Eine Woche

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*Mael*

,,Alle schlechten Eigenschaften entwickeln sich in der Familie. Das fängt mit Mord an und geht über Betrug und Trunksucht bis zum Rauchen.“ - Alfred Hitchcock


Es ist jetzt mehr als 3 Wochen her seit dem Desaster auf der Coastrod, dem Tod meines Vaters und der Tatsache, dass mein Füchslein von diesem psychopathischen Mc Mullan entführt und von dem Bastard Eljas gerettet wurde. Ich koche noch immer und sitze hier in Edinburgh fest. Da ich nun der Kopf, sprich das Oberhaupt des Milieu Marseillaise bin, lässt man mich hier nicht unbewacht weg. Daher sitze ich hier vorerst in der Festung fest. Denn meine Onkel und Cousins sind natürlich auch scharf auf diesen Posten. Doch so leicht werde ich es ihnen nicht machen, einen Mael Durand kann man nicht so leicht ausschalten.

Ich muss jetzt klug handeln, davon spricht mein kleiner beschränkter Bruder immer. Ich darf der Familie in dem ersten Monat keine Gelegenheit bieten, mich auszuschalten. Da wir hier in Schottland sind, ist es gleich viel schwerer sich an mich heranzuwagen. In Frankreich selbst herrscht der absolute Ausnahmezustand. Ich muss dieses verdammte Problem bald lösen, sonst wird mich niemand mehr ernst nehmen.

Doch zuerst hole ich mir was mir gehört und vernichte alles und jeden der sich mir in den Weg stellt. Vor allem dieser Bastard Eljas Mc Mullan. Ich schäume noch immer vor Wut, allein der Gedanke, dass er MEIN EIGENTUM betatscht, bringt mich fast zum Explodieren.

Heute ist meine Laune wieder besonders mies, denn ich hab vorhin wieder ein Gespräch mit meinem Spitzel gehabt, der Typ hatte Glück, dass ich ihn nicht abgeknallt hatte, nachdem er die Situation vor 3 Wochen so in den Sand gesetzt hat. Denn leider habe ich noch eine Verwendung für ihn, er ist mir noch nützlich. Die Betonung liegt auf NOCH, denn noch einmal lasse ich ihn nicht mehr nur mit Prügel davonkommen. Ich konnte ihm ja nicht mal was brechen, da er seine Hände und Füße noch braucht, um mir die Informationen zu beschaffen, die ich brauche. Aber ihm ist mittlerweile klar, wenn er noch einmal versagt, wird jemand, den er über alles liebt, leiden.

Ich sehr mir die Fotos, die verstreut auf meinem Schreibtisch liegen an. Sehnsucht und rasende Eifersucht packen mich. Mein inneres Monster lässt sich nicht mehr lange im Zaum halten. Sie wird mir gehören, nur mir und keiner wird das verhindern können. Sie hat eine Schuld meiner Familie gegenüber und das heißt sie ist MEIN.

Ein lautes Klopfen reißt mich aus den Gedanken, ich blicke hoch und sehe wie Noel durch die Türe in mein Büro tritt. ,,Morgen, Patron, ich habe die restlichen Berichte von heute Morgen gerade erhalten, hier.“ Er reicht mir einen kleinen Ordner und sieht mich dabei ruhig an. Ich nehme ihm den Ordner stillschweigend ab und sehe mir die Dokumente an. ,,Du hast schon wieder schlechte Laune? Du weißt doch es ist nur mehr eine Woche und der Monat ist um, dann müssen sie dich alle anerkennen. Für die bevorstehende Zeremonie ist schon alles eingeleitet worden“, spricht er mit besonnener Stimme und sucht dabei meinen Blick.

Ich atme tief durch, mehrmals, denn ich bin schon wieder fast am Überkochen als ich die Papiere fertig durchgesehen habe. Das Geräusch meiner Atmung füllt die kurze Stille zwischen uns. ,,Noel, was soll der Scheiß denn?“ Ich fuchtle mit den Blättern vor seiner Nase herum. „Reizt du mich gern, kleiner Bruder?“, frage ich und presse die Worte hervor. Ich spüre wie sich unkontrollierte Wut in mir aufstaut und droht hinaus zu platzen. Er sieht mir noch immer fest in die Augen, er ist der Einzige der keine Angst vor mir zu haben scheint.

