Dunkle Sehnsucht

Die Unterredung

*Eljas*

„Liebe ist Leidenschaft, Hingabe - jemand, ohne den man nicht leben kann. Such dir jemanden, nach dem du verrückt bist und der dich ebenso liebt, wie du ihn. Wie man so jemanden findet? Vergiss den Verstand und hör nur auf dein Herz." - Rendezvous mit Joe Black

Seit Amelies Rettung aus den Fängen meines psychopathischen Großvaters sind mittlerweile drei Tage vergangen. Drei Tage, in denen ich jede freie Minute mit ihr verbracht habe, drei Tage, in denen ich meinen Pflichten als Oberhaupt der schottischen Mafia nicht nachgekommen bin. Unwillkürlich beginne ich bei den Gedanken an mein Herz zu lächeln an, welches einem sorgenvollen Runzeln der Stirn weicht. Denn ich mache mir auch große Sorgen um sie, was sie alles erlebt hat in den letzten 2 Wochen ist mehr als ein Mensch alleine tragen kann, aber sie sagt mir immer wieder das es ihr gut gehen würde.

Der Gedanke an das, was ihr zugestoßen ist, die Misshandlung durch Frank und die fast Vergewaltigung durch diesen Wurm lassen mich noch immer kochen vor Wut. Am liebsten würde ich beide nochmals umbringen, aber nicht so schnell, nein langsam und mit vielen Qualen würden sie sterben.

Und da wäre ja auch noch die Tatsache, dass meine unschuldige Amelie ein Leben beendet hat, auch wenn sie meines dadurch gerettet hat. Ich habe mehrfach versucht, mit ihr darüber zu sprechen, aber sie macht komplett zu, sagt es gehe ihr gut und dass nie etwas geschehen sei. Ich weiß, dass sie alles zu verdrängen versucht, aber ihre unruhigen Bewegungen und ihre angsterfüllten Worte, die sie im Schlaf murmelt, sagen mir etwas anderes. Ich kann ihre Angst nur lindern, in dem ich sie fest in meine Arme schließe und ihr versuche Halt und Sicherheit zu vermitteln.

Frustriert fahre ich mir durch die Haare und stoße einen Seufzer aus. Das schummrige Licht der Schreibtischlampe beleuchtet die Unterlagen, über denen ich jetzt schon die letzten zwei Stunden brüte und ich bin mir noch immer unschlüssig wie ich an die Sache ran gehen sollte. Ich greife mit der rechten Hand nach dem Kristallglas, in dem der teure Bourbon zwei Fingerbreit eingegossen ist und nehme einen großzügigen Schluck. Ich lasse den Alkohol kurz in meiner Mundhöhle verweilen bis ich ihn hinunterschlucke, ein leichtes Brennen breitet sich in meiner Kehle aus. Ein willkommenes Brennen, das mich kurz von meinem eigentlichen Sorgen ablenkt. Ich schwenke das Glas und kippe den Rest des Bourbon hinunter und greife nach meinem Handy und wähle seine Nummer an.

Ich weiß gerade nicht, ob mir mein Entschluss, den ich gefasst habe, um die Ohren fliegen wird, oder eher besser gesagt mit einer Faust im Gesicht enden wird. Das Freizeichen erklingt jetzt schon zum 4. Mal, ich werde ungeduldig, ein weiteres Tuten erklingt, mein Finger schwebt schon über der Auflegetaste als seine verschlafene Stimme durch den Hörer schallt. „Ich hoffe du hast einen guten Grund mich um 4 Uhr Morgens aus dem Bett zu klingeln, auch wenn du der allmächtige und große, böse Mafiaboss Eljas Mc Mullan bist."

Ich bereue meine Entscheidung schon, knirsche mit den Zähnen und schlucke die aufkeimende Wut, die bei seiner Aussage entsteht hinunter, denn alles steht und fällt mit ihm. Denn er wird der am schwersten zu überzeugende Teil meines nicht ausgereiften Planes sein. „Luan, wie schön, dass du immer so ein Arschloch bist, sogar wenn du im Halbschlaf bist", murre ich gespielt freundlich.

„Arschloch, du meinst wohl genau, weil ich im Halbschlaf bin", knurrt er und klingt nun schon etwas wacher und setzt ein „Nun mal ehrlich, was willst du" hinterher.

Mein Blick schweift wieder über die Papiere und bleibt an einem Absatz hängen, der ihre Lösung und mein Untergang durch die Hand von Luan sein kann.

„Eljas verdammt nochmal, was ist? Ich hab nicht ewig Zeit, ich würde gerne noch etwas schlafen." Seine Stimme klingt wütend und ich höre es rascheln, er muss sich gerade aufgesetzt haben. Ich räuspere mich und lasse meinen Blick weiterhin auf den Zeilen vor mir kleben. „Ich muss mit euch allen reden, kommt so schnell es geht in die Villa."