Unheilvolle 36 Stunden

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*Eljas*

Den ganzen Weg nach Hause hab ich nur an mein Mädchen gedacht und welche Schmerzen ich ihr bereitet habe, ich hab dies alles zugelassen. Ich ekle mich vor mir selbst und weiß, dass ich mir das nie verzeihen werde, doch sie muss nur noch 2 Tage durchhalten. 2 Tage, ich sage mir das immer und immer wieder. Sie ist stark, sie wird sich nicht klein bekommen lassen. Sie muss einfach durchhalten.

Zu Hause erwarteten mich schon alle im Eingangsbereich, sie sahen mich aufmerksam an. Sie wollten sehen, ob ich unverletzt war, ich ließ es über mich ergehen. „Leute, was?", brülle ich in ihre Gesichter. Ich bin genervt und kann mir das nicht länger antun, ich stürme an ihnen vorbei ins Wohnzimmer zu meiner Kommode, schenke mir ein Glas Scotch ein, trinke es in einem Zug leer und schenke mir wieder nach.

„SOLLTEST DU VERDAMMT NOCHMAL NICHT NÜCHTERN BLEIBEN, UM AMELIE DORT RAUS ZU HOLEN?", brüllt nun jemand hinter mir. Ich drehe mich ruckartig um, und blicke in ein verärgertes Augenpaar! Luan der Spinner steht mit geballten Fäusten da und man sieht ihm an, dass er rasend vor Wut ist

„WER ZUM TEUFEL HAT IHN DORT RAUSGELASSEN UND WURDE NICHT GEKILLT?", brülle ich ebenso wütend den anderen zu. Ich wusste, dass er recht hatte, ich kann nicht besoffen Pläne schmieden. Aber es macht mich rasend, dass meine Anweisungen wieder einmal untergraben wurden. Ich werfe das verdammte Glas gegen die Wand, Alkohol und Scherbensplitter fliegen durch die Luft. „Habe ich mich nicht klar ausgedrückt?"

„Doch, aber ...", fängt Aiden an zu sagen. „ABER WAS, VERDAMMT?", schreie ich in seine Richtung. Ich koche vor Wut. „Ich habe sein brüllen und klopfen nicht mehr ausgehalten. Außerdem sind wir schon ein Stück weiter gekommen", sagt er halb entschuldigend. Ich wische mir frustriert über das Gesicht und lasse mich auf die Couch fallen. Kurz herrscht Stille.

„Hast du sie gesehen? Geht es ihr gut?", fragt mich Kilian mit großen Augen und hoffnungsvollem Blick. Mein Gesicht fiel in sich zusammen und es war zu spät, sie haben es alle bemerkt.

„WAS IST MIT IHR, ELJAS?", brüllt Luan außer sich. Er kommt einige Schritte näher. Ich springe hoch, gehe auf ihn zu und stehe nun Nase an Nase mit ihm.
„Vorsichtig, sei dir deiner Stellung bewusst, Luan", keife ich in sein Gesicht und komme mir im Innersten so verdammt schäbig vor.

„Ich will verdammt noch mal wissen, wie es ihr geht! Das ist mein gutes Recht, sie ist meine Familie!", keift er genauso zornig in mein Gesicht zurück. Nun werde ich richtig wütend. „Meine etwa nicht? ICH LIEBE SIE, UND DU KANNST VERDAMMT NOCH MAL NICHTS DARAN ÄNDERN! Komm endlich klar damit!"

„Das ist nicht der Punkt!", meint er mit fester Stimme. Ich kann mir ein spöttisch klingendes "Nicht?" nicht verkneifen. „Natürlich nicht!" Er tritt einen Schritt zurück und blickt mich mit müden Augen an. Ich kann ihn doch verstehen, dies würde ich aber niemals zugeben.
„Also, was ist jetzt?", fragt Kilian mit großen Augen und hoffnungsvoller Stimme.

„Ich habe sie gesehen ..." Meine Stimme bricht, die Bilder kommen wieder hoch, wie dieser Widerling auf ihr ist, sie sich wehrt und wie verzweifelt sie versucht nicht schwach zu wirken.

