*Amelie*
Der Schrei, der sich meine Kehle hinauf gebahnt hatte, klang in der Stille des Waldes nach. Ich sah nur ein orangerotes Glimmen vor mir, spürte seine Hitze und musste wohl auf die Knie gefallen sein. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen, schmeckte sie salzigen Tränen, die sich ihren Weg über meine Wangen bahnten und konnte nicht fassen, welch eine grauenvolle Szene sich vor mir abspielte. Ich hatte alles um mich herum vergessen, nichts hatte Raum und Platz zu existieren. Grob wurde ich auf die Füße gezerrt, ach ja, da war doch noch etwas. „Komm mein Püppchen, du kannst ihm nicht mehr helfen, er ist TOT!"
Nein, ich wollte das nicht hören, ich wollte das alles hier nicht mehr. Ich muss fliehen, soweit mich meine Füße tragen können. Ich muss hier weg. Ich zerrte an meinem Arm, doch er packte noch fester zu. Dieser widerliche Kerl, was hat er bloß vor? „LASS MICH LOS, DU WIDERLING!"
„Na na, meine Schönheit, du kommst mit mir. Du kannst mir nicht entkommen, ich hab noch so einiges mit dir vor!", säuselte er nahe an meinem Gesicht.
„Einen Scheiß wirst du!" Ich zerrte kräftiger, stemmte meine Beine in den Waldboden, meine Fußsohlen brannten, etwas Warmes sickerte in die Erde, ich muss mich verletzt haben. Doch es schmerzte nicht, niemals konnte etwas mehr schmerzen als Eljas zu verlieren. Daher tat ich das, was ich schon längst hätte tun sollen, ich wehrte mich und teilte aus, der wird sich wünschen, Amelie Sinclair nie getroffen zu haben. Ich fasste an meinen Pferdeschwanz, zog die Schraube hervor, packte sie und fuchtelte zuerst unbeholfen herum, bis ich einen Aufschrei vernahm. „AHH, du blöde Schlampe." Er ließ mich los, ich trat vorsichtig einige Schritte von ihm weg, wog ab in welche Richtung ich rennen sollte. Noch bevor ich mich überhaupt entscheiden konnte, war er wieder bei mir. Ich sah den blutigen Schnitt in seinem Gesicht, triumphierend lächelte ich. Doch das Lächeln verschwand, als er mich an sich zog, Nase an Nase standen wir da.
„Das wirst du bereuen, Püppchen. Dich zu brechen, wird mir Freude machen. Und niemand da, der dich rettet." In seinen Augen glomm der pure Wahnsinn. Der Typ ist wohl als Baby zu oft vom Wickeltisch gefallen. Ich geb nicht auf und brechen wird er mich auch nicht. Ich holte tief Luft und spuckte ihm ins Gesicht. Ohne ein weiteres Wort presste er mich an sich, konnte seine Erregung spüren, der ist doch durch geknallt, das macht ihn geil? Ein Ekelschauder überrollte mich, bevor ich seine Lippen auf meinen spürte. Er hielt mich wie in einem Schraubstock gefangen, presste sich, je mehr ich mich wehrte, enger an mich.
Ich presste mein Kiefer zusammen, doch er bohrte mir seinen Finger unterhalb des Kiefers in die Seite, es schmerzte und pochte, doch wie automatisch öffnete ich den Mund ein Stück, ohne dass ich es wollte. Seine Zunge glitt in mich, heißer fauliger Atem stieg mir in die Nase. Es stimmt wohl, dass wenn du jemanden nicht riechen kannst, es dann auch sprichwörtlich tust. Die ganze Zeit über strampelte ich, schlug um mich oder zumindest versuchte es. Er ließ einfach nicht von mir ab, bis ich etwas hörte, das mein Herz zum Stillstand brachte. „LASS MEIN MÄDCHEN SOFORT LOS DU BASTARD!"
Flinn ließ ein Stückchen von mir ab, jedoch nicht genug um mich freizugeben, drehte mich in seinen Armen um und nun konnte ich ihn sehen. Er sah aus wie ein Engel, ein Racheengel. Blutverkrustet und Asche überseht, keine Sekunde konnte ich den Blick von ihm wenden. Er war am Leben, er war noch da. Wieder liefen mir Tränen über die Wangen, doch diesmal war es vor Glück und Freude. Ich liebte ihn und das war ja eigentlich schon klar, noch bevor er mit mir schlief, aber in diesem Moment wusste ich, wir würden alles schaffen.
„HAST DU MICH NICHT VERSTANDEN?" Ein tiefes Grollen bahnte sich den Weg seine Kehle hoch. Seine Augen funkelten, so dunkel und mordlüstern hatte ich sie noch nie gesehen. Doch Flinn hatte nicht vor, mich gehen zu lassen. Er drückte mich an sich, rieb seinen erigierten Schwanz an meinen Hintern und stöhnte auf. Er nahm noch einen tiefen Atemzug. Schnüffelt der etwa an mir? Was für ein Ekelpaket. „Bist du denn nicht tot zu bekommen? Du bist schlimmer als jede Plage!" Ich hörte es, er war wütend, rasend. Sein Griff um mich fest, ging er rückwärts, in den Wald hinein. Eljas folgte uns, mit festen Schritten.