Kurz liefern wir uns ein Blickduell, bis er seinen Blick abwendet und zur Kommode geht, die nahe am Fenster steht und zwei Gläser mit Scotch befüllt. Er tut dies sehr langsam, verursacht keinen Lärm. Er weiß, dass ich ihn beobachte. Als er zu mir an den Schreibtisch zurückkehrt, hält er mir ein Glas hin. Ich nehme es ihm aus der Hand und warte noch immer auf seine Erläuterungen.

,,Noel mir platzt gleich der Kragen“, schreie ich ihn an und er weicht keinen Zentimeter zurück. Jeder andere wäre zurückgewichen oder hätte sich klein gemacht, aber nicht mein Bruder. Er räuspert sich und sieht zu den Papieren, die ich noch immer in der Hand halte und dann wieder in mein Gesicht. Nach einer gefühlten Ewigkeit beginnt er zu sprechen. ,,Ich dachte du solltest es durch mich erfahren, denn wir brauchen jeden einzelnen Mann, wenn du Patron werden möchtest, beziehungsweise Patron bleiben möchtest. Denn wir können uns es nicht erlauben schwächer zu werden, nur weil du die Boten schlechter Nachrichten erschießt oder sonst was mit ihnen machst.“

Ich bin erstaunt und über alle Maßen sauer, dass er mit mir so spricht. Ich versuche mich zu beherrschen, er funktioniert nur leider nicht, ich raste nun aus. Ich fege meinen Schreibtisch leer und ziehe ihn am Kragen zu mir. Ich lasse seinen Kopf gegen die Tischplatte rumsen und drücke ihn mit meinem Gewicht nieder. Seine Nase fängt sogleich zu bluten an, doch er rührt sich nicht. ,,Überspann den Bogen nicht, kleiner Bruder, denn du weißt, wozu ich in der Lage bin. Du hast mehr Glück als Verstand, das kann ich dir sagen“, zische ich ihm in sein Ohr.

Ich lasse ihn los und er rafft sich auf, wischt sich über die Nase und starrt mich unablässig und ohne Furcht an. ,,Ich verstehe dich ja Mael, doch du musst dich beherrschen, jetzt viel mehr als zuvor. Vor allem, wenn du nicht willst, dass die Familie hinter ihr her sein wird.“

Er hat ja recht mit dem, was er sagt, doch es muss mir dennoch nicht gefallen. Ich haue mit der flachen Hand auf den Tisch und stütze mich ab. ,,Das musst du mir nicht sagen, Noel, das weiß ich bereits, aber es fühlt sich einfach gut an gefürchtet zu werden, verstehst du mich?“, zische ich in einem bedrohlichen Flüstern. Er ist so klug und nickt nur.

Kurz herrscht eine angespannte Stille, bis er zu sprechen beginnt. Er klingt wie verschnupft, hab ich heute doch noch jemandem etwas gebrochen. ,,Was gedenkst du zu tun?“

Ich schnaube und wenn ich sage, ich hätte Feuer spucken können, hätte man es mir geglaubt, so wütend war ich. ,,Das wird nie geschehen“, spreche ich bemüht beherrscht aus und zeige dabei auf die Papiere, die im Raum verstreut herumliegen. Ich schäume allein bei dem Gedanken an das, was ich dort lesen musste. Mein Blutdurst ist geweckt. ,,Und bring mir PJ unverzüglich her!“

Mein Bruder steht noch immer wie angewurzelt da und regt sich nicht vom Fleck. Mein Zorn wächst und ich fange an zu brüllen ,,SOFORT NOEL! Am Bersten hast du dies schon gestern erledigt." Ich höre, wie er schluckt, sich umdreht und ein ,,Jawohl Patron“ sagt, bevor er durch die Türe verschwunden ist und mich mit meinem Zorn und Verlangen nach Blut allein lässt. ,,Eine Woche mein Füchslein, eine Woche!“

Dunkle SehnsuchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt