mein Reich?", rief ich aus meiner dunklen Ecke, ohne mich zu zeigen. „Wünschst du zu leben oder zu sterben?"
„Zeig dich!", rief Jonathan, aber ich blieb, wo ich war, bereitete nur meine Seile vor, mit denen ich ihn gleich fesseln würde.
Vampirella war natürlich nicht ganz richtig, Jonathan Harker hatte eine Fantasie von Draculas Bräuten. Aber Vampirella klang schöner.
Ich antwortete ihm nicht, drehte nur das Licht noch etwas weiter herunter, bevor ich ihn aus meiner Deckung anfiel und überwältigte.
Jonathan wehrte sich erbittert, doch ich spürte seinen harten Schwanz an meinem Bein und wusste, dass das hier genau das war, was er wollte.
„Du Biest der Nacht wirst mich nicht zu deinem Eigen machen!"
Ich fauchte, drehte seine Arme auf den Rücken und fesselte seine Hände, bevor ich sein Hemd über die Schultern nach unten zog.
Ich wusste, dass die Knöpfe extra lose angenäht waren, nachdem ich nach der ersten Sitzung meine Bedenken geäußert hatte.
Jonathans Füße waren zwar noch frei und er trat nach mir, um mich loszuwerden, aber ich schaffte es, mich auf seine Beine zu setzen und seinen Kopf auf den Boden zu drücken.
„Wer mein Reich betritt, ist mein Eigentum", wisperte ich an seinem Ohr. „Ihr gehört mir und ich verfüge über Euch, wie es mir beliebt. Wenn ich trinken will, trinke ich. Wenn mich meine Lust befriedigen will, werde ich Euch dafür benutzen. Ihr seid nun mein Sklave. Gebt Euren Willen auf."
Jonathan war einer der wenigen Kunden, mit denen ich ab und zu Sex hatte, wenn mir danach war. Zuerst hatte ich gezögert, aber irgendwo gehörte es zu dieser Fantasie dazu. Und wenn ich keine Lust auf Sex hatte, kam „Dracula", um Jonathan vor der gierigen Vampirella zu retten.
Von Jonathan kam nur ein gedämpftes Ächzen, denn ich drückte seinen Kopf so fest auf den Boden, dass er nichts sagen konnte.
Ich stieg von ihm herunter, packte seinen Hemdkragen und riss ihn auf die Füße, damit er hinter mir her zum Bett stolperte.
Als er versuchte, sich aus meinem Griff zu befreien, ohrfeigte ich ihn so hart, dass meine Hand brannte.
„Eigentum", erinnerte ich ihn und zeigte meine Fangzähne. Ich würde sie schon früh genug einsetzen, für jetzt sollte der bloße Anblick reichen.
„Mein Herrr ist nicht hier, um dich zu beschützen."
Unbewusst war ich ins Du gewechselt und hoffte, dass es die Stimmung nicht zerstörte.
„Ich werde Euch nie gehören!"
„Aber das tut Ihr doch schon längst."
Glück gehabt.
Ich stieß ihn grob auf die Matratze, löste seine Hände voneinander und befestigte die Seile in den Ösen an einer Stange über dem Bett, bevor ich seine Beine spreizte und die Knöchel an den Bettpfosten festband.
Seine Klamotten würden den Abend wahrscheinlich nicht unbeschadet überstehen, aber auch das war abgesprochen.
„Weiche von mir, du Hure Satans!"
Ich hatte zum Glück daran gedacht, mir die künstlichen Fingernägel anzukleben, die richtig wehtun konnten.
Ich kratzte über Jonathans Brust und entlockte ihm einen schmerzerfüllten Schrei. Ins Schwimmbad sollte er die nächsten zwei Tage erst mal nicht gehen.
„Wieso tötet Ihr mich nicht sofort? Was spielt Ihr mit mir wie eine Katze mit der Maus?"
„Miau", schnurrte ich an seinem Ohr und zog einen Fingernagel langsam über seine Wange. „Ich bin die Königin der Nacht und eine Jägerin. Mit meiner Beute möchte ich Spaß haben. Was nutzt mir da Euer Tod?"
Ich kroch um ihn herum, um ihm ins Gesicht schauen zu können.
„Mein armer Sterblicher, so leichtfertig in die Falle gegangen ... jetzt gehört Ihr mir. Für immer."
Andre wusste zumindest im Ansatz, wie meine Sessions mit Jonathan Harker abliefen, mein Equipment hatte er mir schon zurechtgelegt. Ich musste nur noch die Peitschen, die ich wollte, vom Bettrahmen lösen.
Ich kannte Jonathan mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass es ihm um den puren Schmerz und das Gefühl der Überwältigung ging, das komplette ausgeliefert sein. Er war auch einer der Kunden, die ich immer am meisten auffangen musste, meist trafen wir uns am Tag danach noch mal und unterhielten uns länger bei einem Kaffee oder einem Spaziergang. Tageslicht war dann besonders wichtig, gerade auch Sonnenschein. Er brauchte diesen Kontrast zwischen mir und Vampirella. Für ihn mussten diese Nächte immer böse Alpträume bleiben, weil er sich vor seinen Fantasien fürchtete.
„Ich könnte Euch zu einem der meinen machen", flüsterte ich an seinem Hals und bleckte die Zähne, bevor ich mit der Zungenspitze langsam seine Halsschlagader entlangglitt.
Ich schmeckte den salzigen Schweiß, spürte, wie sein Puls raste. Er war nicht bereit, sich mir einfach so zu ergeben und mich machte diese Herausforderung mehr als an.
Sanft drückte ich meine Eckzähne in die zarte Haut an seinem Hals und spürte, wie ich feucht wurde, als Jonathan an seinen Fesseln zerrte und es nicht schaffte, sich zu befreien. Ich war einfach zu gut im Fesseln.
„Vergebene Liebesmüh. Schont lieber Eure Kräfte, Ihr werdet sie als mein Sklave brauchen ..."
Mit wenigen Handgriffen riss ich Jonathan das Hemd vom Körpter, bedauerte kurz die
Materialverschwendung, und widmete mich dann wieder ganz unserem Spiel.
Jonathan war muskolös und ich nahm mir ein paar Sekunden, das Spiel seiner Muskeln unter der Haut zu beobachten, mir vorzustellen, wo verschiedene Nerven entlanggingen und die Adern waren.
Ich war eine Vampirella. Irgendwann musste Blut fließen und ich wollte nicht zwei Mal die gleiche Stelle nehmen, um keine Routine einkehren zu lassen.
„Ihr werdet mein persönlicher Sklave. Nur zuständig für meine Bedürfnisse", sagte ich, strich sanft über seinen Rippenbogen und genoss die Gänsehaut, die meine Berührung hinterließ. „Vielleicht lasse ich meinen Herrn von Euch trinken, um mich ihm noch verbundener zu fühlen. Aber sonst seid Ihr mein."
„Niemals!"
Ich grub meine Fingernägel in seine Wangen.
„Ein Sklave widerspricht seiner Herrin nicht, habt Ihr verstanden? Ihr seid mein, und ich mache mit Euch, was ich will! Ihr kanntet die Konsequenzen, als Ihr mein Reich betratet!"
„Ich bin nicht Euer Sklave!"
Er versuchte, sich loszureißen, doch ich hielt ihn fest und presste meine Lippen auf seine.
Es war kein richtiger Kuss, aber es zeigte Jonathan, wo sein Platz war.
Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was jetzt kam – Schmerz. Ich begann mit einem mit Leder umwickelten Rohrstock.
Es ging hier nicht um Lust, nicht primär, sondern darum, dass er wollte, dass man seinen Willen brach. Ihn versklavte.
Der Stock traf die Muskelpartien in seinem oberen Rücken und Jonathan schrie auf.
„Ich kann mit Euch tun, was ich will. Niemand ist hier, um Euch zu helfen."
Zwei Schläge, drei, vier, fünf, aber er wehrte sich immer noch. Der Stock war wohl zu sanft, denn ich musste dafür sorgen, dass Jonathan erschöpft in den Seilen hing.
Ich wechselte auf eine gewöhnliche Lederpeitsche, die zwar mehr Platz erforderte, vielleicht aber effektiver war.
Vampirella war im Blutrausch und achtete nicht darauf, ob die Schmerzen, die sie ihrem Sklaven zufügte, vielleicht zu stark waren. Das war der gefährliche Part an diesem Spiel, ich musste immer darauf achten, mich nicht zu sehr gehen zu lassen. Es ging um Jonathan und am Ende unserer Session sollte es ihm gut gehen und er nicht krankenhausreif sein.
„Wisst Ihr jetzt, wo Euer Platz ist?", fragte ich, als Jonathans Rücken übersät war von dicken, roten Striemen.
![](https://img.wattpad.com/cover/325766054-288-k409145.jpg)
DU LIEST GERADE
Little Ireland
RomantizmTrinity betreibt als FemDom einen Bauernhof mit angeschlossenem BDSM-Domizil. Ihr Leben gerät komplett aus den Fugen, als sie sich in einen ihrer Kunden verliebt, der ein düsteres Geheimnis in sich trägt ...