„Bleib stehen Junge! Ich sage es dir nicht noch einmal!" Etwas blitzte auf und nun hatte ich auch noch ein Messer an der Kehle sitzen. Kann der Typ mich nicht loslassen und verschwinden? „Ich sage es nicht noch einmal!", meinte er mit vor Wut zitternder Stimme. Er drückte leicht zu, ich spürte wie er die Haut ritzte, Blut quoll hervor und rann sanft meinen Hals hinab. Eljas der es jetzt besser sehen konnte, weitete für einige Sekunden vor Schreck seine Augen und blieb stehen. Fing sich aber schnell wieder und setzte eine harte Miene auf.
„Du wirst genau da stehen bleiben und uns verschwinden lassen, oder willst du unbedingt sehen, wie sie in ihrem eigenen Blut erstickt?", fragte Flinn drohend. Er erwiderte nichts, starrte nur auf die Szene, die sich vor ihm abspielte, ich bemerkte, wie er die Hände zu Fäusten ballte. Er hat noch immer keinen Ton gesagt.
„Gut, wir verschwinden jetzt von hier und du bekommst mein Versprechen, dass ich sie nicht gleich umbringe, bevor ich sie einmal probiert habe. Diese zarte Haut, dieser köstliche Mund, was bloß ihre Muschi alles aufnehmen kann", sprach dieser Abschaum träumerisch und blickte dabei unablässig Eljas an.
Jetzt verlor er endgültig die Fassung! „DAS WIRST DU NICHT! LASS SIE LOS! ICH SAG ES NICHT NOCH EINMAL, DENN SO ODER SO DU WIRST STERBEN, QUALVOLL!" Bei seinen Worten gefror mir buchstäblich das Blut im Körper, ich hatte vergessen, warum ich in dieser Lage war, er war ein Mafioso, doch ich liebte ihn. Eine Kurzschlusshandlung, ja das war es, was ich nun tat. Ich drückte mich nach vor, genau in das Messer hinein, es schnitt weiter. Kurz verunsichert von meiner Reaktion, lies er es an seine Seite sinken und mehr brauchte ich nicht. „ELJAS ICH LIEBE DICH! Also erschieß den Bastard!" Ich hatte mit meiner Reaktion genau das erreicht, was ich wollte, denn Flinn stolperte mit mir weiter rückwärts, bis wir beide fielen und ich mich zur Seite rollte.
Und schon war er da, wie schnell er doch war. Er stürzte auf Flinn zu, der das alles nicht kommen gesehen hatten und fing an auf ihn einzudreschen. Er schlug immer und immer wieder zu. „DU - WIRST - STERBEN - DU - VERDAMMTES - SCHWEIN!" Doch Flinn ließ ihn nicht lange gewähren, sie wetzten sich am Waldboden, hin und her. Schmolzen zu einem blutigen Knäuel, ich starrte auf das, was vor mir geschah und regte mich nicht, konnte nicht bis Eljas schmerzerfüllt aufschrie.
Das Messer, es steckte tief in seiner Flanke. Er würde sterben, wenn er es rauszieht, das konnte ich nicht zulassen! Bevor ich realisierte, was ich tat, nahm ich die Waffe, die Eljas verloren haben musste und schoss. Ich hörte einen Schuss, war wie erstarrt, was hab ich getan? Der Rückstoß der Waffe setzt mich auf den Hintern, ich starrte vor mich, das Knäul der Raufenden bewegt sich nicht mehr, hab ich beide getötet? NEIN, NEIN, das kann nicht sein! ICH HAB IHN GETÖTET! An den Rändern meiner Sicht wurde es schwarz, meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich hatte nicht einen Menschen getötet, sondern 2 und einen davon liebte ich. Ich fing hysterisch an zu weinen, vergrub meinen Kopf in den Händen und stützte sie auf den Knien ab.
Minuten vergingen, aber ich hörte nicht auf, bis ich gepackt wurde und mich an einer breiten männlichen Brust befand. Dieser Duft, diese Wärme, das konnte nur eines bedeuten. Zaghaft blickte ich hoch, traute mich nicht, vielleicht spielt mir mein Gehirn einen Streich. Aber als ich die Augen sah, wusste ich es, er war wirklich da, hier bei mir. „Es ist vorbei mein Herz, ich hab dich und lass dich nie wieder los!"
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Dunkle Sehnsucht
Teen Fictionℳ𝒶𝒻𝒾𝒶𝓇ℴ𝓂𝒶𝒸ℯ: 𝒟𝓊𝓃𝓀𝓁ℯ 𝒮ℯ𝒽𝓃𝓈𝓊𝒸𝒽𝓉 Wenn eine One-Night-Stand dein Leben verändert, wird es reichen über seine dunkle Seite hinwegzusehen? Oder wird es dich noch mehr zerstören? Textauszug: „Nun gut, Süße, bist du bereit, die Nacht de...