„Was hat er mit ihr getan?", die Stimme des Rotschopfes vor mir bricht ein wenig. Kilian starrt mich erwartungsvoll an und wartet auf meine Antwort.

„Sie wurde ... sie wurde ...", versuche ich einen Satz zu bilden, aber es gelingt mir nicht.

„NEIN, VERFICKTE SCHEIßE, SAG NICHT DAS WAS ICH MIR DENKE!", brüllt Luan haareraufend.

„Nicht ganz, aber fast", erkläre ich fast zu gefasst. Alle Umstehenden atmen erschrocken aus, starren mich immer noch an und ich merke wie mir eine Welle des Hasses und Wut entgegen schwappt. Natürlich, warum auch nicht, ich verstehe sie doch. Ich weiß, dass ich schuld bin.

„Was ist denn der Plan? Wir haben also nicht viel Zeit, nicht wahr?", schaltet sich nun auch Dennis ein.

„Wir bleiben bei dem, was wir schon besprochen haben! Es wird klappen", sage ich mit bemüht fester, ruhiger Stimme. „Woher willst du das wissen?", kontert Luan mit genauso mühsam beherrschter Stimme.

„Weil ich ihn kenne!", motze ich zurück. Bis er mit einem „Klar, er ist doch wie du!" kontert. Seine Worte schlagen Klauen in mich, bin ich wirklich so wie er? Ein Monster, ein Untier, das kein Gewissen hat? Vielleicht, oder wahrscheinlich, ja. Keiner kommt auf meine Position, ohne seine Seele zu verkaufen an den Teufel höchstpersönlich.

„Ich hab gesagt, ich brauche 3 Tage", sage ich so ruhig wie möglich in die Runde. Ich muss versuchen mich wieder zu konzentrieren, ich muss an dem Plan festhalten.

„Bist du wahnsinnig? Sie wird das nicht überleben, nicht noch 3 Tage!", kreischt Luan. Ich sehe, wie der Hass in ihm wächst. Gut so, den wird er brauchen, auch wenn er gegen mich gerichtet ist. „Ich weiß es doch auch, aber wenn ich weniger gesagt hätte, hätte er Verdacht geschöpft! Und außerdem sind es nur 2!", gebe ich ruhig von mir.

„Du wirst noch ihr Tod sein!" Mit energischen Schritten kommt er auf mich zu und faucht mich weiter an. „Wenn sie stirbt, wirst du leiden, bevor ich dir höchstpersönlich den Gar aus mache."

"GUT! TU WAS DU NICHT LASSEN KANNST, DENN OHNE SIE KANN ICH NICHT MEHR LEBEN!", fauche ich ihm in sein Gesicht. Seine Gesichtszüge werden weicher und er sieht mich erstaunt an. Er hätte dies von mir nicht erwartet. Ich kann es ihm ansehen.

"Na dann, BOSS sag uns was du vorhast!" Seine Worte sind nicht spottend, sondern entschlossen.

"Du stehst hinter mir?", frage ich erstaunt und hebe eine Augenbraue. "Für sie ja!", gibt er entschlossen zu.

Es sind nun eineinhalb Tage her, dass dieses Gespräch stattgefunden hatte. Jetzt, stehe ich hier, streiche mir über das Haar, fühle wie meine Fingerspitzen kribbeln und kann meine Augen nicht von dem Foto reißen, das auf meinem Schreibtisch liegt. Ich blicke in ihr geschundenes Gesicht, streiche über die Haarsträhne und die Kette. Ein Klopfen befreit mich aus meinen Überlegungen.

„Bereit?", fragt mein kleiner Bruder und lugt zur Türe herein.

Meine Miene wird stählern. „Bereit! Ich will mein Mädchen wieder und ich werde sie retten, koste es was es wolle", gebe ich entschlossen von mir. Ich schnappe mir meine Waffen, stecke sie ein und straffe meine Schultern. Amelie ich komme dich holen, auch wenn ich jeden einzelnen abschlachten muss, du wirst wieder bei mir sein. Ich hoffe, du kannst mir irgendwann verzeihen, denn ich kann es nicht!

Dunkle SehnsuchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt